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Hubland
Würzburgs größte PV-Anlage ist in Betrieb: Wird genug für den ökologischen Ausgleich getan?
Im Frauenland werden rund 750.000 Kilowattstunden Solarstrom pro Jahr produziert. Von Nachbarn gibt es ökologische Kritik, die WVV widerspricht.
Die neue PV-Anlage auf dem Hochbehälter am Galgenberg im Würzburger Frauenland. Ist in Betrieb genommen. Kritik kommt von Nachbarn.
Foto: Silvia Gralla | Die neue PV-Anlage auf dem Hochbehälter am Galgenberg im Würzburger Frauenland. Ist in Betrieb genommen. Kritik kommt von Nachbarn.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 11.10.2024 02:36 Uhr

Die Gesamtleistung von Solaranlagen in Deutschland soll bis 2024 auf 400 Gigawatt steigen - so steht es in der aktuellen Fassung des Gesetztes für den Ausbau erneuerbarer Energien (EEG). Gelingen kann das nur, wenn auch auf Gebäuden und Anlagen innerhalb von Stadtgrenzen so viele Photovoltaikanlagen wie möglich entstehen. Die Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH (TWV) hat auf ihrem Hochbehälter am Galgenberg im Frauenland den ersten Schritt gemacht: Hier produzieren 1650 Solarmodule auf rund 3300 Quadratmetern Fläche seit einem guten halben Jahr bis zu 750.000 Kilowattstunden Sonnenstrom pro Jahr.

Entstanden ist die bisher größte innerstädtische PV-Anlage in Würzburg – und sie soll nicht die letzte sein. Das Unternehmen betreibt zusammen mit den Stadtwerken insgesamt elf Hochbehälter für die Trinkwasserversorgung in und um Würzburg, eine Machbarkeitsstudie der Prognos AG aus Berlin hat Potenziale für die Solarnutzung aufgezeigt.

Die Tochtergesellschaft der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) hatte kürzlich die Nachbarn zur Besichtigung der Anlage eingeladen. Leonard Krampe von der Prognos AG zitierte dabei aus der aktuellen Monitoring-Studie des Unternehmens zur Energiewende: Demnach komme der Ausbau der Photovoltaik in Deutschland voran, bei der Windkraft werden die Ziele bisher aber nicht erreicht.

Kritik der Nachbarn: Renaturierung nicht im angekündigten Ausmaß

Vor Ort gab es von den Anliegern einige Anmerkungen, aber keine öffentlich geäußerte Kritik an dem Projekt. Am Tag danach meldete sich ein Nachbar bei der Redaktion und äußerte Kritik an den vor Ort vorgenommenen Ausgleichsmaßnahmen. Demnach seien die Renaturierungsmaßnahmen bisher nicht so erfolgt, wie sie angekündigt wurden. Der Mann und weitere Nachbarn hätten die Kritikpunkte bereits persönlich bei den Verantwortlichen der Stadt und der WVV vorgebracht, seinen Namen möchte er trotzdem nicht in der Zeitung lesen.

Unter anderem Armin Lewitz von der WVV beantwortet technische Fragen beim 'Meet & Greet' an der neuen PV-Anlage am Hochbehälter Galgenberg am Donnerstag 19.09.24 in Würzburg/ Frauenland.
Foto: Silvia Gralla | Unter anderem Armin Lewitz von der WVV beantwortet technische Fragen beim "Meet & Greet" an der neuen PV-Anlage am Hochbehälter Galgenberg am Donnerstag 19.09.24 in Würzburg/ Frauenland.

Auf dem Areal habe ein Biotop mit Gehölzen bestanden, das Lebensraum von geschützten Arten gewesen sei. Die abgeholzten Bäume seien nicht adäquat ersetzt worden, so der Vorwurf an die TWV. Die Kritiker schlagen eine zusätzliche Begrünung mit Hecken und die Aufstellung von Brut- und Nistkästen vor.

Antwort der WVV: Kein geschütztes Biotop, Entfernung sei notwendig gewesen

"Ein gesetzlich geschütztes Biotop hat auf dem Grundstück nicht bestanden", lautet die Antwort auf Nachfrage der Redaktion bei der WVV-Pressestelle. Die Entfernung der Gehölze sei notwendig gewesen, weil die Decken der beiden unterirdischen Hochbehälter undicht geworden waren und abgedichtet werden mussten, um die Trinkwasserqualität sicherzustellen.

Die vorhandenen Bäume seien mit Erlaubnis der städtischen Fachabteilung Naturschutz und Landschaftspflege entfernt und entsprechende Ersatzpflanzungen im Randbereich des Grundstücks vorgenommen worden. Bei einer Begehung mit dem Büro Flora Fauna Management hätten sich laut TWV "keine Hinweise auf eine artenschutzrelevante Besiedelung der Bäume ergeben".

Dass sich die neue Dachbegrünung mit Sedum-Pflanzen bisher nur langsam entwickelt habe, hatten die WVV-Verantwortlichen bereits vor Ort mitgeteilt. Im Bereich der Böschungen wurde eine Gras-Kräuter-Mischung angesät, die sich nach Auskunft der TWV nicht erwartungsgemäß entwickelt hat und daher eine Nachsaat erforderlich macht. Weitere Naturschutzmaßnahmen sollen ebenso geprüft werden wie die Vorschläge der Nachbarn: "Wir werden dafür ein qualifiziertes Fachbüro einschalten."

Der Hochbehälter Galgenberg besteht aus zwei 1894 und 1965 gebauten Speichern, die rund 25.000 Kubikmeter Wasser fassen. Etwa zwei Drittel des durch die neue PV-Anlage produzierten Stroms wird ins Netz eingespeist, der Rest treibt die Pumpen des Hochbehälters an, der damit als klimaneutral gilt.

 
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  • Herbert Stapff
    Auf dem Hochbehälter haben sich jahrelang Staub, Erden, Samen abgelagert, es wuchs Unkraut, es wuchsen Hecken, es siedelte sich ungeziefer an, das wiederum Vögel anlockte. Und irgendwann nennt man die wild wuchernde Natur Biotop. Und das muss dann unbedingt erhalten bleiben, obwohl die Nutzung der Flächen ursprünglich eine ganz andere war. Sind wir doch froh, dass hier noch Fläche für eine große PV-Anlage vorhanden ist. Wieviel Windräder bräuchte es, um die gleiche Leistung zu erzielen? Denn alternativ hätte die WVV ja auch Windräder dort aufstellen können. Sie dürfen immer näher an Wohnorte und bald werden sie auf dem Marktplatz stehen. Wäre die Entrüstung der Nachbarn dann weniger?
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  • Georg Ries
    PV kann man machen. Ob der Kurz-Besuch eines Sachkundigen die Qualität eines artenschutzrechtlichen Gutachtens aufweist? Das wäre bei ordnungsgemäßer Planung wohl erforderlich gewesen. Zusätzlich ein Ausgleich nach dem Naturschutzgesetz. Egal, die Fakten sind geschaffen. Bleibt die Hoffnung, dass bei weiteren Objekten der TWV mehr auf diese Bestimmungen geachtet wird!
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  • Herbert Zorn
    Es gibt überall Nörgler und Besserwisser bei solch guten und interessanten Projekten, wie dieses. Die Gärten dieser "Bescherdeführer" sind bestimmt mit Schotter, Platten und Kieselsteine abgedeckt, damit kein Grashalm kommen kann.
    Glückwunsch an Würzburg, der WVV, TWV und sonstige Beteiligte für so ein zukunftweisendes Projekt! Ihr macht aus dem "Schwarzen OB" damit zu einen modernen "Grünen OB".
    Damit kann Würzburg bestimmt als Vorbild für andere Städte in Deutschland gelten!
    In Würzburg gibt es noch viele andere Gebäude, z.B. festung, Residenz, Dom +Kirchen, Schulen +Uni, usw., welche in selber Weise genutzt werden können. Wir brauchen kein KKW aus Grafenreinfeld, Würzburg hat genügend Dächer, welche so genutzt werden können. Ich denke die vielen potenziellen Dächer in WÜ und eventuell ein bischen Umland, können ein KKW ersetzten. Ich hab e es aber nicht ausgerechnet.
    Die Nörgler können ja den Artenschutz in ihren Gärten berücksichtigen. (😏kleiner Scherz)
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  • Manfred Englert
    Ihre Vorurteile, daß "diese Gärten mit Schotter....."ist ja erschreckend.

    Und den Unterschied zwischen einem KKW und einer PV Anlage scheinen Sie vermutlich nicht zu kennen!?

    Im Übrigen bin ich auch voll dafür, daß Würzburg noch mehr tun muß, um ausreichen Strom aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen.
    Vielleicht sollte die Stadt dem OB Tübigens nacheifern und Flächen vor den Stadtmauern anpachten um dort Strom zu erzeugen.
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  • Herbert Zorn
    Der Hinweis auf "Schotter..., KKW, Dächer auf Residenz + Dom , usw." war als kleiner Scherz gemeint, welchen SIE vermutlich nicht verstehen. Aber durch die ständigen Kritiker und Nörgler über alle guten Projekten, werden diese immer madig gemacht. Das ist zur Zeit typisch für die nichtswissenden, aber herum kritisierende Menschen. Ein OB Tübingen ist nicht gerade ein leuchtendes Beispiel für Würzburg, da bleiben wir doch lieber bei unserem OB!
    Sie sollten mehr den Lob und die Glückwünsche für Würzburg beachten.
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  • Manfred Englert
    Vielleicht wissen Sie das nicht, Herr Zorn, aber der OB Tübigens, der übrigens ein aufrechter, streitbarer und mutiger Demokrat ist, pachtete hier im Lkr SW eine riesig große Fläche und stellte da ein PV Kraftwerk drauf. Wieviel er da an Energie produziert weiß ich nicht, jedoch diese Fläche dürfte 1km x 1km betragen.
    Deshalb meine ich, könnte sich der WÜ OB das mal als Beispiel bei fehlender Fläche nehmen.
    Mich verwundert, daß diese in großer Zahl im Rat von WÜ vertretnen Grünen noch nicht auf diese Idee kamen.
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  • Dominik Temming
    "Aus dem "Schwarzen OB" damit zu einen modernen "Grünen OB"" - was hat der OB ihnen getan, dass sie ihn dermaßen beleidigen?
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  • Eugen Endres
    Im ersten Satz scheint sich ein Fehler eingeschlichen zu haben. 400 GWh kann unmöglich stimmen. Schon in den ersten 9Monaten dieses Jahres speissten die Photovaoltaikanlagen in Deutschland gut 65TWh is Netz ein, im Gesamtjahr sollten es gut 80TWh werden, also die 200fache Menge Energie. Installiert sind aktuell über 80GW, bei 400GWh wären das lediglich 5KWh Ertrag pro installertem KWp im Jahr.
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  • Patrick Wötzel
    Hallo Herr Endres,

    vielen Dank für Ihren Hinweis. Sie haben völlig recht, mir ist im ersten Satz ein Fehler unterlaufen.

    400 Gigawattstunden wären die tatsächlich produzierte Strommenge. In 4 EEG geht es aber um die Gesamtleistung von Solaranlagen in Deutschland, die bis 2040 auf 400 Gigawatt ausgebaut werden soll.

    Der Fehler wurde inzwischen korrigiert, ich bitte um Entschuldigung.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Patrick Wötzel
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