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Würzburg
Bahnhofsvorplatz: Stadträte wollen keine Pavillons mehr
Grün statt Kommerz: Nach längerer Debatte entschied sich der Würzburger Stadtrat am Donnerstag für mehr Bäume vor dem Bahnhof - gegen den Rat des Stadtkämmerers.
Das war einmal. Anstelle der abgerissenen Pavillons am Bahnhofsvorplatz werden Bäume gepflanzt. Das hat der Stadtrat am späten Donnerstagnachmittag beschlossen.
Foto: Daniel Peter | Das war einmal. Anstelle der abgerissenen Pavillons am Bahnhofsvorplatz werden Bäume gepflanzt. Das hat der Stadtrat am späten Donnerstagnachmittag beschlossen.
Ernst Lauterbach
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:01 Uhr

Am Ende der Diskussion über die künftige Gestaltung des Bahnsvorplatzes fasste Oberbürgermeister Christian Schuchardt die Stimmung im Ratssaal mit einem Satz des Comic-Helden Lucky Luke zusammen: "Wenn Du merkst, dass das Pferd, das Du reitest, tot ist, dann steig ab." Demgemäß hat der Stadtrat am Donnerstagnachmittag die Weiterführung der Planungen für neue Pavillons auf dem Bahnhofsvorplatz einstimmig abgelehnt. 

Da hatte es auch nichts genutzt, dass Stadtkämmer Robert Scheller eindringlich für die Weiterführung der Planung geworben hatte. "Ich habe immer für die Pavillons gekämpft und werde dies auch weiter tun", sagte er. In die Planungen seien schon viel Geld und Zeit geflossen, mahnte der Stadtkämmerer. Auch rechnete er vor, wieviel die Mieteinnahmen durch die Pavillons nach der Refinanzierung der Baukosten jährlich ins Stadtstäckel einspielen würden. Rund 260.000 Euro seien dies, die man für andere Projekte verwenden könne. Doch auch dieser Hinweis half letztlich nicht.

OB Schuchardt: Noch kein Beschluss über die endgültige Gestaltung

Zu Beginn hatte Josef Hofmann (FWG), seit jeher ein Gegner der neuen Pavillons, wie er sagte,  noch beantragt, die Entscheidung zu vertagen und die Variante mit den zwei Baumreihen auf jeder Seite des Platzes zuerst ausführlich im Umwelt- und Planungsausschuss zu diskutieren. Doch die Mehrheit folgte den Argumenten des OB, dass nun erst einmal ein Grundsatzbeschluss gefasst werde, in welche Richtung die Planungen weitergeführt werden sollten. Keineswegs werde an diesem Donnerstag schon über die endgültige Gestaltung beschlossen, sagte Schuchardt.

Und die Richtung und damit die Stimmung im Saal gab der Oberbürgermeister auch gleich vor: "Ich war lange selbst für die Pavillons, aber seit dem Abriss der alten Pavillons übt der Platz einen besonderen Reiz aus." Seit dem Abriss hätten sich deshalb auch die Stimmen gemehrt, die sich gegen einen Neubau aussprechen würden, so der OB.  Bei einer nicht repräsentativen Umfrage im Online-Angebot dieser Redaktion hatten sich bis Donnerstagabend fast drei Viertel der Teilnehmer für die Variante mit den beiden Baumreihen ausgesprochen.

So könnten die Baumreihen auf dem Bahnhofsvorplatz aussehen.
Foto: Stadt Würzburg /Repro MP | So könnten die Baumreihen auf dem Bahnhofsvorplatz aussehen.

Alexander Kolbow, Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat, hatte auch eine Erklärung dafür parat: "Der Bahnhofsvorplatz hat durch den Wegfall der Pavillons gewonnen, er ist heller, freundlicher und  in der Nacht ,gefühlt' sicherer geworden." Aber ohne Zweifel brauche der Platz auch eine Infrastruktur für die Taxi- und Busfahrer sowie öffentliche Toiletten, so Kolbow.

Der neue Stadtbaurat Benjamin Schneider erläuterte, dass beide Varianten das Umfeld nicht betreffen würden. "Da ist ausreichend Planungsspielraum für Straßenbahn. Busbahnhof, Taxen und Fahrradabstellgelegenheiten."

CSU-Fraktionsvorsitzende Christine Bötsch erinnerte: "Das Bahnhofsumfeld verfolgt uns seit 2005, wir haben immer gewusst, das wir etwas machen  müssen. Die Bahn hat den Bahnhof  endlich mit einem schönen Ergebnis saniert, jetzt sind wir dran", so Bötsch weiter. "Wir müssen ein Entree bekommen, das unserer Stadt würdig ist."

"Selten habe ich in gestalterischer Hinsicht in dieser Stadt so eine eindeutige Haltung erlebt, was diesen Platz betrifft - und zwar ohne Pavillons", so Matthias Pilz, Fraktionsvorsitzender der Grünen. Er mahnte aber wie viele seiner Mitredner, an das Umfeld zu denken: "Das letzte Wort über den Busbahnhof ist noch nicht gesprochen." Auch Alt-Oberbürgermeister Jürgen Weber stieß in dasselbe Horn, als er sagte: "Straßenbahn, Busbahnhof, Flixbus-Haltestellen, all das muss jetzt auf den Tisch. Ich sehe darin eine einmalige Chance."

Zwei Varianten waren zur Wahl gestanden

Wie bereits berichtet, standen zwei Varianten zur Wahl.Eine war der Wiederaufbau der maroden und abgerissen Pavillons und die anschließende Vermietung an die Deutsche Bahn, die wiederum eigene Mieter suchen will, oder schon parat hat. Dabei könnten die Baukosten langfristig durch die Vermietung wieder hereingewirtschaftet werden.

Die zweite war der Verzicht auf die Pavillons. Anstelle dessen sollen auf beiden Seiten des Platzes zwei Baumreihen gepflanzt werden. Zudem soll der Taxistand auf die Seite des Busbahnhofes umziehen, an seiner bisherigen Stelle könnten umfangreiche Fahrrad-Abstellgelegenheiten Platz finden. 

Eine Instandsetzung kam nicht mehr in Frage

Die Ende 2016/Anfang 2017 abgerissenen Pavillons stammten ursprünglich aus den 1950er Jahren. Im Verlauf der Jahrzehnte waren sie immer unansehnlicher geworden und die Bausubstanz wurde letztendlich so marode, das eine Instandsetzung nicht mehr in Frage kam. Nach den ursprünglichen Plänen sollten sie bereits zu Beginn der Landesgartenschau (LGS) in diesem Frühjahr durch neue ersetzt werden. Dazu hatte es bereits im Jahr 2005/2006 einen Ideen- und Realisierungswettbewerb gegeben, den das Stuttgarter Büro Auer Weber Architekten gewonnen hatte.

Als sich abzeichnete, dass der Termin zur Eröffnung der LGS nicht gehalten werden konnte - der damalige Stadtbaurat Christian Baumgart  hatte seinerzeit angedeutet, dass sich Gespräche mit der Deutschen Bahn verzögerten, weshalb der Termin für den Baubeginn nicht mehr haltbar sei -, wurde beschlossen, die Pavillons abzureißen und bis nach der Landesgartenschau durch Rasenflächen und Blumenampeln zu ersetzen. Diese werden jetzt wohl noch einige Zeit länger die Reisenden begrüßen, die mit der Bahn nach Würzburg kommen.

 
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Kommentare
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  • evenbye2@gmx.de
    sicher nicht die schlechteste Entscheidung. Statt des Fahrradparkhauses letztlich doch in einigem Abstand zur Bahnhofshalle, fände ich die Wiederverwertung des alten Gleistunnels besser. In Frankfurt hat man das ja wohl so gelöst. Es würde vielleicht reichen, nicht den gesamten Tunnel zu nutzen, aber einen gewissen Teil. Zugang könnte vielleicht auch hintenrum erfolgen und in den Bahnhof einbiegen, wo heute die Schließfächer sind. Dann muss keiner durch die Bahnhofshalle.
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  • Arcus
    Wir brauchen ein vernünftiges Fahrradparkhaus direkt am Bahnhof. Gute Beispiele dafür gibts genug. Hoffentlich denk der Stadtrat daran.
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  • mppthi
    Welche Bäume will man Pflanzen??Laubbäume?Rutschgefahr durch nasses Laub im Fußgängerbereich!Kann doch Würzburg die Pflege ihrer Grünanlagen jetzt schon nicht erfüllen!
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  • peter.lelowski@web.de
    Um den letzten Quadratmeter Verkaufsfläche für Pommesbunden und Schnellbäcker mit Bahn und Beethoven-Gruppe feilschen, aber Straßenbahnhaltestelle und Busbahnhof verkommen lassen. Das ist Würzburg. Wein-Klein-Händler weg, Stadtplaner vor.
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  • werkstatt
    "In die Planungen seien schon viel Geld und Zeit geflossen, mahnte der Stadtkämmerer" - typisch Würzburg. Erst viel Geld für Planung ausgeben und dann alles wieder einstampfen. Mich würde mal interessieren wieviel Geld in die Planungen schon geflossen sind.
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  • schorschmeitropfe
    Richtige Entscheidung! Es freut mich, dass unser Stadtrat tatsächlich mal an die Stadt und nicht nur ans Geld gedacht hat!

    Vielleicht wäre beim geplanten neuen Parkhaus am Bahnhof eine Fläche für Fahrräder möglich? In den Niederlanden gibt es hervorragende Fahrradparkhäuser...
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  • fabian-koenig@t-online.de
    Gott. Sei. Dank.

    Das war eindeutig die richtige Entscheidung! Mir fällt ein ganzer Steinbruch vom Herzen!
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  • peterlesbub
    Busbahnhof anders verplanen und die Busse wo möglich am Stadtrand mit Umstieg in die Straba belassen. So sieht Stadtentwicklung heute aus.
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  • robertkremling@web.de
    Baut einen großen Kreisverkehr dann können alle Straßen kreuzungsfrei mit eingebunden werden.
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  • Laeufer61
    Kopfschüttel über diese Schnapsidee...

    ...soll denn der Berliner Platz/Ring einen Zwillingsbruder bekommen mit entsprechendem Verkehr, Staus und Flächenverbrauch?

    Oder war das Satire?
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  • reutjo
    Abstellplatz für Fahrräder....! ??

    wenn man das plant, sollte man "irgendwie" daran denken, dass nicht in ganz kurzer Zeit daraus ein "Fahrrad-Schrottplatz" wird. Unschöne Beispiele gibt es in Würz-
    burg an vielen Ecken ! Sonst ist der neue Platz gleich wieder verhunst! Guckt Euch das derzeitige Lagebild an ! (Umgefallene, ausgeschlachtete, verbogene, alles andere als verkehrssichere Rahmenträger, kreuz und quer liegend, monatelang..... NEIN !!! )
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  • rolandroesch@web.de
    Gut so👍Es geht mal ohne Bürgerentscheide mal was im Sinne des Bürgers.
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