Seit ein paar Wochen stehen die östlichen Pavillons am Bahnhof leer. Demnächst sollen sie abgerissen und bis April 2018 durch neue Geschäfte ersetzt werden. In der jüngsten Sitzung der Kommission für Stadtbild und Architektur stellte Architekt Christian Teige vom Stuttgarter Büro Auer Weber einen Vorentwurf für einen neuen Pavillon-Typus vor.
Das Ergebnis: Die neuen Pavillons sehen den alten sehr ähnlich. In der Kommission blieb das nicht unumstritten.
Das Büro Auer Weber hatte vor zehn Jahren den Architektenwettbewerb für den Bahnhof, dessen Vorplatz und das benachbarte Postareal gewonnen. Letzteres ist inzwischen verkauft und ist nicht mehr Bestandteil dieses Planungskonzepts.
Umso mehr jedoch der Bahnhofsvorplatz, der sich bis zur Eröffnung der Landesgartenschau im April 2018 in einem Repräsentativen Erscheinungsbild präsentieren soll. Eine wichtige Rolle spielen dabei die beiden Pavillonreihen, die den Vorplatz einfassen.
Die Bandbreite der Vorschläge für die Neu- bzw. Umgestaltung des Vorplatzes ist groß: Die Pavillons ersatzlos abreißen, die Grünfläche entfernen und durch eine Platzpflasterung ersetzen, statt der Pavillons den Platz durch Baumreihen einrahmen. Der Stadtrat entschied sich für die Variante, die maroden Pavillons aus den 50-er Jahren durch neue zu ersetzen. Und dazu legte der Architekt nun einen Entwurf vor.
Die Struktur unterscheide sich nicht sehr von der bisherigen, so Teige, denn „warum soll man etwas verändern, wenn man die Qualität des Raumes erkennt“, so seine Begründung. Es handele sich aber nicht um einen bloßen Nachbau, sondern darum „die Pavillons im Geist der Entstehungszeit mit modernen Mitteln weiter zu entwickeln“.
Herausgekommen ist eine Stahlkonstruktion mit Holzfassade und viel Glas. Leicht verändert ist in der Planung die Anordnung der Pavillons. Sie stehen nicht mehr wie an einer Schnur aufgereiht nebeneinander, sondern sind teilweise zu „Ensembles“ zusammengestellt. Auch die strenge Symmetrie der Anordnung wird in dem Entwurf nicht übernommen.
Das war denn auch einer der Kritikpunkte aus der Architekten-Jury: „Fragwürdig und störend“ sei die Asymmetrie der Planung, stellte Ferdinand Stracke (München) fest. Petra Kahlfeldt (Berlin) missfielen die Pavillons insgesamt: „Alles, was jetzt schlecht ist, wird wieder gebaut, die Chance, etwas Neues zu machen, wird nicht genutzt“ lautete ihr Fazit. Da könne man auch gleich das Alte wieder instand setzen.
Rebecca Chestnutt (Berlin) empfand den gesamten Platz als unangenehm, was aber nicht an der Bebauung liege, sondern „an dem Milieu, das sich auf ihm aufhält“. Ihr Vorschlag: Die grüne Insel in der Mitte entfernen und den Platz als Gesamtraum darstellen.
Auch die der Kommission angehörenden Stadtratsmitglieder waren skeptisch: Da sich das Büro Auer Weber noch im Stadium der Vorplanung befinde, wie Architekt Teige anmerkte, befürchtete Josef Hofmann (FWG) zeitliche Probleme mit der Fertigstellung der Pavillons bis zur Gartenschau. Er regte daher eine temporäre Begrünung der Platzfläche an, um nach 2018 die Pavillons weiter zu entwickeln.
Die Idee des Architekten, im östlichen Ringpark einen kleinen Biergarten anzulegen, wies Karin Miethaner-Vent (Grüne) zurück. Dort befinde sich seit 300 Jahren die Trinkwasserfassung, „da darf deshalb keiner rein“. Wolfgang Scheller (CSU) bezweifelte, dass die Verkaufsflächen vor dem Bahnhof notwendig seien. Die Bahn habe in eigenen Gebäuden genügend Platz dafür. Sein Vorschlag: Den Platz, wie in der Vergangenheit schon einmal geschehen, pflastern, und statt der Pavillons Baumreihen anlegen. Das ließe sich relativ schnell realisieren und man gerate nicht in Zeitdruck.
Nachdem die Debatte zeitweise aus dem Ruder zu laufen drohte, weil die Stadträte in eine Grundsatzdebatte über die künftige Führung der Straßenbahngleise abdrifteten, die auch die Anordnung der Pavillons beeinflusse, stoppte Stadtbaurat Christian Baumgart erst einmal diese Diskussion.
„Im Prinzip ja“ stellte Architekt Stracke schließlich zur vorgeschlagenen Architektursprache der Pavillons fest. Jedoch sei der Platz insgesamt schwer zu bespielen. Aufgrund des Zeitdrucks schlug er den sofortigen Abriss der Verkaufsbuden vor. Als Übergangslösung könnte er sich eine von Künstlern gestaltete temporäre Empfangsarchitektur für die Zeit der Gartenschau vorstellen. Dann müsste man jetzt nicht unter Zeitdruck neue Pavillons errichten.
Eine weitere Anregung kam von Stadtheimatpfleger Hans Steidle, der vorschlug, die bisherige architektonische Lösung an der Ecke auf der Ostseite (ehemals „Zum schönen René“) auf der gegenüberliegenden Westseite zu „spiegeln“, um auch diese Seite diese zum Ringpark hin zu öffnen.
Trotz der zahlreich geäußerten Bedenken und Anregungen bilanzierte Oberbürgermeister Christian Schuchardt, dass es gegen die vorgeschlagene Architektur der Pavillons keine grundsätzlichen Einwände gebe. Das Architekturbüro kann also jetzt weiterplanen. Wann ein detailliert ausgearbeiteter Entwurf vorgelegt wird, steht noch nicht fest.
Normalerweise gehts anders herum. Wissen was hinkommt, Pachtverträge kündigen und dann das Bauen anfangen.
Termin 2018? wer glaubt wird selig
Jetzt stehen die Pavillons also erst mal provisorisch (= langfristig) leer und vergammeln. Obwohl man meint, die paar qm bis 2018 nicht fertig zu haben. Und auch noch am diskutieren ist, was da eigentlich hin soll.
Und wenn dann irgendwann doch mal was fertiggestellt wurde, wird es wegen doch anders geplanter Schienen wahrscheinlich gleich wieder abgerissen ...
Ohne Bebauung wäre das kein Platz, sondern eine nach rechts und links nicht abgeschlossene Fläche! Nicht umsonst haben in früheren Zeiten solche Plätze ihre seitlichen Begrenzungen erhalten (siehe Residenzplatz - genau die gleiche (wie es ein Architekt wohl ausdrücken würde) "Formensprache")!
Typisch Würzburg ist jedoch jetzt wieder das "Machen wir erst mal ein Provisorium, dass wir bis zur Landesgartenschau nicht gehetzt werden" - nichts in dann letztendlich so dauerhaft, wie ein Provisorium, zeigt die Erfahrung - und außerdem: es sollte doch in eineinhalb Jahren möglich sein, so ein paar Pavillons zu bauen, oder?
Was sich mir allerdings nicht erschließt, ist die Notwendigkeit dieser "Kommission" - mit Personen aus - wie oben erwähnt - 1x München, 2x Berlin? Ich vermute mal, das sind irgendwelche Professoren, "Experten", Architekten, die sowieso nur ihre eigenen Sachen gut finden würden - das bringt nicht weiter!
So Kollonaden im Stil von Klenze würden schon besser zum Kiliansbrunnen passen.
Mir fällt auch grad keine Weltstadt ein vor deren Bahnhof es ein derartiges Sammelsurium von Buden gibt.