Die Aufarbeitung der Missbrauchsvorwürfe im Bistum Würzburg ist einen Schritt weiter. An diesem Dienstag werden neue Ergebnisse bekanntgegeben: die Auswertung der Personalakten der drei Kilianeen in Würzburg, Miltenberg und Bad Königshofen. Eine externe Anwaltskanzlei hat in den vergangenen Monaten den Dokumentenbestand der einstigen katholischen Knaben-Internate gesichtet.
94 Priesterakten waren auffällig, 47 hatten einen sexuellen Bezug
Bereits geprüft worden sind rund 3000 Akten des gesamten pastoralen Personals der Diözese Würzburg aus den Jahren 1946 bis 1999. Diese Auswertung wurde Ende Juni bekanntgegeben. 94 Akten von Priestern erwiesen sich dabei als auffällig; 47 hatten ein sexuellen Bezug. Gesammelt wurden auch Hinweise auf Gewalttaten ohne sexuellen Bezug: Er lag in 29 Fällen vor. Bei 18 Akten war der Bezug unklar. 35 Akten enthielten Vermerke auf strafrechtliche Ermittlungen.
Unter den gesichteten Akten befanden sich auch die der Diakone und Pastoral- und Gemeindereferenten. Bei diesem Bestand wurden keine Auffälligkeiten entdeckt, stellte damals der Würzburger Strafrechtler Hans-Joachim Schrepfer fest.
Ergebnisse der Missbrauchsstudie zeigen nur die Spitze des Eisbergs
Anlass für die zusätzliche Sichtung von Akten war das Ergebnis der sogenannten Missbrauchsstudie im September 2018 in Fulda bei der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Durchgesehen wurden damals insgesamt 38 156 Personal- und Handakten der 27 Diözesen aus den Jahren 1946 bis 2014.
Das Ergebnis der Studie: Bei 1670 Klerikern fanden sich Hinweise auf sexuellen Missbrauch von Minderjährigen. Das entspricht 4,4 Prozent aller Kleriker. Diese Zahl stellt laut den Forschern aus Mannheim, Heidelberg und Gießen eine untere Schätzgröße dar; der tatsächliche Wert liege aufgrund der Erkenntnisse aus der Dunkelfeldforschung höher, hieß es bei der Vorstellung in Fulda.
In den Kilianeen soll es zu körperlicher Gewalt gekommen sein
Dass weitere Akten, die noch nicht durch die Missbrauchsstudie erfasst worden sind, im Bistum Würzburg extern gesichtet werden, das hatte Bischof Franz Jung vor fast einem Jahr angekündigt. Bei der Podiumsdiskussion im Würzburger Burkardushaus im Dezember 2018 sagte Jung, dass er zudem Akten an die Staatsanwaltschaft übergeben werde.
Nun steht an diesem Dienstag die Auswertung der Akten aus den drei ehemaligen Knabenseminaren der Diözese an. Bereits länger bekannt ist, dass es in den Einrichtungen zu körperlicher Gewalt gekommen sein soll. Bereits 2010 gab es im Würzburger Kilianeum Vorwürfe, Schüler seien dort körperlich misshandelt worden. Auch im Kilianeum Miltenberg sollen bei der Telefon-Aktion "Telefon in der Krise – Was ich mal sagen will" von Ex-Schülern Beschuldigungen über Schläge und Züchtigungen geäußert worden sein.
Ein Geistlicher wird zwei Mal beschuldigt
Zudem soll ein ehemaliger Würzburger Schüler Missbrauchsvorwürfe gegen einen Geistlichen erhoben haben, der auch der Vergewaltigung einer 17-Jährigen im Jahr 1988 im Exerzitienhaus Himmelspforten beschuldigt wird. Sein Fall wurde eingestellt. Konkret stand eine sexuelle Handlung vor einem Minderjährigen oder auch schon jungen Erwachsenen im Raum, teilte die Staatsanwaltschaft Würzburg damals auf Nachfrage mit.
Na ja, wem das für eine verallgemeinernde Rundum-Vorverurteilung bzw. Bestätigung seiner Vorurteile reicht, der kommt natürlich voll auf seine Kosten....
Und für ein Schagzeilchen reichts scheinbar allemal