
Seit dem 12. November ist öffentlich bekannt: In Würzburgs Trinkwasser wurden sogenannte Pseudomonas aeruginosa gefunden, kleine Stäbchenbakterien, die bei gefährdete Personen zu schweren Infektionen führen könnten. Betroffen ist der Teil Würzburgs, der vom Trinkwasser-Behälter am Galgenberg versorgt wird. Mit Ausnahme von Oberdürrbach, Versbach und Lengfeld ist das das gesamte Stadtgebiet. Daher wird seit einigen Wochen das Würzburger Trinkwasser gechlort.
Diese Redaktion hat die WVV und das Gesundheitsamt für Stadt und Landkreis Würzburg gebeten, einige Fragen zum Status Quo zu beantworten.
Ist schon absehbar, wie lange noch gechlort wird?
"Voraussichtlich bis Januar 2025" werde die Chlorung aufrechterhalten, so die WVV und das Gesundheitsamt wortgleich.
Wurde die Chlorung intensiviert?
Immer wieder haben Leser berichtet, dass der Chlorgeruch über die Dauer der Maßnahme zugenommen hat. Daher kam die Frage auf, ob die Konzentration des Chlors erhöht wurde. Dazu schreiben das Gesundheitsamt und die WVV: "Nein, die Chlorzugabe erfolgt seit Inbetriebnahme in unveränderter Konzentration."
Ist inzwischen die Ursache der Verunreinigung bekannt?
Zwischenzeitlich war zwar davon die Rede, dass Arbeiten am Rohrnetz eine Rolle gespielt haben könnten, diese Vermutung scheint sich aber nicht bestätigt zu haben. Auf die Frage, ob inzwischen eine Ursache für die Verunreinigung bekannt ist, heißt es von beiden: "Nein, eine Ursache konnte nicht ermittelt werden". Im "begleitenden Untersuchungsprogramm" sollen auch keine positiven Befunde mehr vorliegen.
Wie gefährdet sind Menschen vulnerabler Gruppen?
"Für besonders gefährdete Personen, wie an Mukoviszidose erkrankte Patienten, sollten weiterhin die Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden", so das Gesundheitsamt. Seit drei Wochen seien die Bakterien nicht mehr nachgewiesen worden, daher können "die anderen Vorsichtsmaßnahmen aufgehoben werden." Die Antwort der WVV lautet gleich. Ob aber neben den an Mukoviszidose erkrankten Personen weitere Gruppen als besonders gefährdet gelten - beispielsweise Menschen mit offenen Wunden oder Personen, deren Immunsystem medikamentös heruntergefahren ist - lässt sowohl die WVV als auch das Gesundheitsamt offen. Beide Personengruppen werden weiterhin auf den Homepages der WVV und des Gesundheitsamts als gefährdet aufgeführt. Auch was "die anderen Vorsichtsmaßnahmen" sind, wird nicht erklärt. Vom Gesundheitsamt heißt es jedoch, man möchte "darauf hinweisen, dass unabhängig von dem aktuellen Pseudomonaden-Befund für bestimmte Tätigkeiten generell kein unbehandeltes Leitungswasser verwendet werden sollte", wie etwa das Abspülen von Kontaktlinsen oder zum Befüllen von Inhalationsgeräten. Genauso wie bei der Zubereitung von Babynahrung sollte das Wasser hier stets abgekocht werden.
Wie kann ich mich also verhalten, wenn ich befürchte, weiterhin zu einer gefährdeten Gruppe zu gehören?
Auf der Homepage der WVV steht weiterhin unverändert wie auch in den letzten Wochen, dass neben Mukoviszidose-Patienten auch Menschen mit offenen Wunden, Harnwegkathetern oder Magensonde zu der vulnerablen Gruppe gehören, genauso wie stark abwehrgeschwächte Personen und die, die mit einem Immunsuppressiva behandelt werden. Für all diese werde laut WVV-Homepage das Abkochen des Wassers weiterhin empfohlen. Das Gesundheitsamt schreibt zudem auf seiner Seite: "Schwangere und Säuglinge können bei einer länger andauernden Chlorung auf Mineralwasser umsteigen, um eine gesundheitliche Beeinträchtigung völlig auszuschließen."
Gibt es in der Stadt eine Möglichkeit für Menschen dieser Gruppen, sich irgendwie zu duschen bzw. zu waschen?
Für Menschen mit Vorerkrankungen ist der Alltag in den letzten Wochen beschwerlich geworden. Der Redaktion liegen Berichte darüber vor, dass Vorerkrankte teilweise das Stadtgebiet verlassen, um sich anderorts waschen zu können. Die WVV schreibt dazu: "Ob geeignete, öffentliche Waschmöglichkeiten im Stadtgebiet vorhanden sind, ist nicht bekannt."
Wurden mit dem Entdecken der Verunreinigung Wasserfilter oder ähnliches an diese Menschen verteilt?
Dazu heißt es von der WVV: "Nein, durch das Unternehmen WVV werden keine Sterilfilter verteilt. Die WVV steht in Kontakt mit dem gemeinnützigen Verein Mukoviszidose e. V. und kommt erkrankten Personen im betroffenen Versorgungsgebiet finanziell bei der Beschaffung von Sterilfiltern für einen befristeten Zeitraum entgegen."
Gab es mittlerweile Fälle, bei denen sich Menschen mit den Bakterien infiziert haben?
Dazu schreibt die WVV: "Dem Gesundheitsamt wurden keine Infektionen gemeldet." Auch seitens der Uniklinik heißt es, dass sie keine Patienten mit einer durch die Bakterien verursachten Infektion hatten oder haben.