
Landwirte aus Unterfranken sehen nicht nur die anstehende Spargel- und Erdbeerernte, sondern möglicherweise sogar einen großen Teil der landwirtschaftlichen Produktion dieses Jahres in Gefahr. Dies liegt daran, dass die heimische Landwirtschaft zu einem großen Teil von Saisonarbeitern abhängig ist, die üblicherweise aus Rumänien oder Polen einreisen. Laut einer Schätzung des unterfränkischen Bezirksgeschäftsführers des Bauernverbands, Eugen Köhler, sind mindestens 200 bäuerliche Betriebe aus Unterfranken auf Saisonkräfte angewiesen. "Mindestens 8000 Hilfskräfte brauchen wir insgesamt", schätzt Köhler. Ob die Hilfskräfte heuer aber kommen werden, ist höchst ungewiss.
Ungarn hat seine Grenze dicht gemacht
Laut der Auskunft des Bayerischen Bauernverbands hat Bayerns Innenministerium zwar entschieden, dass Saisonarbeitskräfte als Berufspendler anzusehen sind – Pendler dürfen bei Vorlage einer entsprechenden Bescheinigung einreisen. Das hilft aber nicht, wenn andere Länder ihre Grenzen dicht machen. "Zu uns reisen normalerweise rund 40 Hilfskräfte aus Rumänien", sagt Spargelbauer Fabian Kuhn aus Allersheim (Landkreis Würzburg). "So wie ich das gerade sehe, kommen meine Leute aber vermutlich nicht durch, weil Ungarn seine Grenze zu Rumänien geschlossen hat. Auf dem Landweg läuft nichts mehr."
Bauern planen, Flugzeuge für Hilfskräfte zu chartern
Und über den Luftweg? Offenbar Fehlanzeige. Aufgrund der weitgehenden Einstellung des Flugverkehrs innerhalb der EU ist laut Bauernverband auch dieser Anreiseweg als "versperrt" anzusehen. Er habe gehört, dass sich in Bayern größere bäuerliche Betriebe zusammengeschlossen hätten, um für ihre rumänischen Hilfsarbeiter ganze Flugzeuge zu chartern, sagt Bauern-Bezirksgeschäftsführer Eugen Köhler. Über die Erfolgswahrscheinlichkeit kann er aber nichts sagen. Polnischen Saisonarbeitskräften sei es derzeit noch erlaubt, einzureisen, so eine Sprecherin des Bayerischen Bauernverbands. Sie verwies aber darauf, dass die aktuelle Regelung sich schnell ändern könne.

"Dabei geht die Spargelernte eigentlich jetzt los, der Austrieb und das Spargelstechen", sagt Wilfried Distler, Geschäftsstellenleiter des Kitzinger Bauernverbands und selbst Landwirt. "Wenn die Saisonkräfte nicht kommen, verzögert sich die Stecharbeit. Im besten Fall bekommt der Spargel nicht die Qualität wie sonst. Im schlimmsten Fall sind ganze Spargeläcker nicht beerntbar." Aber können denn die Landwirte nicht auf Aushilfskräfte aus der Region zurückgreifen, auf Leute aus der Gastronomie etwa, die derzeit keine Beschäftigung haben? "Das ist ein ganz harter Job, totale Knochenarbeit mit stundenlang gebücktem Rücken, den halten viele nicht durch", sagt Spargelbauer Kuhn, der früher schon entsprechende Erfahrungen mit von der Arbeitsagentur geschickten Hilfskräften gemacht hat. Kuhn, dessen Existenz größtenteils am Spargelbau hängt, verweist außerdem auf eine nötige Einarbeitungszeit von mindestens einer Woche.
Über ein Webportal suchen Bauern jetzt nach heimischen Kräften
Spargel- und Gemüsebauer Jürgen Heilmann aus Albertshofen (Kreis Kitzingen), der pro Saison normalerweise 70 bis 80 Saisonarbeiter beschäftigt, wäre allerdings im Notfall gern bereit, es mit heimischen Kräften zu versuchen. "Wer kräftig ist und viele harte Stunden auf dem Acker durchsteht, kann sich bei mir melden."
Am Freitag bestätigte Bezirksgeschäftsführer Eugen Köhler, dass deutschlandweit und bayernweit die Landwirte ihr lange vernachlässigtes Webportal "saisonarbeit-in-deutschland.de" wieder aufpoliert hätten und auf diesem Weg starke, heimische Helfer suchten, Studenten etwa oder Schüler oder zeitweise beurlaubte Kräfte. "Auf dem Portal können Landwirte eintragen, was und wen sie suchen und Interessenten können sich regional melden", so Köhler. Er glaubt, dass ab Anfang nächster Woche die Vermittlung heimischer Kräfte übers Portal Fahrt aufnehmen könnte.

Problem Grundversorgung: Was ist in zwei, drei Monaten?
Dieser Anwerbemöglichkeit zum Trotz sehen viele Bauern gerade angstvoll in die Zukunft. Was dem Albertshöfer Gemüsebauer Heilmann am meisten Kopfweh macht, ist die Frage nach der Sicherung der Grundversorgung. "Man muss ja weiterdenken, muss überlegen, was in zwei, drei Monaten ist, wenn jetzt auf dem Acker nichts passiert. Jetzt ist Pflanzzeit, jetzt muss Kohl, Blumenkohl, Rettich, Sellerie gesät werden." Einzelne Landwirte aus der Region sind nach eigenen Aussagen schon am Verzweifeln, weil Saatgut, das normalerweise aus dem außereuropäischen Ausland geliefert wird, heuer ausbleibt. Etliche befragte Bauern verweisen auch darauf, dass die hierzulande verwendeten, teuren landwirtschaftlichen Maschinen oft auf Ersatzteile aus dem Ausland angewiesen seien – und zwar gerade auf Produkte aus Italien und China. Komme kein Ersatzteil, sei die Maschine nicht verwendbar. Was das für die Produktion in ganz Unterfranken oder ganz Bayern bedeute, könne sich jeder ausmalen, sagt Gemüsebauer Heilmann.
Mitarbeit: Lukas Kutschera
dorthin geht doch ein großer teil der ernte.
da werden die kilopreise rasant in den keller rauschen.
Eure Wünsche sind wahr geworden.
Grenzen dicht.
Also los auf, ab ins Spargelfeld.
Die Zeiten eurer Hetze und leeren Phrasen sind vorbei.
Jetzt wird was geschafft!
Euer Volk zählt auf Euch
Für mich ist das sowieso moderne Sklaverei.
Ich verstehe, das ist hier natürlich eine vollkommen andere Ausbeutung, gell???
Spargel zum Selberstechen
funktioniert bei Erdbeeren ja auch. Und dann wüssten viele auch mal was hier Sache ist.
Überlegt lieber, wie ihr die wirkliche Grundversorgung geregelt bekommt. Spargel oder Erdbeeren machen keinen satt....
Und ich muss zugeben: es belustigt mich sogar etwas. Erntehelfer aus Osteuropa, Saatgut aus Holland, Maschinen und Ersatzteile aus China und Italien. Globalisierung als Zauberwort. Und dann kommt ein mikroskopisch kleines Ding daher und zeigt uns, wie dumm wir alle sind....
Mittlerweile wird dieses kaum systemrelevante Luxusfood mit massivem Plastikfolienverbrauch künstlich schnell vorgetrieben, die erzielten Preise sind knapp an der Grenze zum Unverschämten, und ohne die billigen Wander-Arbeitenden aus Osteuropa wäre das ganze System schon lange gar nicht möglich.
Ums auf den Punkt zu bringen:
Mein Mitleid mit den paar aufgeblasenen "Spargelbaronen" hält sich absolut in Grenzen.
Vielleicht können die betreffenden Betriebe auf Kartoffeln umstellen, die haben ähnliche Standortansprüche, und in Anlehnung an ein altes Sprichwort sollten die Grumbern auch eine extreme Größe erreichen !
Es kam die Auswahl: Kein Betrieb gefunden???
Wird hier wohl von den Spargelbetrieben arg aufgebauscht das ganze