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Würzburg/Schweinfurt
Probleme bei der Unterbringung: Zahl der Geflüchteten in Unterfranken ist 2022 massiv gestiegen
17.000 Menschen kamen aus der Ukraine, im Anker-Zentrum überwiegen derzeit Asylsuchende aus Afghanistan und Syrien. Die Einrichtung stößt an ihre Grenzen.
Registrierung und Anmeldung im Ankerzentrum Geldersheim (Lkr. Schweinfurt): Die Erstanlaufstelle für Geflüchtete verzeichnete im vergangenen Jahr eine Rekordbelegung. 
Foto: Silvia Gralla | Registrierung und Anmeldung im Ankerzentrum Geldersheim (Lkr. Schweinfurt): Die Erstanlaufstelle für Geflüchtete verzeichnete im vergangenen Jahr eine Rekordbelegung. 
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:39 Uhr

In Unterfranken sind 2022 deutlich mehr Geflüchtete angekommen als in den Jahren davor. Das lag nicht nur am russischen Krieg in der Ukraine, wie aus den aktuellen Zahlen der Regierung von Unterfranken hervorgeht.

Danach hat die zentrale Anker-Einrichtung in Geldersheim (Lkr. Schweinfurt) in den vergangenen zwölf Monaten 5019 Asylbewerber und 3120 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Das waren mehr Zugänge in der Erstanlaufstelle als in den drei Jahren davor zusammen.

Drei Viertel aller Asylsuchenden kommen aktuell aus Afghanistan und Syrien

Die mit Abstand meisten Asylsuchenden kamen aus Afghanistan und Syrien. Zum Jahreswechsel betrug ihr Anteil im Anker-Zentrum 57,1 beziehungsweise 18 Prozent. Dahinter folgen Menschen aus jenen Ländern, für die die Einrichtung in Geldersheim schwerpunktmäßig zuständig ist – aus Algerien (9,6 Prozent), Somalia (5,2), der Elfenbeinküste (4,3) und Armenien (2,5).

Am Dienstag dieser Woche waren im Anker-Zentrum bereits 1750 Geflüchtete untergebracht. "Anker" steht für "ANK-unft, E-ntscheidung, R-ückführung", die Einrichtung in der ehemaligen US-Kaserne Conn Barracks ist ausgelegt für maximal 1500 Bewohner. Üblicherweise, so Leiter Benjamin Kraus, werde sie mit Rücksicht auf Zusammenleben und anstehende Reparaturen nur mit höchstens 1200 belegt.

Anker-Zentrum hat zusätzlichen provisorischen Wohnraum geschaffen

Die Unterbringung von Kriegsflüchtlingen und Asylsuchenden ist für die Regierung von Unterfranken eine große Herausforderung. Sie appelliert an die Landratsämter, Quartiere für die Anschluss-Unterbringung zu stellen. Eigentlich, sagte Sprecher Johannes Hardenacke bereits im Dezember, müsse man wöchentlich mindestens 150 Geflüchtete aus dem Anker-Zentrum herausbringen, um Platz für Neuankömmlinge zu haben.

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Vor Ort hat Einrichtungsleiter Benjamin Kraus zusätzliche Kapazität geschaffen, unter anderem mit vier großen Leichtbauhallen zur vorübergehenden Aufnahme. Sie sind aufgeteilt in kleine Einzelbereiche mit Stockbetten. Nach Registrierung und Gesundheitscheck werden die Flüchtlinge dann in reguläre Zimmer verlegt. "Das bringt uns 100 bis 200 Plätze zusätzlich", so Kraus.

Aus der Ukraine kommen aktuell relativ wenige Menschen an. Noch im März und April, unmittelbar nach Kriegsausbruch, suchten sie zu Hunderttausenden Schutz in Deutschland. Laut Regierung sind über 17.200 registrierte Flüchtlinge aus der Ukraine nach Unterfranken geflohen. Ein großer Teil habe Aufnahme in Privatwohnungen gefunden. Aber auch Freistaat und Kommunen hatten im Frühjahr alle Hände voll zu tun, um die Menschen unterzubringen und zu versorgen.

Fotoserie

Zum 31. Dezember waren laut Regierung in Unterfranken rund 9000 Personen (Vorjahr: rund 5000) in 43 Gemeinschaftsunterkünften und 275 dezentralen Quartieren untergebracht. Für letztere sind die Landratsämter zuständig, ihre Zahl hat sich binnen Jahresfrist mehr als verdoppelt. Nimmt man alle Geflüchteten, die im vergangenen Jahr neu zu einer Anschlussunterbringung nach Unterfranken gekommen sind, hat sich deren Zahl auf rund 15.000 versechsfacht.

Unterfranken hat nach dem Königsteiner Schlüssel 10,2 Prozent der nach Bayern zugewiesenen Asylbewerber zu übernehmen. Sprunghaft angestiegen ist einer Mitteilung zufolge auch der Zugang von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen.

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Auch afghanische Ortskräfte müssen untergebracht werden, bei ihnen greift die humanitäre Aufnahmen. Seit dem Abzug der westlichen Truppen aus Afghanistan Mitte 2021 haben 464 Ortskräfte Zuflucht in Unterfranken gefunden - normalerweise in Übergangswohnheimen. 17 solche Häuser betreibt die Regierung von Unterfranken derzeit, sie alle sind voll belegt.

 
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Kommentare
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  • Mila
    Afghanistan und Syrien sind keine Länder in denen Krieg ist, also Stopp und Rückführung. Genauso mit allen, die straffällig wurden, konsequente Rückführung. Das gleiche gilt für die angelehnten Asylanträge, konsequente Rückführung oder nach Berlin zu Olaf fahren. Vielleicht klappt dann alles besser und wird nicht weiter verschnarcht. Dann wird Platz in allen Ankereinrichtungen. In Deutschland sind eh viele Menschen obdachlos und haben keine Chance auf eine eigene Wohnung und bei diesem Zustrom fallen sie mehr und mehr durchs Raster der Politik. Aber unsere Regierung übt ja noch das Regieren, das ist dann Zeitenwende!
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  • lutterbeck
    Es gibt täglich drei Polizeieinsätze im Ankerzentrum. Warum wird darüber nicht berichtet?
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  • melli0778.ms
    Die Bilder sprechen Bände...
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  • lutterbeck
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  • Einwohner
    Afghanistan und Syrien. Nicht gerade unsere Nachbarländer. Das muss aufhören.
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  • Eos123456
    Nach dem Krieg wurden in das weitläufige Haus meiner Großeltern viele Menschen zwangseinquartiert.
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  • glubberer76
    Soweit muss es nicht kommen. Wenn jeder Politiker, der die Willkommensfahne hoch hält und jeder Grüne und Linke hier im Lande eines, zwei "Flüchtlinge" aufnehmen würde, gäbe es das Problem nicht. Aber Leute anlocken und sich dann nicht um das Problem kümmern, kann keine dauerhafte Lösung sein.
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