Was am 7. Juli stattfinden soll, hat Peter Juks schon klar vor Augen: Deutschland hat bei der Fußballweltmeisterschaft gefälligst im Viertelfinale anzutreten. Während das jedoch bislang nur eine Wunschvorstellung des fußballbegeisterten Ochsenfurter Bürgermeisters ist, steht etwas anderes schon fest: An diesem Tag wird in Ochsenfurt das monumentale Musikwerk „Carmina Burana“ aufgeführt. Mittlerweile steht auch schon die Örtlichkeit fest: Es ist die Dreifachturnhalle der Stadt.
Mit der Entscheidung für diesen Spielort schlägt die Stadt als Veranstalterin den wirtschaftlich sichersten Weg ein. Die Halle ist wetterfest, die Aufführung kann also in jedem Fall stattfinden. Die anfangs favorisierte und sicher stimmungsvollere Variante „Marktplatz“ hätte diese Sicherheit nicht geboten. Bei strömendem Regen würden die angepeilten 500 Besucher wohl nicht kommen, deren Eintrittsgelder einen wichtigen Posten in der Kalkulation darstellen.
Der Traum lässt sich mit Laienchören verwirklichen
Seinen Anfang nahm das Projekt schon vor längerer Zeit im Kopf von Renate Lindner, ihres Zeichens Kulturreferentin und begeisterte Chorsängerin. Als Schülerin hatte Renate Lindner Carl Orff, den Urheber des bekannten musikalischen Werks, kennengelernt und war schon damals begeistert von dem Komponisten und Musikpädagogen. Die „Carmina Burana“ einmal in Ochsenfurt zur Aufführung zu bringen, das war schon lange ein Traum für sie.
Dass er sich auch mit Laienchören verwirklichen lässt, daran besteht mittlerweile kein Zweifel mehr. An der Aufführung werden sich Chöre und einzelne Sänger aus sechs Mitgliedsgemeinden der Allianz Maindreieck beteiligen, sagt Allianzmanager Bastian Lange. Die Veranstaltung ist deshalb auch ein Allianzprojekt. Die Proben, sagt Renate Lindner, seien bereits in die heiße Phase eingetreten. 180 Sänger machen mit, davon 130 Erwachsene und 50 Kinder.
Es spielt die russische Kammerphilharmonie St. Petersburg
Für die Gesamtleitung hat sich Lindner professioneller Unterstützung versichert: Der Dirigent Wolfgang Kurz aus Würzburg hält die Fäden in der Hand. Er hat auch ein professionelles Orchester für die Aufführung gewonnen: die russische Kammerphilharmonie St. Petersburg, bestehend aus rund 60 Musikern. Drei Solisten übernehmen die besonders schwierig zu singenden Passagen. Dass die „große Version“ mit komplettem Orchester in Ochsenfurt gespielt wird, darauf ist Renate Lindner besonders stolz. Es gibt nämlich auch eine abgespeckte Variante nur mit Klavier und Schlagzeug.
Zu einem früheren Zeitpunkt der Planungen waren als Aufführungsorte auch eine Gewerbehalle und die Fahrzeughalle der Feuerwehr im Gespräch gewesen. Nachdem aber Dirigent Kurz die möglichen Lokalitäten in Augenschein genommen hatte, stellte sich die Dreifachturnhalle schnell als Favorit heraus, nicht nur ihrer guten Akustik wegen. Sie verfügt über genügend Nebenräume, in denen sich die vielen Sänger aufhalten können. 500 Zuhörer passen bequem hinein.
Bis zu 1000 Zuhörer passen in die Halle
Mit dieser Zahl wird vorläufig geplant. 35 000 Euro wird das Projekt insgesamt kosten. Stadt und Landkreis steuern jeweils 4000 Euro bei. Vom Bezirk kommen hoffentlich 5000 Euro, weitere 5000 Euro könnten von Sponsoren beigesteuert werden. Ein Antrag über 10 000 Euro aus dem Kulturfonds des Freistaats ist bei der Regierung von Unterfranken gestellt. Und weitere 10 000 Euro sollen aus den Eintrittsgeldern kommen. Diese Summe ergibt sich, wenn bei 500 Besuchern die Karte 20 Euro kostet. Eine Kinderkarte schlägt übrigens nur mit zwölf Euro zu Buche.
In der Dreifachturnhalle wäre aber noch Luft nach oben: Bis zu 1000 Zuhörer würde die Halle fassen, inklusive Empore. Sollte sich während des Kartenvorverkaufs herausstellen, dass die Nachfrage sehr hoch ist, könnten also noch Karten nachgedruckt werden, sagt Anne Derday, die als Leiterin der Ochsenfurter Tourist-Info für die Vermarktung zuständig ist. Der Vorverkauf startet übrigens am 19. Februar. Die Karten sind in den Tourist-Infos in Ochsenfurt, Würzburg, Volkach, Kitzingen, Marktbreit und Dettelbach zu haben.
Die Karten in Ochsenfurt sind ein Schnäppchen
Mit 20 Euro pro Karte biete Ochsenfurt übrigens ein sagenhaftes Schnäppchen an, sagt Renate Lindner. Sie hat sich umgeschaut, was Karten für Carmina Burana anderswo in Europa kosten. „Die günstigsten Karten gibt es für 35 Euro“, so die Kulturreferentin. Von einer zweiten Aufführung, etwa gleich am 8. Juli, wollen die Veranstalter jedoch Abstand nehmen. Diese Idee scheint angesichts des enormen Aufwands naheliegend, wurde aber verworfen. Denn für eine zweite Aufführung müssten auch Orchester und Solisten zweimal bezahlt werden.
Jetzt komme es noch darauf an, dass die Dreifachturnhalle bei der Aufführung nicht wie eine Turnhalle wirke, sagt Juks. Ein Schritt in diese Richtung ist schon getan: Es steht nämlich fest, dass die Zuhörer zur Schonung des Hallenbodens nicht in Plastiküberschuhen zu erscheinen haben. „Schuh-Kondome werden nicht benötigt“, schmunzelt Juks.