
Mit deutlicher Mehrheit hatte der Würzburger Stadtrat am 20. Oktober beschlossen, den Kardinal-Faulhaber-Platz im Herzen der Stadt umzubenennen. Noch in der Sitzung hatte Würzburgs dritte Bürgermeisterin Judith Jörg (CSU) mit einem Vorschlag für einen neuen Namen aufhorchen lassen. Jörg, die gemeinsam mit anderen CSU-Stadtratsmitgliedern gegen die Umbenennung des Faulhaber-Platzes gestimmt hatte, brachte Barbara Stamm als neue Namensgeberin ins Spiel.
Die Würzburger CSU-Politikerin und frühere Landtagspräsidentin Barbara Stamm war am 5. Oktober 77-jährig einem Krebsleiden erlegen. Ihr Tod hatte in Würzburg und ganz Unterfranken für große Anteilnahme gesorgt.
Geplant ist ein interfraktioneller Antrag im Würzburger Stadtrat
Einen formalen Antrag hatte Judith Jörg in der Sitzung nicht stellen können, das Thema war ja nicht auf der Tagesordnung gewesen. "Der Vorschlag, im Rahmen der Umbenennung der anderen Straßen den gerade aberkannten Platz nach Frau Stamm zu benennen, entstand eher spontan", sagt Jörg auf Anfrage der Redaktion. Nun aber wolle sie gemeinsam mit der CSU einen entsprechenden interfraktionellen Antrag in den Stadtrat einbringen, womöglich schon zur nächsten Stadtratssitzung. Die findet laut Rathaus-Sitzungskalender am 17. November statt.

"Interfraktionell" heißt, dass auch andere Stadtratsfraktionen für das Vorhaben gewonnen werden sollen, Barbara Stamm sichtbar im Stadtbild zu würdigen. "Mir kam die Idee schon auf der Trauerfeier, auf der zahlreiche Vertreter nahezu aller politischer Parteien, wie auch zahlreiche Mitglieder des Würzburger Stadtrats ihre Wertschätzung gegenüber dem Lebenswerk von Barbara Stamm ausgedrückt haben", sagt Jörg.
Allerdings gilt bisher in Würzburg eine Regel, die der schnellen Benennung eines Platzes oder einer Straße nach Barbara Stamm entgegensteht. Die Richtlinien der Stadt für die Namen von Straßen und Plätzen sehen nämlich unter anderem vor, dass eine Benennung nach Personen "grundsätzlich erst drei Jahre nach deren Tod zulässig" ist.
Jörg: Würzburger Drei-Jahres-Regel hat "keine übergeordnete Gültigkeit
Judith Jörg zeigt sich dennoch zuversichtlich. Wenn die "AG Straßenbenennung" des Stadtrates einen geeigneten innerstädtischen Platz gefunden habe, sei der Zeitfaktor nicht der entscheidende. "Barbara Stamm hat nach eingehender Prüfung bereits die Ehrenbürgerwürde unserer Stadt erhalten. Ihr Lebenswerk wurde auch durch den Trauerstaatsakt deutlich. Ich wüsste nicht, was daran in drei Jahren anders zu bewerten ist", so Jörg. Die Drei-Jahres-Frist sei zudem eine Regelung, die sich der Würzburger Stadtrat selbst gegeben habe und die "keine übergeordnete Gültigkeit" besitze.
Ob es am Ende tatsächlich auf den bisherigen Kardinal-Faulhaber-Platz zuläuft, ist allerdings noch nicht ausgemacht. "Aus den ersten Gesprächen, die ich mit Kolleginnen und Kollegen verschiedener Fraktionen geführt habe, war überwiegend zu hören, dass sie einer Platzbenennung nach Frau Stamm zustimmen werden. Über den Ort und den Zeitpunkt gibt es unterschiedliche Vorschläge, die ich mir auch sehr gut vorstellen kann", sagt Judith Jörg.
Entscheidung zur Umbenennung des Faulhaber-Platzes kam überraschend
Die Entscheidung des Stadtrates, den nach Michael Kardinal von Faulhaber (1869-1952) benannten Platz umzubenennen, kam in ihrer Deutlichkeit (27 zu 14 Stimmen) am Ende doch überraschend. Zur Begründung hatte es im Stadtrat unter anderem geheißen, der prominente Kirchenmann habe während der NS-Zeit zu große Nähe zum Regime gezeigt, außerdem sei er ein ausgewiesener Gegner der Demokratie gewesen.
An dem Beschluss hatte es auch Kritik gegeben, unter anderem, weil sich vier eigens von der Stadt im Juni zu einem Faulhaber-Symposion nach Würzburg eingeladene Fachleute gegen eine Umbenennung ausgesprochen hatten. Die Expertenrunde hatte eine Kontextualisierung, also eine öffentlich einsehbare historische Einordnung des Namensgebers, für ausreichend gehalten.

Die Würzburger Entscheidung strahlt unterdessen bis nach München aus. Auch in der Landeshauptstadt gibt es seit gut 20 Jahren eine Debatte um die dortige Faulhaberstraße – der Namensgeber war 35 Jahre lang Erzbischof von München und Freising gewesen. Inzwischen steht die Faulhaberstraße gemeinsam mit 45 weiteren Münchner Straßen auf einer Liste der "Straßennamen mit erhöhtem Diskussionsbedarf". Wie die "Abendzeitung" berichtet, würden nach dem Würzburger Beschluss nun auch in München die Stimmen lauter, die eine Umbenennung fordern.
Will sich da jemand damit profilieren? Ein anderer Grund fällt ,mir für die Eile einfach nicht ein. ...
Lasst doch die Familie erst mal trauern und mit dem Verlust fertig werden, bevor hier solche partei-politischen Manöver gefahren werden. Als gäbe es nichts wichtigeres zu tun....
zu benennen wurde nicht weiter verfolgt, da eine Wartezeit
einzuhalten ist.
Plötzlich geht doch was - bei Frau Stamm.!!!???
barbara stamm hingegen hat für stadt und land viel erreicht. doch wäre wirklich mal eine trauerzeit für ihre familie und freunde angebracht und nicht jeden tag wieder einen neuen artikel erscheinen zu lassen. denkt mal darüber nach liebe mp.
Die Politiker, die auf die verfrühte Namenswidmung drängen sind hier zu verurteilen.
Und über eine Straßenwidmung für B.Stamm sollte man nach einem gewissen Abstand nachdenken, wenn die Emotionen sich gelegt haben. Es hat schon seinen guten grund, warum eine Wartezeit vergangen sein sollte.
Politiker haben es auch nicht leicht, denn immer stehen sie im Brennpunkt der Öffentlichkeit. Diese ist ihnen nicht immer freundlich gesonnen. Ein Politiker ist ein wahres Chamäleon der Transsubstantiation. Der Wesensverwandlung. Zu Beginn seiner Laufbahn sollte ein Politiker ein stark ausgeprägtes Durchsetzungsvermögen haben und in sich den Willen zur Macht verspüren. Dies setzt Ellenbogentechnik und Bissfestigkeit voraus. Ist er erst einmal im Zentrum der Macht angekommen, dann kann die Transformation in einen jovialen und sozial engagierten Altruisten beginnen. Politiker sind und bleiben immer Machtmenschen. Ihnen sollten keine Denkmäler und Ehrenplätze gewidmet werden., denn die Geschichte ändert sich permanent und mit ihr die Einstellungen der Menschen.