Mit der Aufführung der „Carmina Burana“ am 7. Juli geht für Ochsenfurts Kulturreferentin Renate Lindner ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Aber dass Carl Orffs monumentales Chorwerk so viel Begeisterung entfachen würde, hätte selbst sie nicht erwartet. Schon vor dem Start des Vorverkaufs wurden über 100 Tickets vorbestellt. Jetzt gibt es die Eintrittskarten auch offiziell zu kaufen. Bei den sieben beteiligten Chören laufen die Vorbereitungen derweil auf Hochtouren, und auch die Besetzungsliste und das Gesamtprogramm des Abends stehen inzwischen.
Schon die nackten Zahlen beeindrucken. Rund 200 Sänger werden an der Aufführung teilnehmen, ursprünglich war mit 100 geplant worden. Aus Ochsenfurt kommen der Liederkranz, die Sing- und Spielgemeinschaft, der Chor MainKlang und das Collegium Musicum Iuvenale. Außerdem sind der Männergesangverein Frickenhausen und der Kirchenchor Sommerhausen mit vor der Partie. Die beiden Chorklassen der Realschule Ochsenfurt stellen alleine schon rund 50 junge Sängerinnen und Sänger.
Viele Sänger aus dem weiteren Umkreis hätten sich eigens für die Veranstaltung den Chören angeschlossen, sagt Renate Lindner. Der Zuspruch sei sogar so groß gewesen, dass man die Zahl der Akteure begrenzen musste. Mehr als 200 Personen seien auf der 24 Meter breiten Bühne einfach nicht unterzubringen.
Solisten aus Japan, Mexiko und Korea
Gemeinsam mit ihnen agieren professionelle Künstler, die dem Abend einen wahrhaft internationalen Hauch verleihen. Als Sopranstimme wird Akiho Tsujii zu hören sein. Die Japanerin ist derzeit als Solistin am Mainfranken Theater unter Vertrag, ebenso wie der aus Mexiko stammende Operntenor Roberto Ortiz. Den Bariton-Part vertritt der Koreaner Jinho Seo, Meisterstudent an der Würzburger Hochschule für Musik und im letzten Jahr Preisträger beim internationalen Maria-Kallas-Grand-Prix in Athen.
Die Besetzung ist das Werk des künstlerischen Leiters Wolfgang Kurz, Privatdozent an der Musikhochschule. Kurz wird auch die 60 Musiker der Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg dirigieren, die man für den Konzertabend engagiert hat.
Dass es gelungen ist, die große Orchesterversion des Werks in Ochsenfurt zu Gehör zu bringen, darauf ist Initiatorin Renate Lindner besonders stolz. Dabei stand am Anfang des Projektes nur die „spinnerte Idee“ der gebürtigen Niederbayerin. Die hatte Carl Orff nämlich noch als Schülerin in Deggendorf persönlich kennengelernt und war fasziniert von der Carmina Burana, seinem bekanntesten Werk.
Deftige Trink-, Spott- und Liebeslieder
Die „Beurer Lieder“ – so die deutsche Übersetzung – entstammen einer Handschrift aus dem 13. Jahrhundert, die 1803 in der Bibliothek des Klosters Benediktbeuern gefunden wurden. Sie enthält 254 lateinische, mittelhochdeutsche und altfranzösische Texte mittelalterlicher Trink- und Spott-, aber auch wollüstiger Liebeslieder. 24 davon vertonte Carl Orff im Stil des Mittelalters neu und fasste sie zu einer rund eineinhalbstündigen Komposition zusammen.
Der Wunsch, das monumentale Chorwerk in Ochsenfurt auf die Bühne zu bringen, habe sie seit Jahren schon verfolgt, erzählt Renate Lindner. Unterstützung dafür fand sie nun nicht nur im Stadtrat, sondern auch in der kommunalen Allianz Maindreieck, deren Sprecher Ochsenfurts Bürgermeister Peter Juks ist.
Der Beginn einer Kulturreihe
„Es war schon immer ein Ziel der Allianz, eine gemeinsame Kulturveranstaltung für das südliche Maindreieck auf den Weg zu bringen“, sagt Allianzmanager Bastian Lange. Er wünscht sich deshalb, dass die Carmina Burana nur der Anfang einer jährlich wiederkehrenden Reihe von hochklassigen Kulturveranstaltungen in verschiedenen Gemeinden der Allianz wird. Geeignete Orte dafür gäbe es jedenfalls zuhauf.
Für die Carmina Burana tritt die Stadt Ochsenfurt alleine als Veranstalter auf und trägt auch das finanzielle Risiko. Das sei am unkompliziertesten, sagt Bürgermeister Juks, betont aber, dass es eine Veranstaltung der gesamten Allianz sein wird. Auf 35 000 Euro hat man das Gesamtbudget veranschlagt. Stadt und Landkreis zahlen davon jeweils 4000 Euro, der Kulturfonds des Bezirk Unterfranken steuert 5000 Euro bei und 10 000 Euro erwartet man vom Kulturfonds des Freistaats. Außerdem will man Firmen als Sponsoren und Werbepartner gewinnen.
Vorverkauf überraschend gut angelaufen
Sorgen vor einem unkalkulierbaren Wagnis macht sich Anne Derday von der Tourist-Info der Stadt nicht. Der Vorverkauf sei überraschend gut angelaufen. Mit 700 Besuchern hat man kalkuliert, bis zu 900 Gäste könnte die Dreifachturnhalle in der Fabrikstraße fassen. Dass man sich für die Sporthalle als Veranstaltungsort entschieden hat und nicht für den Marktplatz oder die Mainlände, hält Bürgermeister Peter Juks für vernünftig. Zu groß sei das Risiko, dass schlechtes Wetter eine Freiluftveranstaltung zunichte macht. Verschieben oder gar auf einen zweiten Termin ausdehnen könne man das Konzert nämlich nicht.
Dafür soll die Dreifachturnhalle mit dem nötigen Aufwand in einen ansprechenden Konzertsaal verwandelt werden. Der besondere Dank des Bürgermeisters gilt in diesem Zusammenhang dem Entgegenkommen der Schulen und Vereine, die für die Kultur vier Tage lang auf Trainingszeiten verzichten müssen.
Mehr als ein Konzertabend
Und schließlich soll der Samstagabend im Juli mehr sein als ein Konzertabend. Ab 18 Uhr bereits sind die Besucher zu einem Sektempfang im Freien eingeladen, bevor die Halle um 19 Uhr öffnet. Das Konzert beginnt um 20 Uhr mit Auszügen aus der Oper „Carmen“, gespielt von der Petersburger Kammerphilharmonie, bevor nach einer Pause gegen 21 Uhr das Hauptwerk beginnt. Genügend Gelegenheit also, um das Kulturereignis mit Gesprächen bei Wein und Häppchen zu seinem gesellschaftlichen Ereignis zu verbinden.
Carmina Burana
Die Aufführung der „Carmina Burana“ von Carl Orff beginnt am Samstag, 7. Juli, um 20 Uhr in Ochsenfurt, Dreifachturnhalle Fabrikstraße. Einlass 19 Uhr. Eintrittskarten: 29 Euro (1. Kategorie) und 20 Euro (2. Kategorie und Tribüne).
Vorverkauf in den Tourist-Informationen in Ochsenfurt, Sommerhausen, Randersacker und Marktbreit, im Falkenhaus Würzburg sowie in der Buchhandlung Schöningh in Kitzingen.