
Der Spezialtraktor zieht eine Staubwolke hinter sich her, als er auf dem Acker seine Bahnen zieht. Dass hier gerade Tonnen von Gülle ausgebracht werden, lässt sich erst kaum erahnen. "Die Zeiten, als es kilometerweit gestunken hat, sind lange schon vorbei", sagt der Rittershäuser Landwirt Johannes Menth, dessen Acker gerade gedüngt wird. Menth ist Vorsitzender des Maschinenrings und der Güllegemeinschaft Ochsenfurt GbR, die sich seit inzwischen 18 Jahren um einen wirtschaftlich und ökologisch sinnvollen Umgang mit dem Naturdünger bemüht. "Das Getreide, das hier gewachsen ist, fressen meine Schweine, und was übrig bleibt, kommt wieder auf den Acker", so Menth. "Das ist Kreislaufwirtschaft, wie sie sein soll."
Quelle für Nitrat im Grundwasser
Trotzdem ist die Gülle in Verruf geraten. Sie gilt als Hauptquelle für die Nitratbelastung des Grundwassers. Nach einer strengeren Düngeverordnung aus dem Jahr 2017 sollen die Vorschriften auf Druck der EU erneut verschärft werden. Der Gesetzentwurf, der nach der Sommerpause im Bundestag beraten werden soll, sieht längere Sperrzeiten und strengere Höchstmengen vor. Johannes Menth meint, dass die Gülle zu Unrecht schlecht geredet wird. "Eigentlich ist das ein super Naturdünger." Aber auf den richtigen Umgang komme es eben an.
Das Güllefahrzeug fährt wie ein riesiges Dreirad auf extrem breiten Reifen, um den Boden nicht zu verdichten. Das Anbaugerät ist mit gezackten Scheiben ausgestattet, die einen Schlitz im Boden hinterlassen. Über Schläuche werden die flüssigen Exkremente direkt in die Schlitze gepumpt und unmittelbar danach mit Erde bedeckt. "Es stinkt praktisch nicht", stellt Johannes Menth fest, anders als zu Zeiten, in denen die Gülle im breiten Strahl über die Äcker verteilt wurde. In seinem Cockpit hat der Fahrer einen kleinen Monitor vor sich, auf dem er dank GPS genau sehen kann, welche Flächen bereits behandelt wurden.

Diese Technik hat ihren Preis: 350 000 Euro hat das Güllefahrzeug gekostet. Für einen einzelnen Landwirt ist das zu viel. Deshalb hatte man vor 18 Jahren die Güllegemeinschaft gegründet, um auch kleineren Betrieben modernste Technik verfügbar zu machen. 26 Bauern haben sich der Güllegemeinschaft inzwischen angeschlossen. Rund 40 000 Kubikmeter Gülle fallen jährlich in ihren Betrieben an. Rund 2000 Hektar ist die Fläche groß, auf die sie ausgebracht wird.
Kaum noch Industriedünger erforderlich
Die Gülle seiner rund 1400 Mastschweine lässt Johannes Menth regelmäßig analysieren. Neben dem Stickstoff, der für die Nitratbildung verantwortlich ist, enthält sie Phosphat, Kali und Magnesium als weitere wichtige Düngerbestandteile. Auf mineralischen Import-Phosphatdünger kann Johannes Menth deshalb vollständig verzichten, mit hohem Energieaufwand industriell hergestellter Stickstoffdünger kommt nur punktuell zum Einsatz. Aufschluss darüber geben Bodenuntersuchungen und eine Nährstoffbilanz, in der ermittelt wird, wie viel Dünger der Boden noch gespeichert hat, und wie viel davon von der jeweiligen Folgefrucht verzehrt wird.

"Die Zeiten, wo man gedacht hat, viel hilft viel, sind schon lange vorbei", erklärt Menth. "Es geht heute darum, die Gülle intelligent einzusetzen, und wissenschaftlich basiert die optimale Düngermenge aufzubringen - nicht wegen der gesetzlichen Vorgaben, sondern um besser zu werden." Kurze Transportwege und der geringe Energieeinsatz bei der Herstellung seien weitere Vorteile der Gülle gegenüber dem Industriedünger.
Außerdem fördere Gülle, die nach der Getreideernte und vor der Einsaat einer Zwischenfrucht auf die Felder aufgebracht wird, das Verrotten des Strohs und rege die Bodenbakterien zur Humusbildung an. Der Humus wiederum erhöhe die Wasserspeicherung des Bodens und verhindere, dass Nährstoffe in tiefere Bodenschichten und ins Grundwasser ausgewaschen werden. "Weniger Dünger heißt also nicht automatisch weniger Auswaschung", so Menth, "es geht darum, den Boden ausgewogen mit Nährstoffen zu versorgen und in einem gesunden Zustand zu erhalten."

Mit dieser Stickstoffgabe im Spätsommer soll es nach dem vorliegenden Gesetzesentwurf bald vorbei sein. Nur noch im Frühjahr, auf die Hauptfrucht, soll Gülle gefahren werden dürfen. Die Tierhalter stellt dies vor ein weiteres Problem. "Viele Betriebe haben nicht die Kapazität, um Gülle so lange lagern zu können", sagt Johannes Menth. "Soll ich jetzt im vorauseilenden Gehorsam in ein größeres Güllelager investieren, und die Regelung kommt am Ende doch anders?" Oder soll er warten? Werde die Verordnung im Spätherbst beschlossen, dann sei die Zeit zu knapp, um noch rechtzeitig vor Inkrafttreten die nötigen Kapazitäten zu schaffen, geschweige denn, dass sich eine Firma finden lasse, die in der kurzen Zeit ein neues Silo baut. Ein Alternativ wäre, mehr Landwirte, die keine Tiere mehr halten, für die Gülledüngung zu gewinnen. Doch die meisten scheuten zusätzliche Auflagen und Dokumentationspflichten.
Mehr Sachlichkeit in der Diskussion
Am meisten wünscht sich Johannes Menth mehr Sachlichkeit in der Diskussion. "Die moderne Landwirtschaft ist in der Summe viel besser, als es nach außen erscheint", sagt er, "und die Botschaft ist, dass wir unseren Job immer besser machen wollen." Auch vor dem Hintergrund einer nachhaltigen und umweltschonenden Bodennutzung habe Gülle dabei eine wichtige Bedeutung. Die neuerliche Gesetzesinitiative hält Menth deshalb für verfrüht. "Man weiß noch gar nicht, wie sich die letzte Änderung der Düngeverordnung auswirkt. So lange hätte man abwarten müssen, bevor man die Verordnung erneut verschärft."