
Die hohe Inflation macht auch vielen Kindergärten in Bayern zu schaffen. Vor allem die Einrichtungen, die nicht von den Kommunen selbst finanziert werden, planen für das im Sommer beginnende neue Kindergartenjahr teilweise kräftige Gebührenerhöhungen.
"Bei uns werden es zwischen fünf und zehn Prozent sein", sagt etwa der Geschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) in Augsburg, Michael Gebler. Sein Kreisverband betreibt sechs Kitas in der Stadt und hat die Tarife wegen gestiegener Energiekosten und der teureren Verpflegung zum Jahreswechsel schon einmal angehoben. Anders als bei den städtischen Kindergärten gleicht beim Roten Kreuz, der Arbeiterwohlfahrt, der Caritas oder anderen Trägern die Kommune die Defizite nicht einfach aus.
Im Gegensatz zu Bundesländern wie Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen oder Nordrhein-Westfalen, die inzwischen komplett auf Kindergartenbeiträge verzichten oder sie Eltern zumindest für mehrere Kindergartenjahre erlassen, zahlt Bayern für jedes Kind einen Zuschuss von 100 Euro monatlich. Der aber, moniert BRK-Sprecher Sohrab Taheri-Sohi, sei mit den Kosten nicht mitgewachsen. "Ein Kita-Platz darf nicht zu einem Luxusgut mutieren." Weitere Entlastungen durch die Staatsregierung seien daher nötig.
In Unterfranken unterstützt der Caritasverband für die Diözese Würzburg rund 500 Kindertagesstätten. Die Erhöhung der Beiträge obliegt den einzelnen Trägervereinen. Grundsätzlich vertrete der Caritasverband die Ansicht, dass der Elternbeitrag für beide Seiten angemessen sein muss, erklärt Sprecher Sebastian Schoknecht: "Der Beitrag muss von Eltern problemlos gestemmt werden können. Umgekehrt gilt aber auch: Die Kitas müssen ihre Arbeit mit dem Beitrag problemlos stemmen können."
Kitas seien heute nicht mehr nur Kinderbewahranstalten, sondern Bildungseinrichtungen, sagt Schoknecht. Das spiegle sich auch in den Ausgaben der Träger dafür wider. Beim unterfränkischen Caritasverband wünsche man sich, dass mehr Eltern die Kitas als "bildungspartnerschaftliches Modell" begreifen, sich also auch selbst einbringen und engagieren würden.
Grünen kritisieren mangelhafte Umsetzung bei angekündigten Hilfen
Der bereits existierende Härtefallfonds, klagt die Arbeiterwohlfahrt (AWO), sei nur für Notfälle gedacht und könne nicht alle Einrichtungen unterstützen. Auch bei der AWO müssten steigende Kosten daher teilweise auf die monatlichen Gebühren umgelegt werden. Die Grünen im Landtag kritisieren, dass die im Dezember angekündigten Hilfen aus dem Härtefallfonds immer noch nicht umgesetzt seien. "Wir erleben im Haushaltsausschuss Woche für Woche, dass der Härtefallfonds für andere Zwecke geplündert wird", so die haushaltspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Claudia Köhler. Für die Sozialeinrichtungen etwa sei konkret noch nichts beschlossen worden.
Bayerns Sozialministerin verweist auf Hilfe aus Härtefallfonds
Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) lässt diese Kritik nicht gelten. Hilfen aus dem Härtefallfonds für die soziale Infrastruktur seien schon immer vorgesehen. Dazu gehörten auch die Kitas, die nicht in kommunaler Trägerschaft seien. "Das wird momentan gerade finalisiert", sagte Scharf auf Nachfrage und versicherte: "Alle profitieren von dem Härtefallfonds, wenn sie die Voraussetzungen erfüllen."
Betroffen von möglichen Beitragserhöhungen sind vor allem Familien in den Ballungsräumen und den größeren Städten in Bayern, in denen die freien Träger ihre meisten Kindergärten betreiben. In eher ländlichen Regionen organisieren die jeweiligen Städte und Gemeinden die Kinderbetreuung unter kommunaler Aufsicht und schultern auch deren Defizite.
Kostenerhöhung beschlossen: Wo Eltern künftig mehr zahlen müssen
Doch auch kommunale Träger sind vor höheren Kosten nicht gefeit. In Rimpar (Lkr. Würzburg) beispielsweise ist die Erhöhung bereits beschlossene Sache. Seit dem Jahreswechsel zahlen Eltern dort bis zu 41 Prozent mehr für die Betreuung durch den kommunalen Träger. Auch in Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart) beschloss der Stadtrat Ende des vergangenen Jahres eine Erhöhung der Gebühren.
Beim Kindergarten St. Martin in Kleinrinderfeld (Lkr. Würzburg), dessen Trägerverein dem Caritasverband angehört, steht derzeit noch zur Debatte, ob es zu einer Gebührenerhöhung kommt. Nicht auszuschließen ist, dass die Gemeinde die Trägerschaft übernehmen wird.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung war die Rede von dem Gemeinderat Marktheidenfeld. Das ist falsch. Marktheidenfeld hat einen Stadtrat. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.