Für Diskussionen im Unterpleichfelder Gemeinderat hat die kurzfristige Ankündigung des Würzburger Landratsamts gesorgt, dass im ehemaligen Antikhaus im Dorf eine Notunterkunft für Asylsuchende eingerichtet wird. Weil im Hof Container aufgestellt worden sind, wurde von Dorfbewohnern bereits bemerkt, dass sich im früheren Geschäftshaus "etwas tut".
Gemeinderat Robert Wild berichtete von "Ängsten in der Bevölkerung", die an ihn herangetragen wurden. Er fragte Bürgermeister Alois Fischer, "warum wir erst heute in der Gemeinderatssitzung von dieser Notunterkunft bei uns erfahren". Auch Gemeinderat Heiko Schneider erwartet "mehr Informationen vom Landkreis". Bürgermeister Fischer ist – wie die Gemeinderatsmitglieder Martina Wild und Lothar Wild auch – Mitglied des Kreistags. Als Kreisräte sollten sie derartige Infos frühzeitiger weitergeben und zudem "im Kreistag die Anwendung des Königsteiner Schlüssels einfordern", baten Robert Wild und Heiko Schneider mit Nachdruck.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) verwendet für die Erstverteilung und Aufnahmequoten von Flüchtlingen den Königsberger Schlüssel. In Unterpleichfeld wurden beispielsweise etliche Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Dass die derzeit 1171 Geflüchteten im Landkreis in lediglich 26 Gemeinden untergebracht sind, empfinden etliche Ratsmitglieder als ungerecht. Es bedeute doch im Umkehrschluss, "dass in der Hälfte der Landkreisgemeinden keine Flüchtlinge sind".
Malteser und Johanniter helfen bei der Betreuung
"Die Integration von Flüchtlingen kann nicht gelingen, wenn es zu viele sind", wünscht sich auch Gemeinderätin Martina Wild aufgrund des "hochemotionalen Themas" eine bessere Verteilung in Bezug auf die Bevölkerungszahl. "Wir haben erst heute um 13 Uhr offiziell erfahren, dass bei uns 100 bis 150 Personen untergebracht werden sollen", verteidigten Bürgermeister Alois Fischer und Geschäftsstellenleiter Thomas Bäumel die kurzfristige Information an die Gemeinderäte am Sitzungstag. Wenn eine Privatperson ihr Anwesen zur Verfügung stellt, sei das doch besser, als Sporthallen, Pensionen oder Hotels anmieten zu müssen, argumentierten sie. Die Notunterkunft für Asylsuchende sei zunächst für ein halbes Jahr genehmigt worden. Die vorübergehende Unterkunft mit einer Sonderstellung werde vom Landratsamt in Eigenregie und mit einer Security betrieben. Unterstützt wird das Amt von Mitarbeitenden des Malteser Hilfsdienstes und der Johanniter Unfallhilfe.
Bürgermeister wird im Landratsamt um Informationen bitten
Gemeinderat Gerold Kober und der stellvertretende Bürgermeister Winfried Schraut warben dafür, im Dorf die insgesamt positiven und schönen Erfahrungen mit den Flüchtlingen herauszustellen. Sie hatten eher Fragen wie: Soll der Helferkreis seine Tätigkeit wieder verstärken? Ist die Hilfe der Bevölkerung vom Landratsamt überhaupt gewünscht? Werden Sachspenden gebraucht? Wie beispielsweise ist die Versorgung mit Essen geplant?
Bürgermeister Fischer wird beim Landratsamt Rücksprache nehmen und um konkrete Informationen bitten. Deutlich wurde, dass es den Mitgliedern des Gemeinderats vor allem ein Anliegen ist, dass sie gut aufgeklärt und mitgenommen werden. "Wir müssen die Öffentlichkeit mit Infos versorgen", formulierte Gemeinderat Alex Kimmel diese Notwendigkeit. Dass der Landkreis die ihm von oben zugewiesenen Flüchtlinge zu verteilen hat, dafür gibt es im Unterpleichfelder Gemeinderat grundsätzlich Verständnis.