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Würzburg
Erst nach sechs Tagen kam die Warnung: Was passierte nach dem ersten Bakterien-Fund im Trinkwasser Würzburgs?
Am 6. November wurden erste Bakterien festgestellt, erst am 12. November Kliniken und Bevölkerung informiert. Bestand Gefahr? Und wie sicher ist gechlortes Wasser?
Im Würzburger Trinkwasser wurde das Bakterium 'Pseudomonas aeruginosa' gefunden.
Foto: Thomas Obermeier (Symbolbild) | Im Würzburger Trinkwasser wurde das Bakterium "Pseudomonas aeruginosa" gefunden.
Lara Meißner
 |  aktualisiert: 19.11.2024 02:42 Uhr

Ihren Namen kann man kaum aussprechen, trotzdem spricht ganz Würzburg über sie: Die "Pseudomonas aeruginosa", kleine Stäbchenbakterien, wurden im Würzburger Trinkwasser gefunden. Für Verunsicherung sorgte zuletzt auch die Frage, wie lange die Würzburger Bevölkerung unwissend mit dem belasteten Wasser im Kontakt war.

Auf Nachfrage der Redaktion teilte die WVV am Mittwoch mit, dass bereits eine Woche zuvor, am 6. November, ein Probenergebnis vorlag, das auf den Befall des Bakteriums hinwies. Gleichzeitig gaben aber Pflegeheime und Kliniken gegenüber der Redaktion an, dass sie erst am 12. November, also sechs Tage später, informiert wurden. 

Warum dauerte es so lange, bis die Bevölkerung informiert wurde?

Wie kann das sein? Diese Frage stellte am Donnerstag auch die Grünen-Stadträtin Silke Trost im Rahmen der Stadtratssitzung an Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Dieser bestätigte, dass es bereits erste Ergebnisse am 6. November gab, die Chlorung durch das Gesundheitsamt aber erst am 11. November angeordnet wurde. "Puh. Das ist ein ganz schön langer Zeitraum", so Trost in der Sitzung. 

Tranken und wuschen sich die Würzburgerinnen und Würzburger also eine knappe Woche lang mit verunreinigtem Wasser? Die Redaktion hat sowohl bei der WVV als auch beim Gesundheitsamt um Aufklärung gebeten. 

Die Chronologie der Ereignisse:

  • Noch am 6. November, als die erste positive Probe vorlag, sei der Befund mit dem Gesundheitsamt besprochen worden, so WVV-Sprecherin Susanna Blum. Dabei hätte sich nach übereinstimmenden Angaben von Gesundheitsamt und WVV herausgestellt, dass die Stelle, an der die Probe entnommen wurde, nicht die Voraussetzungen für eine qualifizierte Probenentnahme erfüllt habe. "Insofern war der Befund nicht aussagefähig, sondern war Anlass für eine systematische Überprüfung des Netzwassers", so Blum.
  • Diese Überprüfung fand am Folgetag, dem 7. November, statt.
  • Weitere zwei Tage später, also am 9. November, "wurde das Gesundheitsamt telefonisch darüber in Kenntnis gesetzt, dass von den neun untersuchten Proben (...) am Hochbehälter am Galgenberg ein Nachweis in niedriger Konzentration gefunden wurde", so Paul Justice, Sprecher des Gesundheitsamts.
  • Die WVV spricht hingegen davon, dass erst am 11. November, also abermals zwei Tage später, klar wurde, dass der Hochbehälter am Galgenberg – und somit ein Großteil der städtischen Wasserversorgung – betroffen sei. Denn am 9. November wurde zunächst eine Nachbeprobung der Untersuchung vom 7. November veranlasst, "sodass am 11. November 2024 belastungsfähige Befunde vorlagen. Daraus ergab sich, dass der zentrale Hochbehälter Galgenberg betroffen ist", wie es von der WVV heißt. Die Chlorung des Trinkwassers wurde angewiesen. 
  • Einen weiteren Tag später, also erst am 12. November und somit fast eine Woche nach dem ersten Fund der Bakterien, wurden schließlich Krankenhäuser, Pflegeheime und die Bevölkerung informiert. Wie in der Trinkwasserverordnung vorgesehen, erfolgte die Information über den Betreiber der Wasserversorgungsanlage, also die WVV. 

Bestand also sechs Tage lang eine Gefahr für die Bevölkerung? "Da Trinkwasser nicht steril ist, ist immer ein gewisses Grundrisiko vorhanden. Durch den Nachweis am 9. November wurde nach Abwägung kein signifikant zusätzliches Risiko gesehen", meint dazu Paul Justice vom Gesundheitsamt.

Die Redaktion hat die Chemikerin Barbara Graser vom chemischen Labor Dr. Graser in Schonungen (Landkreis Schweinfurt) dazu befragt. Das Labor ist eine vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) notifizierte Untersuchungsstelle für Trinkwasser. "Die Menge, die im Würzburger Wasser gefunden wurde, ist noch kein hoher Befund. Ich gehe davon aus, dass man deswegen abgewogen hat, nicht sofort Panik zu verbreiten", sagt Graser.

Der Chlorung, so die Chemikerin, könne man gelassen gegenüber stehen: "Wir leisten uns in Deutschland eine extrem strenge Trinkwasserverordnung, die viel Sicherheit mit sich bringt. Genauso wie es sehr sensible Grenzwerte für Verunreinigungen gibt, gibt es genaue Vorgaben für die Chlorung des Wassers vom Umweltbundesamt. Keiner muss Angst haben, dass sich das Chlor irgendwie im Wasser anreichert oder ähnliches."

 
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Kommentare
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  • Martin Arold
    Ich finde das Thema Wasser ist aktuell für Würzburg das Top Thema, täglich. Jeder in Würzburg hat mit diesem Thema zu tun. Warum gibt die Main Post da so spärliche Informationen heraus? Radio Gong hat einige gute Hinweise. Es bräuchte Hinweise mit einem FAQ wo alle Fragen beantwortet werden. Tee trinken ja/ nein? Wo nimmt der Bürger der Fische im Aquarium hat sein Wasser her? Usw. Im Fitness sind die Duschen gesperrt, aber Zuhause nehme ich das Gleiche Wasser zum Duschen. Bitte liebe Main Post macht es den Bürgern leichter in den kommenden Wochen, denn das Problem soll ja 6-8 Wochen andauern.
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  • Matthias Rothkegel
    Wie lange dauert es eigentlich bis das Chlor seine Wirkung entfaltet und sollte man mal bewusst Wasser laufen lassen um die Leitungen mit gechlortem Wasser zu spülen?
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  • Bernhard Roschlau
    Ich schickte meiner Frau, die in einer Tagespflege arbeitet, am späten Dienstagvormittag den diesbezüglichen Bericht von mainfranken24.de, der übrigens im Gegensatz zur Online-Ausgabe der MP die betroffenen Stadtteile nannte und sogar einen Lageplan lieferte. Zu meiner Verwunderung war in der Tagespflege noch nichts darüber bekannt, wobei sofort die erforderlichen Maßnahmen getroffen wurden .
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  • Ralf Eberhardt
    Diese windelweichen Statements sind bezeichnend für einen ebensolchen Zustand der handelnden Verantwortlichen. Bis hin zu Frau Graser, die von einer extrem strengen Trinkwasserverordnung spricht, die Sicherheit bringt. Nur nutzt die nichts, wenn Verunreinigungen so lange nicht angegangen werden. Und es geht nicht um Panik-Info, sondern rechtzeitige Info!
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  • Robert Hippeli
    @Ralf Eberhardt: sie sind ja gut informiert. Nennen sie doch Ihre Quelle, dass "nichts angegangen" wurden.
    Zwischen angegangen und informieren liegen Welten!
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  • Ralf Eberhardt
    Am 6.11. wurde das erste Probenergebnis gefunden, am 12.11 wurde - öffentlich - informiert. Das Nicht-Angehen bezieht sich auf die Informationsverzögerung von fünf bis sechs Tagen. Ich denke, dass das zu lange ist. Und was ist "(k)ein hoher Befund"? Entweder es gibt eine potentielle Gesundheitsgefahr oder nicht.
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  • Jo Schmitt
    Diese Aufregungserzeugung hilft überhaupt nicht weiter.

    Und auf dem Teppich wissenschaftlicher Sichtweise sollte man dann also nicht mehr bleiben Herr Eberhardt?

    Im Netz hieße es nun nach ihrer Darstellung wie sie bei mir ankommt: "Wir werden alle störben!!11elf11!!"
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  • Ralf Eberhardt
    Von Sterben habe ich nie gesprochen. Aber Sie haben Recht: ich glaube nicht jedem "wissenschaftlichen" Statement.
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  • Jo Schmitt
    A propos: Sind sie wissenschaftlich tätig?
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  • Ralf Eberhardt
    Nein, nicht mehr. Aber bin von Haus aus Wirtschaftswissenschaftler. Dort trau ich aber auch nicht allen aktuellen Aussagen von Wissenschaftlern und Jedem, der sich als solcher bezeichnet oder bezeichnen darf.
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