
Unterschriftenlisten aus mehreren Pfarrgemeinden aus dem Landkreis Bad Kissingen sind am Montag abgeschickt worden, adressiert an Bischof Franz Jung in Würzburg. Weitere sollen folgen, heißt es. Die Personen wollen mit ihrer Unterschrift etwas erreichen, was unmöglich erscheint: Der Bischof soll sich für "seinen Mitbruder" einsetzen, für einen wegen sexuellen Missbrauchs verurteilten Geistlichen. Die Unterzeichner sind der Meinung, dass die Kirche nicht auf so einen "fähigen Priester" verzichten könne.
Bistum: Es gilt, Fakten anzuerkennen
Bistumssprecher Bernhard Schweßinger lässt jedoch keine Zweifel. In seiner Stellungnahme auf die Berichterstattung dieser Redaktion über den verurteilten Pfarrer heißt es unmissverständlich: "Der bisherige Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft 'Heiliges Kreuz Bad Bocklet' ist mit der Rücknahme der Berufung in der Hauptverhandlung vor dem Landgericht Schweinfurt am 18. Februar 2021 rechtskräftig zu einem Jahr und vier Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Der Priester ist damit schuldig gesprochen. Dieses Urteil und das Leid der Betroffenen gilt es vor Ort zu akzeptieren und die Fakten anzuerkennen."
Erstmals nennt das Bistum damit die betroffene Pfarrei, macht somit den Pfarrer außerhalb seines näheren Umfelds identifizierbar. Die Unterstützer meinen dazu: "Bei uns weiß eh jeder, wer gemeint ist."
Stelle wird neu ausgeschrieben
Der Freundeskreis des Priesters hat diese Redaktion zudem bereits informiert, dass wohl schon feststehe, dass er nicht mehr in seine Gemeinden zurückkehren könne. Dies bestätigte am Montag das Bistum. Laut Stellungnahme habe der Priester am 25. Februar – nach der rechtskräftigen Verurteilung – auf die Pfarreien der Pfarreiengemeinschaft "Heiliges Kreuz Bad Bocklet" verzichtet. "Bischof Dr. Franz Jung hat den Amtsverzicht angenommen. Die Stelle wird neu ausgeschrieben", so Bistumssprecher Schweßinger.
Darüber hinaus heißt es in der Stellungnahme, dass alle weiteren Maßnahmen der Diözese gegenüber dem Priester "im zusätzlichen kirchlichen Verfahren geklärt" werden. Das von Bischof mit Dekret vom 28. Februar 2020 ausgesprochene Verbot der Ausübung des priesterlichen Dienstes bleibe weiterhin bestehen.
Kirchenrechtliches Verfahren soll bald beginnen
Kurz nach diesem Dekret des Bischofs vor gut einem Jahr gab die Diözese erstmals bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Schweinfurt gegen den Priester ermittelt. Ebenso, dass das Bistum die betreffenden Gemeinden darüber informiert hat – deren Mitglieder über die Vorwürfe damals sehr geschockt waren und teilweise heute noch sind. Wenige Wochen später hat die Staatsanwaltschaft Schweinfurt Anklage erhoben. Der erste Prozess gegen Pfarrer K. war am 20. August 2020 vor dem Amtsgericht Bad Kissingen.
Laut Bistumssprecher Schweßinger ist Pfarrer Stephan Hartmann, Leiter der Pfarreiengemeinschaft "Der Gute Hirte im Markt Burkardroth" seit der Suspendierung von Pfarrer K. Administrator der Pfarreiengemeinschaft "Heiliges Kreuz Bad Bocklet". Er wird den Angaben zufolge vom Burkardrother Pastoralteam und derzeit zusätzlich von Mitgliedern des Interventionsteams der Diözese Würzburg unterstützt.
Ein Diözesanrichter habe wegen der jetzt anstehenden kirchlichen Untersuchung bereits Kontakt mit Pfarrer K. aufgenommen. Das Verfahren werde in Kürze beginnen, heißt es aus dem Unterstützerkreis des Pfarrers.
Andererseits: Sonst wird immer (zu Recht!) über die katholische Kirche hergefallen, dass sie Missbrauchsfälle vertuscht, entsprechende Aufarbeitungen verhindert, ihre missbrauchenden Priester schützt, usw. usf.
Und hier nimmt sie ausnahmsweise mal klar Stellung gegen den Pfarrer, und das ist der Bevölkerung auch nicht recht?
Wobei sich in diesem Fall sehr die Vermutung aufdrängt, dass dieser Pfarrer gezielt von seinen Vorgesetzten fallen gelassen wurde - nicht wegen des Missbrauchs sondern wegen des Bruchs des höchstheiligen Zölibates...
Was könnten wir daraus lernen?
Kindesmissbrauch ist für die Kirche OK.
Eine öffentliche Beziehung zu einer Frau ist hingegen ein Sakrileg und wird durch Ächtung gestraft.