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Würzburg
Bauern warnen: Weniger Erträge durch Düngemittelverordnung
Offene Briefe, öffentliche Erklärungen: Warum gerade in der Corona-Krise so viele Landwirte gegen die Verschärfung der Düngemittelverordnung kämpfen – auch in Unterfranken.
Die Düngemittelverordnung soll mit Blick auf zu hohe Nitratwerte im Grundwasser verschärft werden. Für Freitag ist eine Abstimmung dazu im Bundesrat geplant.
Foto: Philipp Schulze, dpa | Die Düngemittelverordnung soll mit Blick auf zu hohe Nitratwerte im Grundwasser verschärft werden. Für Freitag ist eine Abstimmung dazu im Bundesrat geplant.
Gisela Rauch
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:16 Uhr

Das Corona-Jahr 2020 wird nach Ansicht von Landwirt Karl-Heinz Ott das Jahr sein, in dem Bayerns Bauern die bayerische Bevölkerung retten müssen. Warum? Weil das, was die Bayern essen, nahezu zu 100 Prozent auf heimischem Boden produziert werden muss.

„Aus Italien und Spanien zum Beispiel werden heuer keine Tomaten, Gurken, Paprika kommen. Vermutlich können die Leute dort jetzt nicht mal säen; dann wird dort im Sommer auch nichts wachsen. Und selbst wenn es Exportware geben sollte, sind die Transportwege ja vermutlich nicht offen“, sagt der Landwirt, der auf seinen Feldern in Gnodstadt (Lkr. Kitzingen) auf 55 Hektar Land Getreide, Mais, Erbsen und Zuckerrüben anbaut.

Schon vor Monaten haben unterfränkische Landwirte gegen die geplante Verschärfung der Düngemittelverordnung protestiert. In Würzburg etwa legten rund tausend Bauern mit ihren Traktoren im Oktober 2019 die Innenstadt lahm.
Foto: Daniel Peter | Schon vor Monaten haben unterfränkische Landwirte gegen die geplante Verschärfung der Düngemittelverordnung protestiert.

„Aber wenn die deutsche Landwirtschaft Deutschland komplett versorgen muss, dann können wir es uns wirklich nicht leisten, die Erträge zu drosseln“, erklärt Ott. Und eine Ertragsminderung ist nach Ansicht vieler unterfränkischer Landwirte die logische Folge, wenn - wie vor der Corona-Krise geplant - die Verschärfung der Düngeverordnung an diesem Freitag im Bundesrat beschlossen wird.

Bauern erwarten durch Düngeverordnung Ertragseinbußen von zehn bis 15 Prozent

„Die verschärfte Düngeverordnung zwingt uns nämlich, um 20 Prozent weniger zu düngen. Entsprechend werden die Erträge runtergehen, weil die Pflanzen verhungern“, sagt Getreidebauer Karl-Heinz Ott.

„Wenn die Verschärfung kommt, werden wir heuer bestimmt zehn oder 15 Prozent weniger ernten“, sagt auch Viehhalter Claus Hochrein aus Untereisenheim (Lkr. Würzburg). „Und das halte ich in der jetzigen Situation für grob fahrlässig.“

Warum die Düngeverordnung auch für Viehhalter bedrohlich ist? „Weil die Verordnung mir verbietet, Zwischenfrüchte zu düngen und ich die Gülle mindestens drei Monate länger lagern muss als bisher“, erklärt Hochrein. Wenn er aber die Lagerkapazitäten für Mist und Gülle auf seinem Hof erweitern müsse, dann müsse er den Tierbestand herunterfahren, sagt der Bauer. „Anders geht es nicht.“ Außerdem werde sicherlich das Tierfutter teurer.

Ein Gegner der Düngemittelverordnung: Claus Hochrein, Landwirt aus Untereisenheim (Lkr. Würzburg), bei einer Diskussion von Landwirten mit Politikern in der Höllberghalle in Kürnach. 
Foto: Thomas Obermeier | Ein Gegner der Düngemittelverordnung: Claus Hochrein, Landwirt aus Untereisenheim (Lkr. Würzburg), bei einer Diskussion von Landwirten mit Politikern in der Höllberghalle in Kürnach. 

Wie viele andere unterfränkische Bauern appelliert Hochrein deshalb an „die Politik“, die für diesen Freitag, 27. März, im Bundesrat geplante Abstimmung über die Düngeverordnung angesichts der Corona-Krise auszusetzen. „Wenn das durchgestanden ist, lasst uns in Ruhe darüber diskutieren, möglichst auf Basis einer wissenschaftlichen Analyse der Düngeverordnung. Aber nicht jetzt!“

Hochrein zufolge könnte in naher Zukunft sowieso schon die Versorgung der heimischen Bevölkerung mit Rindfleisch problematisch werden, weil auch hier heimische Landwirte wohl zur Gänze Deutschland versorgen müssten. Er höre von Kollegen, dass aus den traditionellen Rindfleisch-Erzeugerländern wie Irland, England oder Argentinien „nichts mehr herkommt“, sagt Hochrein. „Wir können es uns jetzt wirklich nicht leisten, die Produktion zu drosseln!“ Über Facebook  ruft der Bauer, der für „Land schafft Verbindung“ sehr aktiv ist, alle seine Bauernkollegen auf, Briefe zu schreiben ans Bundeslandwirtschaftsministerium mit der Forderung nach einem Aufschub der Verordnung. 

Bayern hat gegen den Regierungsentwurf gestimmt; die Mehrheit der Länder ist aber dafür

Die Forderung nach einer Verschiebung der Abstimmung kommt natürlich nicht nur aus Unterfranken. Gerade hat auch der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, den Bundesratspräsidenten Dietmar Woidke aufgefordert, die für Freitag geplante Abstimmung über die Verschärfung der Düngeverordnung von der Tagesordnung abzusetzen und mit Blick auf die Corona-Krise, die „alle Kräfte“ erfordere, zu verschieben.

Allerdings ist es aktuell zweifelhaft, ob die Bauernverbände mit ihrem Protest Erfolg haben. Sowohl der Agrar-, als auch der Umweltausschuss des Bundesrates empfehlen dem Plenum mit großer Mehrheit, dem Regierungsentwurf ohne Änderungen zuzustimmen. Zwar hat das Land Bayern gemeinsam mit Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz im Agrarausschuss gegen eine Annahme der Düngeverordnung gestimmt; die meisten anderen Bundesländer empfehlen dem Plenum allerdings, dem Regierungsentwurf ohne Änderungen zuzustimmen.

Pflanzzeit im Landkreis Würzburg 
Foto: Heiko Becker | Pflanzzeit im Landkreis Würzburg 

Auch unter den Landwirten in Unterfranken gibt es einige, die den lauten Protest gegen die Verschärfung der Düngemittelverordnung für überzogen halten. "Das Argument, dass wir die Leute in Deutschland nicht mehr satt kriegen würden, wenn die Düngemittelverordnung durchgeht, halte ich für unglaubwürdig", sagt etwa Biobauer Eberhard Räder aus Bastheim (Lkr. Rhön-Grabfeld). Seiner Kenntnis nach ist Deutschland ein "Überversorger". Von Lebensmittel-Importen aus dem Ausland sei man nicht abhängig.

"Wenn bisher bei uns die Landwirte auf Höchsterträge gehen und deshalb so viel düngen, dann deshalb, weil viele Bauern von den Höchsterträgen abhängen, um überleben zu können". Die Preispolitik solle man ändern, findet Räder. Und nicht die Vorgaben, mit denen zu hohe Nitratwerte im Grundwasser gesenkt werden sollen.

 
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  • ak24.de
    Da wird ja wirklich jede Karte gezogen die in irgend einem Ärmle ist.
    Die Glaubwürdigkeit geht gen null. Die bauern sollten doch angesichts der Prognose von Ott zufrieden sein. Wenn das zutrifft was er vorhersagt, werden die Preise steigen, weil es weniger gib. Es könnte dann ja so sein, dass mit weniger Einsatz das gleiche Geld erwirtschaftet wird.
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  • altesocke
    Wenn weniger produziert sein sollte, was ich nicht glaube, dann sollte man gezielter saisonal einkaufen! Es wird er mehr produziert, da in den Läden viele Lebensmittel abends weggeworfen wird! Auf Spargel kann man in dieser Krise auch mal verzichten! Umweltschutz geht vor Überproduktion!
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  • Mainkommentar
    2.

    Bauern dürfen weniger düngen: Bauern wollen noch mehr Staatshilfe (Geld).
    Produzieren Bauern zu wenig: Wollen Sie noch mehr Staatshilfe (Geld).
    Produzieren Bauern zu viel und die Preise sinken: Wollen Sie noch mehr Staatshilfe (Geld).

    Es ist mittlerweile eine mehr als absolute Frechheit das Bauern ständig mehr Geld der Allgemeinheit wollen. Keine andere Berufsgruppe lebt so von dem Geld der Allgemeinheit.

    Bauern bekommen Staatshilfen und auch noch das Geld der Konzerne, des Großhandels und der Endverbraucher für Ihre Waren. Es sollte Endlich Schluss mit deren ständigen Forderungen nach mehr Geld sein.
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  • Mainkommentar
    1. Bauern haben immer was zu Meckern. Dabei werden Bauern doch von den Bundesländern, deutschem Staat und der EU ständig alimentiert.

    Es ist zu warm/heiß: Bauern wollen noch mehr Staatshilfe (Geld).
    Es ist nicht warm genug: Bauern wollen noch mehr Staatshilfe (Geld).
    Es ist zu kühl/kalt: Bauern wollen noch mehr Staatshilfe (Geld).
    Es ist nicht kühl genug: Bauern wollen noch mehr Staatshilfe (Geld).
    Es ist zu trocken: Bauern wollen noch mehr Staatshilfe (Geld).
    Es ist nicht trocken genug: Bauern wollen noch mehr Staatshilfe (Geld).
    Es regnet zu wenig: Bauern wollen noch mehr Staatshilfe (Geld).
    Es regnet zu viel: Bauern wollen noch mehr Staatshilfe (Geld).
    Es ist zu sonnig: Bauern wollen noch mehr Staatshilfe (Geld).
    es ist nicht sonnig genug: Bauern wollen noch mehr Staatshilfe (Geld).
    Es ist zu windig: Bauern wollen noch mehr Staatshilfe (Geld).
    Es ist zu sonnig: Bauern wollen noch mehr Staatshilfe (Geld).
    Bauern düngen viel zu viel: Bauern wollen noch mehr Staatshilfe (Geld).
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  • Werner12
    Trinkwasser ist wichtiger.
    Für eine großen Teil der Bevölkerung wäre weniger essen eh von Vorteil.
    Falls es zu einer Verknappung der Lebensmittel kommen sollte.
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  • derrik
    Der hohe Nitratgehalt im Grundwasser ist nicht Folge einer angemessenen, sondern einer überhöhten Düngung. Was die Pflanzen nicht aufnehmen, wird vom Regen weggewaschen.

    Also: Um wieviel % wird sich der Ertrag verringern, wenn man die Überdungung reduziert? Richtig: um 0%.

    Mehr Dünger ist nicht gleich mehr Ertrag. Hier gibt es keinen linearen Zusammenhang. Irgendwann geht nicht mehr.

    Wenn zu den "natürlichen" Düngern, wie Gülle, noch massig Kunstdünger ausgebracht wird, erhöhen sich lediglich die Erträge der Agrarchemiefirmen. Sicher ist da eine Verteilproblematik: Große Viehzüchter haben zuviel Gülle, Landwirte, die nur Felder bestellen, habe gar keine. Eine lösbare Aufgabe, wenn man denn wollte.

    Aber da hat die Chemielobby natürlich kein Interesse. Und genau darum geht's. Stattdessen malt man das Schreckgespenst der Unterversorgung in Krisenzeiten an die Wand. Feiner Zug!

    In der Krise zeigt sich der wahre Charakter, heißt es. Wir werden es uns merken...
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