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Würzburg
Alle Infos zu den Bakterien im Würzburger Trinkwasser: Wie gefährlich sie sind und wer jetzt aufpassen muss
Was können die gefundenen Bakterien im Körper anrichten? Wie lange dauert die Reinigung? Wie reagieren Kliniken und Pflegeeinrichtungen? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Im Hochbehälter am Galgenberg wurde der Erreger Pseudomonas aeruginosa festgestellt. Dieser kann bei bestimmten Personengruppen zu schweren Infektionen führen. Betroffen ist die Trinkwasserversorgung fast im gesamten Stadtgebiet. 
Foto: Silvia Gralla | Im Hochbehälter am Galgenberg wurde der Erreger Pseudomonas aeruginosa festgestellt. Dieser kann bei bestimmten Personengruppen zu schweren Infektionen führen.
Christoph Sommer
 und  Lara Meißner
 |  aktualisiert: 17.11.2024 02:30 Uhr

Ein Bakterien-Fund im Würzburger Trinkwasser sorgt für Verunsicherung. "Pseudomonas aeruginosa" heißt der Erreger. "Pseudomonaden stellen für die gesunde Bevölkerung in aller Regel kein Risiko dar", hieß es in einer ersten Pressemitteilung der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV).

Welche Stadtteile sind betroffen und wie hoch ist die Konzentration im Wasser?

Betroffen ist der Teil Würzburgs, der vom Trinkwasser-Behälter am Galgenberg versorgt wird. Mit Ausnahme von Oberdürrbach, Versbach und Lengfeld gilt das für das gesamte Stadtgebiet.

Alle Infos zu den Bakterien im Würzburger Trinkwasser: Wie gefährlich sie sind und wer jetzt aufpassen muss

Laut Umweltbundesamt sollte das Bakterium im Normalfall nicht nachweisbar sein. Es spricht hier von einem Grenzwert von unter 1 KBE (koloniebildende Einheiten) pro 100 Milliliter. Laut WVV wurden bei der aktuellen Verunreinigung zwischen 0 und 5 KBE pro 100 Milliliter nachgewiesen. Dem Landratsamt Würzburg zufolge lag der Wert am Mittwoch erneut bei 1.

Wie gefährlich sind die Bakterien im Würzburger Trinkwasser?

"Die Bakterien können Blut, Haut, Knochen, Ohren, Augen, Harnwege, Herzklappen und Lunge sowie Wunden betreffen", teilt das Gesundheitsamt von Stadt und Landkreis Würzburg mit. "Durch Pseudomonas aeruginosa hervorgerufene Infektionen reichen von kleineren äußeren Infektionen bis zu schweren lebensbedrohlichen Erkrankungen." Beispiele seien Entzündungen der Hornhaut am Auge und des Außenohrs, sowie chronische Wundinfektionen. Die WVV rät daher, die Ohren nach dem Duschen gut abzutrocknen. Bestimmte Bevölkerungsgruppen seien besonders anfällig:

  • Menschen, die durch schwere Erkrankungen geschwächt sind
  • Menschen mit Diabetes oder Mukoviszidose
  • Menschen, die sich im Krankenhaus befinden
  • Menschen mit einer Erkrankung, die das Immunsystem schwächt
  • Menschen, die Medikamente zur Unterdrückung des Immunsystems einnehmen, beispielsweise zur Behandlung von Krebs oder um die Abstoßung transplantierter Organe zu verhindern

Ist das Trinken von Wasser mit Befall von Pseudomonas aeruginosa ungefährlich?

Ja, sagt das Gesundheitsamt. Auch mit Verletzungen im Mundbereich sei das Trinken ungefährlich, dank der guten Durchblutung der Mundschleimhaut. Wer Zahn-Prothesen trägt, solle diese allerdings in abgekochtem oder abgepacktem Wasser aufbewahren.

Was ist jetzt zu beachten?

Zwar sei es unbedenklich, das Wasser zu trinken. Aber trotzdem empfiehlt das Gesundheitsamt in bestimmten Fällen, das Wasser aus der Leitung abzukochen:

  • zur Bedienung und Reinigung von Inhalationsgeräten
  • zur Reinigung von offenen Wunden bzw. von Kathetereintrittsstellen
  • zum Abspülen von Kontaktlinsen
  • zur Zubereitung von Säuglingsnahrung
  • zur Aufbewahrung von Prothesen und Zahnspangen

Wie werden die Bakterien bekämpft und wie lange dauert das?

Hierzu sagt die WVV: "Zur Beseitigung der bakteriologischen Belastungen erfolgt eine Desinfektion des betroffenen Verteilnetzes mit Chlor." Wie lange das Chloren dauert, sei bisher nicht abzusehen. Laut WVV wird es mehrere Tage dauern, bis ausreichend Chlor in allen Gebieten nachgewiesen werden kann. Das Gesundheitsamt teilt mit, dass die Chlorung zunächst für acht bis zehn Wochen angesetzt sei.

Welche Folgen hat der Bakterien-Befall auf die Krankenhäuser?

Auch die Würzburger Kliniken sind von der Verunreinigung betroffen. Als Folge werden im Missio als Teil des Würzburger Klinikums Mitte (KVM) bis auf Weiteres keine Wassergeburten möglich sein werden, heißt es von Pressesprecherin Daniela Kalb. Darüber hinaus bestehe aber keine Gefahr für die Patientinnen und Patienten, da sensible Bereiche wie etwa die Intensivstation, der OP-Bereich oder die Neugeborenenstation ohnehin mit sogenannten Sterilfiltern ausgestattet seien. In alle anderen Bereiche, die im Alltag ohne diese Filter auskommen, seien "innerhalb kürzester Zeit" Sterilfilter installiert worden. 

Auch die Uniklinik setzt auf ihre Sterilfilter. Zusätzlich heißt es, dass "nun auch regelmäßig eigene Wasserproben an verschiedenen Stellen" entnommen werden. "Hinzukommen die etablierten Hygienestandards am UKW. Dazu zählt natürlich, dass Wundspülungen oder Inhalationen ausschließlich mit sterilfiltriertem Wasser durchgeführt werden", so UKW-Sprecher Stefan Dreising. 

Welche Folgen entstehen für Pflege- und Senioreneinrichtungen?

Wesentlich dramatischer ist die Situation in den Senioreneinrichtungen der Stiftung Bürgerspital. "Bei der WVV war zu lesen, dass vor allem Menschen mit offenen Wunden besonders aufpassen müssen. Das heißt bei uns: Wir können kaum einen unserer rund 200 Bewohner ausschließen, weil im Alter ist die Haut viel empfindlicher", schildert Elisabeth Richter, Abteilungsleiterin für die Senioreneinrichtungen, ihre Sorge.

Das Bürgerspital hat deshalb sein Notfallkonzept auf den Plan gerufen. "Das bedeutet, dass wir bis auf Weiteres bei pflegerischen Maßnahmen auf Wasser aus Flaschen zurückgreifen und auf Leitungswasser verzichten", so Richter.

Wann wurden die Bakterien entdeckt und wie sind sie ins Würzburger Trinkwasser gelangt?

Die WVV teilt mit, dass das erste Untersuchungsergebnis mit Pseudomonaden schon am Mittwoch, 6. November, vorlag. Die Suche nach der Ursache laufe derzeit noch. Erste Ergebnisse erwartet die WVV "in einigen Tagen". 

 
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