
Kein Anruf oder sonstige Vorwarnung bekam Jutta Henzler, Vorsitzende des Stadtverbands der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Würzburg. In einer E-Mail, die dieser Redaktion vorliegt, hat die Stadt Würzburg am 14. Juni mitgeteilt, dass die AWO die angemieteten Räume des Felix-Fechenbach-Hauses ab sofort nicht mehr benutzen darf. Die Arbeiterwohlfahrt und das Bahnsozialwerk (BSW), das die gleichen Räume nutzt, stellte das vor ein Problem. Denn das würde bedeuten, dass beide Organisationen ihre Veranstaltungen nicht mehr durchführen können. Besonders trifft es das Seniorentreffen der AWO.
In der E-Mail heißt es, dass sich die Stadt gezwungen sehe "mit sofortiger Wirkung die Nutzung der Mietbereiche bis auf Weiteres zu untersagen". Grund dafür seien Risse in den Dachfenstern. Davon betroffen sind die obersten Stockwerke der zwei Flügel des Felix-Fechenbach-Hauses. Die Stadt folge mit ihrer Entscheidung den Empfehlungen eines Glasgutachtens. Benjamin Schneider, Baureferent der Stadt Würzburg, erklärte dazu im Bau- und Ordnungsausschuss am 15. Juni, dass "sich in den letzten Wochen eine Rissbildung an den inneren Scheiben gezeigt hat, was bisher nicht der Fall war".
Aus Sicht der AWO bestand schon 2020 "Lebensgefahr"
Jutta Henzler ist seit 2019 AWO-Stadtverbandsvorsitzende und schon vor ihrer Amtszeit "wurde der Hausmeister immer wieder auf die Risse angesprochen. Wir haben immer den kurzen Weg gesucht", sagt sie. "Irgendwann waren die ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen frustriert, dass sich nichts getan hat." Dies führte dazu, dass die AWO im Dezember 2020 einen schriftlichen Antrag auf Erneuerung der Dachfenster beim Hochbauamt der Stadt Würzburg stellte. In dem Antrag heißt es, es bestehe "Lebensgefahr für die Besucher*innen" und die AWO halte die "Reparatur der Dachfenster für absolut sicherheitsrelevant".
Auf Nachfrage beim Pressesprecher der Stadt Würzburg, Christian Weiß, ob in den letzten Jahren eine Gefahr bestand, sagte Weiß, dass diese erst durch ein Gutachten nachgewiesen werden musste. Dieses läge jetzt vor und bestätige das Sicherheitsrisiko.
Desolater Zustand der Dachfenster im Felix-Fechenbach-Haus
Nach dem Liegenschaftsbericht des Fachbereichs Immobilienmanagement der Stadt Würzburg für die Jahre 2021 und 2022 wurde immer wieder an den Dachfenstern im Felix-Fechenbach-Haus gearbeitet. So heißt es, dass ein "provisorisches Verkleben von immer wieder auftretenden Hitzerissen in der Dachverglasung" stattgefunden habe. "Ein Austausch gegen Wärmeschutzverglasung o.ä. ist dringend notwendig". Auch Schneider erklärte den Mitgliedern im Bau- und Ordnungsauschuss: "Es ist ein ziemlich desolater Zustand".

Für die Reparatur stand im Haushalt 2022 bereits ein Budget zur Verfügung. In einem Antrag der SPD-Fraktion vom November 2021 wurde für das Jahr 2022 ein Betrag von 15.000 Euro bereitgestellt. Für die Planung im darauffolgenden Jahr beantragte die Fraktion 320.000 Euro. Der Antrag wurde jedoch zurückgezogen, weil stattdessen auf vorhandene Mittel zurückgegriffen werden sollte. Genutzt wurden diese Mittel laut Schneider jedoch wegen eines längeren Krankheitsausfalls nicht.
Krankheitsausfall verhindert Sanierung
Doch wie kann es sein, dass ein "längerer Krankheitsausfall" dazu führt, dass die Sanierung des Felix-Fechenbach-Hauses nicht stattfinden konnte? Stadt-Pressesprecher Weiß hatte darauf keine Antwort. Er bestätigte lediglich die Aussagen des Baureferenten.
Um die betroffenen Räume im Felix-Fechenbach-Hauses wieder nutzen zu können, gebe es laut Schneider ein Erhaltungskonzept. Dieses beinhalte Sicherheitsfolien, die auf die Gläser geklebt werden sowie ein zusätzliches Sicherheitsnetz. Die Kosten dafür werden auf rund 50.000 Euro geschätzt. "Frühestens Ende September", schätzt Weiß könnten die Räume im Felix-Fechenbach-Haus wieder genutzt werden. Wie viel die vollständige Sanierung kosten wird und wann sie stattfinden kann, stehe noch nicht abschließend fest.
Der AWO und anderen Betroffenen werde zeitweise das Erdgeschoss zur Verfügung gestellt, soweit das möglich ist, so Weiß. Sollte es zu Überschneidungen mit anderen Veranstaltungen kommen, werde man dies organisatorisch lösen. Jutta Henzler bestätigt das und beurteilt nach einer Begehung der Räumlichkeiten mit Vertretern der Stadt die Zusammenarbeit "als sehr kooperativ".
Neue Räume bedeuten Mehraufwand
"Es ist für alle Mehrarbeit und alle müssen sich anstrengen, um die Veranstaltungen am Laufen zu halten, aber wir machen das gerne, weil wir den Bedarf an unseren Angeboten sehen", so Henzler. Ab Montag können die Veranstaltungen von AWO und BSW wieder zur gewohnten Zeit stattfinden, jedoch in anderen Räumen.
Noch immer ärgert sich Henzler jedoch darüber, dass ihr erst auf Nachfrage bei der Stadt Hilfe bei der Lösungssuche angeboten worden sei. Außerdem frustriert sie, dass so lange nichts gegen die Risse in den Scheiben unternommen worden ist. "Es tut als Bürgerin weh, wenn man jetzt erstmal eine Zwischenlösung bekommt. Dieses Geld wird umsonst ausgegeben", sagt Henzler.
(*) Hrsg.: Bundestinstitut für Bau-, Stadt- Raumforschung - https://www.bbsr.bund.de
Hier auch online - Zitat: "Das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) hat am 19. Juni 2023 den neuen Förderaufruf für das Bundesprogramm gestartet."
Quelle: https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/startseite/topmeldungen/sport-jigend-kultur-2023.html (Die URL Ist kein Vertipper!)
> Um die betroffenen Räume im Felix-Fechenbach-Hauses wieder nutzen zu können, gebe
> es laut Schneider ein Erhaltungskonzept.
Aha.
> Dieses beinhalte Sicherheitsfolien, die auf die Gläser geklebt werden sowie ein
> zusätzliches Sicherheitsnetz. Die Kosten dafür werden auf rund 50.000 Euro geschätzt.
Das hat nichts mit Erhaltung zu tun, meine Lieben: Das ist Pfusch am Bau. Möglicherweise bestand der ja schon vorher. Denn wenn eine Scheibe in einem Rahmen derart fest eingebunden ist, daß sie aufgrund unterschiedlicher Ausdehungskoeffizenten bricht ist das ein Ausführungsfehler, der bereits bei Abnahme nicht erkannt wurde (vielleicht auch nicht erkennbar war - das nur zur Entlastung).
Sehr geehrter Herr Stadtbaurat -- sehen Sie es mir nach, aber viele werden sich denken:
Pfusch von Amts wegen.
Bei Personalausfall müssen(!) sicherheitsrelevante Maßnahmen priorisiert und gegebenenfalls andere Maßnahmen daraus verzögert angegangen werden. -- Sofort!
Bei Reisen in vormals "arme" Nachbarländer oder in einstige Entwicklungsländer bin ich immer wieder überrascht, über den hohen Standard der dort nicht nur in den Ballungsräumen erreicht wurde und peinlich berührt über die Zustände, die mittlerweile im Land der weltweiten Lehrmeister herrschen.
Bei derartigen Sachverhalten, also Mängel mit zunächst unwägbarem Gefahrenpotential, die gemeldet wurden, ist es Aufgabe der Verantwortlichen in der Stadt unverzüglich(!) die Sicherheit überprüfen zu lassen.
Andernfalls könnte sonst möglicherweise eine fahrlässige Gefährdung der körperlichen Unversehrtheit Dritter vorliegen. Und damit im Schadensfall eine AMTSHAFTUNG eintreten.
Dieses Hickhack kann und will ich nicht verstehen. Scheinbar muß es dazu 'mal eine Antrag im Stadtrat zur ausführlichen Darstellung des Vorgangs - und damit Details - geben um das hier geradezuziehen.