Wirft man einen Blick auf die Unterschriften, die unter einem Antrag aus dem Würzburger Stadtrat stehen, dann ist die Botschaft klar: Nach der am 5. Oktober verstorbenen CSU-Politikerin Barbara Stamm solle eine "zentrale Straße" oder ein "innerstädtischer Platz" in Würzburg benannt werden. 30 Stadtratsmitglieder – und damit eine klare Mehrheit – haben einen entsprechenden interfraktionellen Antrag unterzeichnet, initiiert hatte ihn Würzburgs 3. Bürgermeisterin Judith Jörg (CSU).
"Ihre zahlreichen Verdienste um ihre Heimatstadt wie beispielsweise der beständige Ausbau der Würzburger Universität und Universitätsklinik, die Verstaatlichung des Mainfränkischen Museums oder sozialpolitische Leistungen wie eine menschliche Asylpolitik zeigen ihre Handschrift", heißt es mit Blick auf Barbara Stamm in der Begründung des Antrags. Stamm, seit 2019 auch Würzburger Ehrenbürgerin, habe über Unterfranken hinaus in der Lebenshilfe gewirkt und sich "mit unbändiger Kraft für schwächere, eingeschränkte oder auch kranke Menschen" eingesetzt.
Unterstützung aus den Fraktionen des Würzburger Stadtrates
Der Antrag hat damit im Stadtrat bereits jetzt eine breite Unterstützung. Auf der Unterschriftenliste stehen neben der gesamten CSU-Fraktion (mit OB Christian Schuchardt) auch Namen aus allen anderen Fraktionen und Gruppierungen – mit Ausnahme der AfD. "Die habe ich nicht gefragt", sagt Judith Jörg gegenüber der Redaktion.
Die nächste Stadtratssitzung ist für den 15. Dezember geplant, dann dürfte der Stadtrat wohl über eine Weiterverfolgung des Antrags entscheiden. Mit dem Plan für eine Barbara-Stamm-Straße oder einen Barbara-Stamm-Platz könnte sich dann die Arbeitsgruppe Straßenbenennung befassen, die im Januar wieder zusammentreten soll. Ihr gehören Stadtratsmitglieder und externe Fachleute an.
Bleibt auch der Kardinal-Faulhaber-Platz eine Option?
Offen bleibt in dem Antrag, ob auch der zur Umbenennung anstehende Kardinal-Faulhaber-Platz weiter als möglicher Ort für eine Ehrung Barbara Stamms infrage kommt. Einen entsprechenden Vorschlag hatte Judith Jörg im Oktober im Stadtrat gemacht, im Text des interfraktionellen Antrags taucht der Faulhaberplatz allerdings nicht auf. "Der Antrag ist bewusst ganz allgemein gehalten. Ich selbst bin kein Mitglied der AG Straßenbenennung und gebe damit alles Weitere an die Kollegen ab", sagt Judith Jörg dazu auf Anfrage der Redaktion.
Allerdings liegt auf der Hand, dass wohl auch der Faulhaberplatz weiter eine Option ist. Eine Benennung nach Barbara Stamm sei "für uns nach wie vor die beste Variante", hatte so CSU-Fraktionschef Wolfgang Roth erst vor wenigen Tagen gegenüber der Redaktion gesagt. Dazu kommt, dass im interfraktionellen Antrag ausdrücklich davon die Rede ist, eine nach Barbara Stamm benannte Adresse solle "zentral" bzw. "innerstädtisch" sein. Allerdings tragen gerade in der Innenstadt viele Straßen und Plätze historisch gewachsene Namen und stünden so wohl kaum für eine Umbenennung zur Verfügung.
Eine wichtige Rolle kommt jetzt der AG Straßenbenennung zu
Zu einem neuen Namen für den Kardinal-Faulhaber-Platz hatte sich zuletzt die SPD-Fraktion positioniert und die Umbenennung in "Theaterplatz" vorgeschlagen. Die Weiterverfolgung eines entsprechenden Antrags hatte der Stadtrat ohne Diskussion beschlossen. Da absehbar ist, dass auch der jetzige interfraktionelle Antrag weiterverfolgt wird, kommt es nun wohl darauf an, welchen Vorschlag die Arbeitsgruppe Straßenbenennung dem Stadtrat unterbreiten wird.
Geklärt werden muss auch, ob der Stadtrat für Barbara Stamm von einer bisherigen Regel abweicht. Sie sieht vor, dass Straßen und Plätze erst drei Jahre nach dem Tod der jeweiligen Person nach dieser benannt werden sollen – im Falle Barbara Stamms also erst 2025.
Jawohlja!
Jede Woche bestimmt einmal seit ihrem Tod wird berichtet, ob Barbara-Stamm-Straße oder -Platz. Gönnt doch auch den Familienangehörigen eine Zeit der Trauerverarbeitung. Ich kenne es aus eigener Erfahrung, wenn man immer wieder zum Tod seiner Mutter angesprochen wird oder wie in ihrem Fall in der Presse liest, was für ein Hin und Her das ist, denke Barbara Stamm hätte nicht solch einen Wirbel um sie gewollt.
Wollen wir aus der Vergangenheit denn nicht lernen? Egal, welche Verdienste sich unsere Politiker im Laufe ihrer Karriere erworben haben: sie haben ihren "Job" einfach nur gut gemacht, sie wurden und werden aber auch dafür fürstlich entlohnt. Je höher auf der Karriereleiter unsere Volksvertreter stehen, umso leichter lassen sich Probleme in der heimatlichen Region lösen. Da reicht oft ein Gespräch beim gemeinsamen Mittagessen, neuerdings auch ne Mail, um vorher Unlösbares plötzlich und schnell in Gang zu setzen. Viele unserer Mitmenschen, die auf normalem "Lebensniveau" unentgeltlich tagaus tagein zusätzlich zu ihrem Job Leistungen an und für andere erbringen, hätten auch mehr Achtung und Ehrungen verdient. Und wie schnell ein Name von einem Straßenschild wieder verschwinden kann, das hat auch die Vergangenheit bewiesen. Also - lassen wir erst mal 100 Jahre verstreichen. Wer dann noch nicht für seine guten Taten vergessen ist, hat einen Platz- oder Straßenamen verdient.
Ich könnte mindestens 10 Namen nennen die ebenso mit ihrem unermüdlichen Engagement Gutes und bleibend Wertvolles tun, getan haben, ohne dass diese in die Öffentlichkeit gestellt werden, bzw gestellt werden möchten.
B. St. war keine Person die sich Lorbeeren aufgesetzt hat.