Seine Dienstfahrt in den kleinen Weiler Fährbrück hat für Aufsehen gesorgt. Am 24. Mai hat Landrat Thomas Eberth dort das Augustinerkloster besichtigt. Er sagt, "aus Neugier". Denn, ab August steht die Abtei leer, der Mietvertrag mit dem Bischöflichen Stuhl läuft aus. Mit den Gebäuden und dem rund 2,5 Hektar großen Grundstück ließe sich viel anfangen: eine Unterkunft für Pflegekräfte, Schaffung von bezahlbarem Wohnraum oder innovativen neuen Wohnformen, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamtes.
Vorstellbar sei aber auch, eine Unterkunft für Flüchtlinge. Und genau dieses Zukunftsbild vom Kloster Fährbrück sorgt in den Ortschaften rings um den einsamen Weiler, wo zur Zeit gerade 20 Menschen leben, für große Aufregung. Zum Besichtigungstermin des Landrats kamen gut 150 besorgte Bürgerinnen und Bürger, die durch ein anonymes Flugblatt aufgeschreckt wurden. "Alles Falschmeldungen", kommentierte Eberth die verbreiteten Behauptungen 180 Geflüchtete würden im Kloster untergebracht, oder die Wallfahrtskirche würde jetzt geschlossen werden.
Warum der Wirt des Hubertushofs jetzt eine Bürgerinitiative gegründet hat
Die Familie von Frank Sendner hat in Fährbrück den Hubertushof gekauft. Der Biergarten gegenüber der schmucken Wallfahrtskriche ist ein beliebtes Ausflugsziel. Sendner hat jetzt eine Bürgerinitiative (BI) gegründet. "Weil ich direkt betroffen bin", sagt er. Sie nennt sich in der Kurzform "Fährbrück 23" - und offiziell: "Bürgerinitiative zur Beteiligung an der Nachnutzung des Klosters Fährbrück und zur Wahrung des Lebens- und Kulturraums Fährbrück". Diese Gruppe habe nichts mit dem anonymen Flugblatt zu tun, stellt Sendner im Gespräch mit dieser Redaktion sofort klar.
"Wir distanzieren uns von rechtsradikaler Polemik und fremdenfeindlichem Auftreten", sagt der Gastwirt deutlich und unterstreicht: "Es geht nicht darum, die Flüchtlingspolitik anzugreifen. Sondern darum, dass Menschen nach Fährbrück ziehen, die nicht hierhin passen." Noch vor einiger Zeit lebten in Fährbrück elf Menschen. Jetzt sind es 20, weil der Wirt ukrainische Flüchtlinge bei sich aufgenommen hat. "Einen Teil davon habe ich sogar selbst aus dem Kriegsgebiet geholt", sagt er.
Flüchtlinge im Fährbrücker Kloster: Landrat Thomas Eberth will das nicht ausschließen. Denn, der Landkreis hat Not, ausreichend Wohnraum zu finden. Sendner hält dagegen: "Mit Integration hat das nichts zu tun. Das ist Isolation", sagt er. Denn, in Fährbrück hält kein Bus, es gibt keinen Kindergarten und auch keine Arztpraxis. Die nächste sei in Bergtheim und auch schon überlastet, sagt Sendner.
Seine Bürgerinitiative, mittlerweile hätten sich dieser bereits mehr als 200 Personen angeschlossen, würde keine parteipolitischen Ziele verfolgen. "Menschenverachtendes Verhalten führt zu einem sofortigen Ausschluss aus der BI", sagt er und berichtet von vielen Gesprächen mit Gästen in seinem Biergarten, die er mitbekommt. "Es gibt viel Gegenwind. Vom Bürgermeister, von Gemeinderäten, von vielen Bürgerinnen und Bürgern, die hier leben."
Er selbst sieht seine Existenz gefährdet, wenn nebenan Flüchtlinge einziehen. Sendner kennt das Gebäude und schätzt, dass dort rund 100 Geflüchtete unterkommen könnten. Dass es Familien sein werden, glaubt er nicht. Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen, würde er akzeptieren. Aber mit alleinstehenden Männern anderer Nationen hat Sendner ein Problem. Er sieht Sicherheitsprobleme.
Erste Kaufinteressenten geben Angebote für das Kloster Fährbrück ab
Indessen gibt es die ersten Kaufangebote für das Fährbrücker Kloster. Eine Interessengemeinschaft, die schon länger darüber nachdenkt, das Kloster zu nutzen, gehört beispielsweise dazu, möchte ihre Pläne aber nicht weiter erläutern.
Gastwirt Sendner erzählt, dass auch die Mitglieder des katholischen Männervereins St. Hubertus sich in einem Beschluss gegen Flüchtlinge im Kloster ausgesprochen haben. Die Wallfahrskirche Fährbrück ist das geistliche Zentrum des Hubertusvereins, der etwa 3000 Mitglieder hat. Das aber dementiert Manfred Ländner, stellvertretender Vorsitzender des Vereins und CSU-Landtagsabgeordneter. "Wir verfolgen interessiert die Entwicklung und könnten uns eine religiöse, geistige Nutzung vorstellen - mit der Unterbringung von Flüchtlingen hat das aber nichts zu tun", stellt er klar.
Und persönlich ist er der Meinung, dass es vielleicht nicht sinnvoll sei, mitten in der Landschaft, ohne Verkehrsanbindung, Flüchtlinge unterzubringen. Er sehe aber auch die Not des Landkreises, Unterkünfte zu finden, ohne wieder Turnhallen in Beschlag nehmen zu müssen.
Hinweis der Redaktion: In der ursprünglichen Version dieses Textes, hieß es, dass es im nahegelegenen Hausen keinen Kindergarten und keine Arztpraxis gebe. Das ist nicht zutreffend. Der Text wurde entsprechend berichtigt. Wir bitten, diese Fehler zu entschuldigen.
Da ist mir schon Logischeres begegnet.
Diese Partei existiert, weil es seit Jahrzehnten einen Bodensatz von 10-20% in der deutschen Bevölkerung gibt, der rassistische, fremdenfeindliche und antisemitische Einstellungen vertritt.
Sollte es wirklich dazu kommen, wird sich Eberth und der restliche Kürnacher CSU-Klüngel die Frage gefallen lassen müssen wieviele Flüchtlinge sie bisher in ihrer 5000 Einwohner Heimatgemeinde untergebracht haben? Wenn ich mir die zur Verfügung stehenten Infos ansehe, gibts in den Nachbargemeinden teils sogar grössere Unterkünfte(>50) nur in Kürnach nicht.
Aber Flüchtlinge, ob Einzelpersonen oder Familien in dem abgelegenen Dörflein unterzubringen ist keine gute Idee. Das ist wie eingesperrt und kann in der Tat zu Problemen führen. Und wenn die Leute nicht willkommen sind (auch wenn da schon ein wenig Rassismus mitschwingt) sind Probleme vorprogrammiert.
Da muss der Landrat noch etwas nachdenken.
In einer globalisierten Glaubenswelt gibt es nicht nur den St.-Hubertusverein. Neue Angebote und eine bunte Vielfalt beleben das Geschäft und sind gerade auf dem Land eine Bereicherung.