Im Bistum Würzburg verschärft sich der Konflikt um die Finanzen. Sowohl die Vertreterversammlung der Caritas als auch der Diözesanrat der Katholiken haben die Bistumsleitung am Wochenende öffentlich wegen geplanter Sparmaßnahmen kritisiert. Erst vor einer Woche war Weihbischof Ulrich Boom als Leiter der Hauptabteilung Seelsorge zurückgetreten. Er begründete seinen Schritt mit anstehenden finanziellen Entscheidungen. Mit Spannung erwartet wird jetzt das Jahresergebnis für 2019. In der Regel legt das Bistum seine Bilanz gegen Ende des Folgejahres vor.
Vor einem Jahr verzeichnete die Diözese in ihrer Jahresbilanz für 2018 ein Minus in Höhe von 13,2 Millionen Euro. Schon im Herbst 2018 hatte die Bistumsleitung einen Sparkurs angekündigt. Derzeit herrscht im Bistum eine Haushaltssperre, ein Moratorium begrenzt Investitionen in Baumaßnahmen auf das Nötigste. Wie alle Bistümer in Deutschland rechnet auch Würzburg durch die Corona-Pandemie mit deutlich sinkenden Kirchensteuereinnahmen.
Offenbar verschärft die Diözese nun ihre Sparbemühungen. So rechnet die Caritas laut einer Mitteilung für das kommende Jahr mit 3,5 Millionen Euro weniger Zuschüssen. Ursprünglich habe man 21 Millionen Euro beantragt, so der Leiter der Abteilung Personal und Finanzen, Manfred Steigerwald, am Freitag bei einer Vertreterversammlung des Diözesan-Caritasverbandes. Im laufenden Jahr habe der katholische Wohlfahrtsverband zehn Millionen Euro nicht erhalten, die im Haushaltsplan des Bistums versprochen gewesen seien. Diese Lücke habe man mit Rücklagen ausgeglichen, die eigentlich für langfristige Kredite und Baumaßnahmen gedacht waren.
In einer Resolution forderte die Vertreterversammlung mehr Transparenz von der Bischöflichen Finanzkammer. Mit ihr soll es ebenso wie mit Bischof Franz Jung und dem Diözesansteuerausschuss weitere Gespräche über die geplanten Kürzungen geben. Die frühere Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Ehrenvorsitzende des Würzburger Diözesan-Caritasverbandes, forderte anstelle der Kürzungen einen kirchlichen Rettungsschirm für den Wohlfahrtsverband. "Unser Bischof setzt in seinen Stellungnahmen klare Signale für die Bedeutung der Caritas", so die CSU-Politikerin.
Der Diözesanrat, das oberste Laiengremium, kritisierte eine diskutierte Wiederbesetzungssperre in der von Weihbischof Boom bisher geleiteten Hauptabteilung Seelsorge. Der Rat verabschiedete am Samstag eine entsprechende Resolution gegen die öffentlich gewordenen Pläne. Durch den Wegfall Hauptamtlicher drohten auch die Ehrenamtlichen in der Fläche wegzubrechen, warnte das Laiengremium: Die Einrichtungen der Hauptabteilung Seelsorge bauen wichtige Brücken in die Gesellschaft hinein und bringen Kirche in Kontakt mit Menschen, die nicht fest in unseren Gemeinden verwurzelt sind, aber durch die Angebote dieser Einrichtungen Kontakt zur Botschaft des Evangeliums erhalten."
Laut Generalvikar Jürgen Vorndran sind die Überlegungen zu einer Wiederbesetzungssperre in der Hauptabteilung Seelsorge wichtig im Blick auf die aktuelle finanzielle Lage des Bistums. Er verwies am Samstag bei der außerordentlichen Vollversammlung des Diözesanrats auf coronabedingte Rückgänge bei der Kirchensteuer im laufenden und kommenden Jahr. Der stellvertretende Leiter der Seelsorge-Abteilung, Christoph Warmuth, ergänzte, er sehe die Not zur Kostenreduzierung.
Vanessa Eisert, Diözesanvorsitzende des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), kritisierte laut Pressemitteilung des Bistums indes die Informationspolitik der Bistumsspitze. Im Vorfeld der Herbstvollversammlung habe es zur Zukunftspastoral wichtige Papiere erst "sehr plötzlich“ vor der Sitzung gegeben - zu spät, um eine rechte Vorbereitung zu ermöglichen. Auch beim Diözesanforum Ende Oktober sei ein weiteres wichtiges Papier plötzlich aufgetaucht.
Wesentliche Papiere zu veröffentlichen, ohne diese in den Gremien besprochen zu haben - für Vanessa Eisert ist das "nicht nur ein einfaches Übergehen einer Struktur". Sondern "dies stellt grundsätzlich in Frage, wie ernst die Entscheidungsträger in dem gesamten Prozess überhaupt den Diözesanrat und damit die Laien in diesem Bistum nehmen, die nebenbei bemerkt geschätzte 99 Prozent der Katholikinnen und Katholiken ausmachen".
Das stand 2013 in einem MP-Artikel:
"Das Finanzanlagevermögen des Bischöflichen Stuhls Würzburg beträgt 271 Millionen Euro: Rund 260 Millionen davon stecken laut dem Bischöflichen Finanzdirektor Albrecht Siedler in festverzinslichen Wertpapieren."
Dazu noch Immobilienvermögen in bester City-Lage im Wert von 40-50 Mio. Euro (Stand: 2013, dürfte heute deutlich mehr wert sein).
https://www.mainpost.de/ueberregional/politik/zeitgeschehen/einblick-ins-vermoegen-des-bistums-wuerzburg-art-7740339#:~:text=Das%20Finanzanlageverm%C3%B6gen%20des%20Bisch%C3%B6flichen%20Stuhls,Albrecht%20Siedler%20in%20festverzinslichen%20Wertpapieren.