zurück
WÜRZBURG
Bahnhofsplatz: Bäume statt Buden
Der heutige Bahnhof ohne Pavillons. Das Bild zeigt den Blick aus der Mitarbeiterkantine des C&A.
Foto: Thomas Obermeier | Der heutige Bahnhof ohne Pavillons. Das Bild zeigt den Blick aus der Mitarbeiterkantine des C&A.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:46 Uhr

„Ich finde den neuen, großzügigen und freundlichen Anblick des Bahnhofvorplatzes mit wunderschönen Blumenkübeln und Rasenflächen und gut platzierten Bänken einfach großartig“, sagt Ilse Schiborr. „So sollte er bleiben.“ Mit ihrer Meinung ist die 90 Jahre alte Würzburgerin nicht alleine. Seit die Stadt die Pavillons vor dem Bahnhof abgerissen und an ihrer Stelle Rasen und Rabatten angelegt hat, sind viele Würzburger begeistert.

„Die neue Gestaltung mit verbesserter Aufenthaltsqualität findet in der Bevölkerung breite Akzeptanz“, sagt Oberbürgermeister Christian Schuchardt im Gespräch mit dieser Redaktion. Da der Bahnhofsvorplatz die „Visitenkarte der Stadt“ sei und den Bürgern am Herzen liege, wünsche er sich eine Gestaltung, die möglichst vielen gefällt. Das könne auch bedeuten, dass der Platz nicht bebaut wird.

Neue Pavillons aus Stahl, Glas und Holz

Der 1954 gebaute Bahnhof mit den Pavillons. Foto Archiv Dürrnagel
Foto: Archiv Dürrnagel | Der 1954 gebaute Bahnhof mit den Pavillons. Foto Archiv Dürrnagel

Geplant hat die Stadt bislang anders: 2015 schlug die Verwaltung vor, links und rechts vom Killiansbrunnen neue Pavillons zu bauen und an die Bahn zu vermieten. Zwölf Nutzungen, vor allem Einzelhandel, waren hier geplant.

Nachdem der Stadtrat mehrheitlich zugestimmt hatt, erstellte das Architekturbüro Auer Weber einen Vorentwurf für einen neuen Pavillon-Typ, eine Stahlkonstruktion mit Holzfassade und viel Glas. Die neuen Pavillons sollten 20 Prozent größer als die alten werden und nicht wieder streng symmetrisch aufgestellt werden.

Doch weil sich die Verhandlungen mit der Bahn hinzogen und man während der laufenden Landesgartenschau keine Baustelle am Bahnhof wollte, wurden die baufälligen Pavillons aus den 50er Jahren 2016 und 2017 zwar abgerissen, der Neubau aber verschoben. Seitdem finden sich immer mehr Bürger und Stadträte, die die eigentlich als Zwischenlösung gedachte Begrünung so lassen wollen, wie sie ist.

Eine statt zwölf Buden

Noch vor einem halben Jahr erklärte Schuchart, dass man die Neubauten brauche. „Ohne die Pavillons gibt es Probleme bei der Unterbringung der Straßenbahnfahrer, der Taxifahrer, der Kindertagesstätte wie auch mit dem Regenschutz der Passanten sowie hinsichtlich öffentlicher Toiletten“, begründete der OB gegenüber dieser Redaktion damals, warum rund 1300 des gut 4500 Quadratmeter großen Platzes bebaut werden sollten. Außerdem würde sich die vier Millionen Euro teure Investition auf Dauer durch die Mieteinnahmen für die Stadt rechnen.

Heute sagt der OB, dass wirtschaftliche Aspekte bei der Entscheidung nicht im Vordergrund stehen sollten. Für die Würzburger Straßenbahn GmbH, Taxler und öffentliche Toiletten würde auch ein einzelnes Bauwerk genügen. „So könnten rechts und links Baumreihen gepflanzt werden und eine parkähnliche Situation entstehen.“

Auch Stadtbaurat Christian Baumgart findet: „Es gibt sehr gute Argumente für neue Pavillons – aber auch für den freien Platz.“ Städtebaulich mache es Sinn, die in den 50er Jahren entwickelte und auf das Bahnhofsgebäude fokussierende Bebauung aufzunehmen. Der OB nennt als weiteren Vorteil zusätzliche Einzelhandelsflächen auf dem Vorplatz: „Wir haben mit der Bahn ausgehandelt, dass dann die Verkaufsbuden direkt vor dem Bahnhofsgebäude verschwinden.“

Miteinander am Bahnhof funktioniert reibungsloser

Als Argument gegen neue Pavillons nennt Baumgart: „Seitdem der Platz frei ist, hat man das Gefühl, dass das Miteinander dort reibungsloser funktioniert.“ Sprich, die Passanten fühlten sich weniger durch Menschen belästigt, die früher vor den Buden saßen, tranken oder bettelten.

Hauptbahnhof       -  Der Hauptbahnhof vor dem Krieg mit befestigtem Vorplatz und Kiliansbrunnen.
Foto: Archiv Dürrnagel | Der Hauptbahnhof vor dem Krieg mit befestigtem Vorplatz und Kiliansbrunnen.

Die Frage „Bäume oder Pavillons?“ soll in den nächsten Monaten der Stadtrat beantworten. „Wir werden beide Alternativen zur Entscheidung stellen,“ sagt der OB. Welche Lösung ist seiner Meinung nach die beste? „Ich möchte die Lösung finden, die die größte Akzeptanz hat.“

Laut Schuchardt stehe der Stadtrat als direkt gewähltes Gremium stellvertretend für den Willen der Bevölkerung. Bis zur Abstimmung will der OB einen offenen Diskurs führen. „Ich will nicht durch meine Festlegung unnötig polarisieren.“

Bahnhofsvorplatz

Bis zu seiner Zerstörung 1945 war der Bahnhof ein Jugendstilbau aus der Jahrhundertwende und sein Vorplatz befestigt. 1895 wurde in der Mitte des Platzes der Kiliansbrunnen als Geschenk von Prinzregent Luitpold an seine Geburtsstadt errichtet. Der heutige Bahnhof wurde 1954 gebaut, die Pavillons links und rechts vom Platz einige Jahre später.

Ab den 1990er Jahren wurde die Neugestaltung geplant. Damals dachte man unter anderem an die Überdachung des gesamten Vorplatzes. Ab 2005 kam die Idee auf, die alten Buden durch neue zu ersetzen. Der Kiliansbrunnen war lange trockengelegt und wurde 2008 abgebaut. Die 1,2 Millionen Euro teure Sanierung wurde unter anderem durch Bürgerspenden finanziert.

Verzögert wurde die gesamte Entwicklung am Bahnhof durch das Scheitern des auf dem Post-Areal geplanten Einkaufszentrums Arcaden im Jahr 2006. Erst 2015 beschloss der Stadtrat mit großer Mehrheit den Abriss der alten und den Bau neuer Buden. Auch eine neue Gleisführung und eine längere Haltestelle für die Straßenbahn sind inzwischen geplant.

Die Pavillons wurden ab 2016 abgerissen. Der Entwurf für die Neubauten vom Stuttgarter Architekturbüro Auer + Weber war in der Stadtbildkommission umstritten. Der Neubau wurde dann verschoben, um Bauarbeiten während der Landesgartenschau zu vermeiden.

 
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Manuela Göbel
Architekturbüros
Christian Baumgart
Christian Schuchardt
Glas
Luitpold von Bayern
Stahl
Würzburger Straßenbahn
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • ToDietz@web.de
    Wichtig wäre erstmal, das ganze "Klientel", daß frühmorgens um 6:30 Uhr schon lautstark und alkoholisiert vor dem Haupteingangang zum Bahnhof sitzt umzusiedeln oder besser zu verscheuchen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • mausschanze
    Sie sind für das Forum gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • mikesch
    Den Bahnhofsvorplatz mit Pavillons beleben, z.B. Cafes, Blumengeschäft,Obst und Gemüse, Touristik und Kleinkunst, Bistros, Vinothek sowie ein Treffpunkt für Alt und Jung (zB. um sich gegenseitig zu helfen)oder Hilfe anbieten,
    wie etwa ein Bürgerbüro mit Ehrenamtlichen, wäre eine echte Bereicherung für pro Leben in unserer Stadt. Diese Pavillons könnten doch ähnlich
    wie auf dem Marktplatz Würzburg aussehen, einfach, schlicht und einladend!Sicherlich
    gibt es noch genügend Platz für trotzdem Bäume und nicht wie etwa entweder Oder!!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • harryamend@outlook.de
    Diese Buden braucht kein Mensch, ebenso das die Straßenbahn am Bahnhof oberirdisch verkehrt. Die hätte zumindest vom Bahnhof aus bis zum Ende der Kaiserstraße, mit einem vernünftigen Fußgängertunnel am Röntgenring, gehört. Der Fußgängerüberquerung vom Bahnhof kommend in die Kaiserstraße ist bis heute eine einzige Zumutung, Hauptsache man hat den Barbarossaplatz zugeschüttet. Nebenbei würde ich den Busbahnhof da lassen wo er ist, nur eben alles wegreißen und die ganze Fläche neu ordnen und dann Überdachen so ähnlich wie in Schweinfurt am Roßmarkt. Dann könnte man vom Kiliansbrunnen aus bis zum Berliner Ring eine vernünftige Parkanlage machen aber die Stadt hatte ja noch nie eine Ahnung von einer vernünftige Planung. Was will man aber auch erwarten wenn so "wichtige" Themen wie "Würz-Main" wichtiger sind.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • holle4es
    Zumindest einen Unterstand für das Klientel, das früher vor den Buden kauerte und nun immer direkt am Haupteingang mit Punkmusik aus dem Lautsprecher, Bierdosen und vor allem Zigarettenrauchwolken die Würzburger Gäste begrüßt und verabschiedet, sollte man aufstellen...die DB Sicherheit kriegts ja anscheinend nicht gebacken hier für Ordnung (Hausrecht!) zu sorgen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • mausschanze
    Sie sind für die Kommentar-Funktion gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • reutjo
    " die Ilse Schiborr " hat mit >Ihrer Meinung recht...."

    sie hat nur vergessen oder übersehen, den grossen Fahrrad-Schrottplatz zu erwähnen. Der muss weg ! Da MUSS eine bessere (versteckte) Lösung her.

    Und wenn man dann einmal im grossen Rat weiss, wie die Straba zentral am Hbf mit ihren Geleisen ( zum Hubland, Lukra, Versbach, Lengfeld usw. ) vorbei geführt wird; dann..... erst dann, kann der Herr OB Bäume pflanzen. Dann ist er ein Mann, der "Bäume pflanzt !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • renitent
    Genau: Bäume statt Buden!
    Die neue Weite des Platzes kultivieren und auf die einengende Bebauung verzichten.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dottore
    Bitte keine kleinstädtischen Buden mehr, dafür muss man sich echt schämen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • saf.wuerzburg@t-online.de
    ... ich sehe es schon kommen ...

    ... ein neuer Bürgerentscheid, ob pro oder contra Verkaufsbuden auf dem Bahnhofsplatz ...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Newsman
    Wie mein Vorposter, befürchte ich eine typische Würzburger Wiederholung der destruktiven Aktivitäten einer wie auch immer dann sich nennenden BI zur "Rettung von XYZ". Und seien die vorgelegten Pläne noch so schlüssig, kreativ und baulich überzeugend, die BI wird Wege finden, um sie zu Fall zu bringen. 😤

    Das ist kein pessimistische Vorhersage, lediglich die Sorge, die aus bisher immer gleichen schlechten Erfahrungen mit den professionellen Verhinderungen-Aktivisten resultiert.

    Möge ich mich irren. Für das Wohl der Stadt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • kej0018@aol.com
    @newsman

    Was für ein tiefgeistiger Kommentar! Welche BI meuinen Sie eigentlich? Ist mir da etwas entgangen? Falls Sie auf die BI Ringpark abzielen, so darf ich bemerken, daß deren Intervention eine mehrheitliche Zustimmung bei den Würzburger Bürgern gefunden hat. Das war ein demokratischer Entscheid und somit völlig ok - ob Ihnen das gefällt oder nicht.
    Ausserdem kann ich mir kaum vorstellen, daß die plötzlich etwas gegen Bäume haben sollen...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hery.Mennig@web.de
    Also Baumreihen rechts und links fände ich super!! Zwei ganze Reihen mit Pavillons braucht niemand. Allerdings sollte am Anfang der Baumreihen (vom Bahnhof aus gesehen) rechts und links je ein Pavillon stehen nach Möglichkeit mit Toiletten, und zwar für die Taxler bzw. Busfahrer. Den Pavillon für die Taxler zuerst und nach der Umgestaltung des Busbahnhofs den anderen Pavillon. Die beiden Pavillons kann man doch so hinstellen, dass die nach ein paar Jahren durch die dann größer gewordenen Bäume kaum noch auffallen. So kann ich mir das gut vorstellen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • fabian-koenig@t-online.de
    Der Meinung bin ich auch. Außerdem meine ich, dass eine schöne (!) Plasterung des Bahnhofsvorplatzes rund um den Kiliansbrunnen mit kleinen Blumeninseln und eingerahmt von den beiden Baumreihen den Platz wieder zu einem richtigen Platz machen würde. Eben in Anlehnung an die historische Gestaltung. Aufpassen muss man nur mit der Anordnung der Baumreihen - nicht, dass sich dann wieder die alte Klientel von früher dort niederlässt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Buddha, Würz-Main - es ist nicht gut gelaufen für den OB. Aber er ist lernfähig, oder feige? Und legt sich jetzt nicht fest. Diesmal möchte er bei den Gewinnern sein.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • sepele
    Lieber User, bitte verzichten Sie darauf, andere User persönlich zu bewerten, auch wenn Sie nicht deren Meinung sind. Freundliche Grüße, Denise Schiwon
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hery.Mennig@web.de
    "Feige" würde ich den OB nicht nennen. Der OB und der Stadtrat sind dafür da, den Willen der Bevölkerung umzusetzen (was leider nicht immer der Fall ist). Wenn der OB nun vielleicht mitbekommen hat, dass die Würzburger lieber keine Pavillons haben möchten, finde ich es gut, wenn er seine Meinung ändert. Niemand bricht sich einen Zacken aus der Krone, wenn er oder auch sie sich einer anderen Meinung anschließt. Und lernfähig sollte jeder Mensch sein; selbst bis ins hohe Alter. Mir ist aber auch bewusst, dass das allzu häufig nicht der Fall ist. Deshalb mal ein Lob für den OB.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten