Für die sogenannte Missbrauchsstudie, deren Ergebnisse im vergangenen September vorlagen, wurden über 1000 Personalakten der Diözese Würzburg aus den Jahren 2000 und 2015 geprüft. Nun hat das Bistum rund 3000 weitere Akten des gesamten pastoralen Personals aus den Jahren 1946 bis 1999 im Zuge der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs extern sichten lassen. Am Freitag stellte Generalvikar Thomas Keßler zusammen mit Hans-Jochen Schrepfer sowie Heidi Frank von der Würzburger Strafrechtskanzlei Dr. Schrepfer & Kollegen die Ergebnisse vor: Bei 94 Priesterakten konnten Auffälligkeiten festgestellt werden. 13 Akten davon wurden zur weiteren Prüfung an die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg weitergeleitet.
Hinweise auf grenzüberschreitendes Verhalten mit und ohne sexuellem Bezug
Bei dieser externen Sichtung wurden "nicht nur Hinweise auf sexuellen Missbrauch und sexualisierte Gewalt, sondern auch auf Gewalttaten ohne sexuellen Bezug gesammelt", informierte Rechtsanwalt Schrepfer. Registriert wurde ebenso Verhalten, das unterhalb der Schwelle zur Strafbarkeit gelegen habe, "aber vom Betroffenen als unangenehm empfunden wurde".
Die Sichtung ergab im Einzelnen: Untersucht wurden genau 2922 Akten – die jedoch nicht mit der Anzahl des Personals gleichzusetzen sei, so Schrepfer. Zudem konnte nicht in jedem Fall verifiziert werden, ob die in in den Akten genannten Personen noch leben. Unter den Akten der Diakone und Pastoral- und Gemeindereferenten wurden keine Auffälligkeiten entdeckt, dagegen in 94 Priesterakten. In 47 von ihnen gab es demnach Hinweise auf grenzüberschreitendes Verhalten mit sexuellem Bezug. In 29 auffälligen Akten fehlte zwar ein sexueller Bezug, dafür ließen sich andere Verfehlungen wie Beleidigungen feststellen.
35 Akten enthielten Vermerke auf strafrechtliche Ermittlungen. Zehn Verfahren wurden bereits durch die Staatsanwaltschaft eingestellt, in 20 Fällen kam es zu einem Urteil, darunter waren fünf Freisprüche. Bei den 13 Akten, die an die Diözese Würzburg sowie an die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg weitergeleitet wurden, waren zehn Fälle mit sexuellem Bezug.
Generalvikar Thomas Keßler bittet Betroffene um Vergebung
"Für all die Fälle von sexuellem Missbrauch und von Gewalt gegenüber Minderjährigen und Schutzbefohlenen bitte ich im Namen der Diözese Würzburg und unseres Bischofs Franz um Vergebung", sagte Generalvikar Thomas Keßler im Anschluss an die Vorstellung der Ergebnisse. Keßler ging auf "Züchtigungen von Kindern" ein, vor allem im Religionsunterricht. Zahlreiche Kleriker hätten diese als pädagogische Maßnahme in bestimmten Fällen als angebracht angesehen. "Aus dem Geist des Evangeliums hätte ein Priester auch schon damals eine solche Züchtigung nicht durchführen dürfen". Dieses Verhalten sei falsch gewesen "und tut uns als Kirche leid".
Als Konsequenzen erwähnte der Generalvikar unter anderem die "gute Zusammenarbeit" mit den staatlichen Strafverfolgungsbehörden. So seien die in der Missbrauchsstudie erfassten Akten bereits im November vollständig an die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg übergeben worden und aktuell die erwähnten 13 Akten. Zudem sei ein Seelsorge-Team für Betroffene etabliert worden, ebenso ein Interventionsteam. Darüber hinaus sei der Informationsaustausch zwischen den Diözesen verbessert worden. So werden laut Keßler die Umzüge von Ruhestandspriestern, bei denen unabhängig von einer Verurteilung Missbrauchsvorwürfe vorliegen, den neuen Wohnortdiözesen schriftlich mitgeteilt.
Bereits im Dezember 2018 hatte Bischof Franz Jung angekündigt, bislang noch nicht gesichtete Personalakten extern untersuchen zu lassen. Dazu gehören auch die Personalakten der drei früheren Kilianeen (Knabeninternate) in Würzburg, Bad Königshofen (Lkr. Rhön-Grabfeld) und Miltenberg. Laut Generalvikar Thomas Keßler sei bislang aber erst der Bestand des Würzburger Kilianeums untersucht worden. Diese Ergebnisse werden zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.
3000 ist lediglich die Anzahl der gesichtete Akten. Ergo: In 2906 Akten gab es keinerlei Hinweisw
Warum erst jetzt nach Jahren des Bekanntwerdens der Missbräuche und immer wieder Berichtens über die Vielzahl von Missständen das Sichten von weiteren 3000 Akten. Was ist das für eine widerwärtige Salamitaktik!
Im übrigen sehe ich das durchaus wie Sie. Jeder Fall ist zu viel.
Trotzdem sollte man vor lauter Empörung nicht den Verstand gänzlich ausschalten. Je mehr Akten gesichtet werden, desto besser. Im Gegensatz zu "nikomich" kann ich hieran nichts verwerfliches finden, wovon einem übel werden müsste