Mobbing, Zwangsräumung, Betrug – das Thema Wohnungsnot ist in Würzburg längst Alltag. Ungewöhnlich ist jedoch ein Konflikt, der aktuell in der Frauenland Wohnungsgenossenschaft ausgetragen wird. Die Genossenschaft hat Anfang Mai allen Wohnparteien in der Frauenlandstraße 12 gekündigt. Eine energetische Sanierung mache dies erforderlich, sagt die Genossenschaft. Die Mieter und Mieterinnen hingegen sehen darin profitorientiertes Handeln auf ihre Kosten.
"Die Genossenschaft plant eine energetische Sanierung des Hauses im Jahr 2024", heißt es in einem Schreiben, das die Hausgemeinschaft im April erhalten hat. "Um Ihnen die geplanten Arbeiten und die damit verbundenen Notwendigkeiten vorzustellen, laden wir Sie herzlich zu einer Mieterversammlung ein." Bei der Versammlung am 5. Mai fallen die Betroffenen dann aus allen Wolken: Ihnen wird zum 31. Januar 2024 gekündigt. In einem zugehörigen Schreiben heißt es: "Vorsorglich möchten wir darauf hinweisen, dass wir uns bei nicht fristgerechter Rückgabe gezwungen sehen, eine Räumungsklage einzureichen."
Wohnungsgenossenschaft Frauenland hat 600 Wohnungen in Würzburg
Nach eigener Aussagen besitzt die Frauenland Genossenschaft rund 600 Wohnungen in der Region. Auf ihrer Webseite wirbt die Genossenschaft mit folgender Garantie: "Erhöhte Sicherheit: Es wird kein Mietvertrag geschlossen, sondern ein Dauernutzungsvertrag. Eine Kündigung der Wohnung von Seiten der Genossenschaft erfolgt nur bei groben Verstößen."
Dementsprechend schockiert sind die Betroffenen im vorliegenden Fall. Die Notwendigkeit der Sanierung könne er nachvollziehen, sagt Familienvater Thomas Sachs, der sich im Namen der Hausgemeinschaft an die Redaktion gewandt hat. Die Genossenschaft verfolge jedoch weitere Pläne: "Sie möchten das Haus in der Frauenlandstraße 12 nicht nur sanieren, sondern die Grundrisse der Wohnungen grundlegend ändern."
Aus den bislang zwei Wohnungen pro Etage sollten jeweils drei werden. Die Genossenschaft wolle diese deutlich teurer neu vermieten und habe klargestellt, dass eine Rückkehr in die alte Wohnung zu angepassten Konditionen nicht in Frage komme, sagt Sachs.
"Ich fühle mich total vor den Kopf gestoßen", so der 42-Jährige weiter. Seine Frau Daniela Sachs (42) sagt: "Der Druck, den die Kündigung mit der gesetzten Frist verursacht, und die psychische Belastung sind immens hoch, seit der Kündigung habe ich Schlafstörungen, nichts schmeckt mehr und mein Puls rast." Ähnlich wie Familie Sachs sehen das auch andere Hausbewohner. Der Redaktion liegen schriftliche Stellungnahmen vor, denen unter anderem zu entnehmen ist, dass vielen Betroffenen nach der Kündigung kein angemessenes Wohnungsangebot gemacht worden sein soll.
Mieterin der Würzburger Genossenschaft: "Belastung ist enorm"
"Die Belastung und das Ohnmachtsgefühl ist enorm", schreibt eine Mieterin. "Wir dachten, dass wir in einer Wohnungsgenossenschaft, die für Gemeinschaft und Soziales steht, gut untergebracht sind. Jetzt kommen uns doch Zweifel am sozialen Gedanken", heißt es in einer weiteren Stellungnahme. "Wir denken, dass hier bezahlbarer Wohnraum unter Umgehung der Mietpreisbremse geopfert wird. Dieses Manöver dient einzig und allein der Gewinnmaximierung", schreibt eine weitere Mietpartei.
In einem Schreiben der Genossenschaft heißt es dazu: "Durch die gesetzlichen Vorgaben zur Energiewende (...) und die Ansprüche der Mieter an modernen Wohnraum ist es notwendig, die bestehenden Wohngrundrisse zu verändern."
Auf eine Anfrage der Redaktion schreibt die Frauenland Genossenschaft: "Die Kündigungen waren nötig, um eine Planbarkeit der Maßnahmen sicherzustellen. Das Rechtsmittel der Kündigung wurde auch in der Vergangenheit ergriffen und ist für ein Wohnungsunternehmen, unabhängig von der Rechtsform, normal." Allen Mitgliedern sei inzwischen zugesichert worden, dass sie zu angepassten Konditionen in die – dann offenbar verkleinerten – Wohnungen zurückziehen könnten.
So begründet die Wohnungsgenossenschaft Frauenland Würzburg ihr Vorgehen
Auch die Räumungsklage bekräftigt die Genossenschaft: "Es wäre für die gesamte Genossenschaft schädlich, wenn eine Partei nicht auszieht, damit würden Bau- oder Sanierungsvorhaben erheblich verzögert." Man habe für alle Mietparteien Wohnungen im Angebot und finanzielle Unterstützung beim Umzug angeboten. "Dabei kann die Genossenschaft selbstverständlich nicht jedem seine persönliche Traumwohnung garantieren." Es gehe auch nicht um "einen kaltherzigen Rauswurf von Mietern", sondern darum, zukunftsträchtig in den eigenen Bestand zu investieren.
Diese Argumentation kann ein Großteil der Bewohnerinnen und Bewohner nicht nachvollziehen. In der Vergangenheit seien bestehende Wohnungen auch bei Sanierungen erhalten geblieben, heißt es. Mehrere Mietparteien lassen sich nun anwaltlich beraten und erwägen rechtliche Schritte. Am 14. Juni findet eine ordentliche Mitgliederversammlung der Genossenschaft statt. Die Genossenschaft hat die Redaktion zur Versammlung eingeladen.
für die Gewinnmaximierung schmeißt man durchaus schon mal seine Maximen über Bord... ich bin gespannt auf den Tag, wo die Blase platzt und zur Abwechslung die Spekulanten schauen müssen wo sie bleiben.
Das bedeutet, dass alle Gebäude mit einem Energiezertifikat schlechter als F bis 2030 mindestens auf D saniert werden müssen. (Alles was vor 1980 gebaut wurde „könnte“ davon betroffen sein , alles was vor 1970 gebaut wurde ist wahrscheinlich davon betroffen )
Die zusätzliche Verschärfung der EU- Anforderung (FIT 55) unter der Führung des „grünen“ Ministers Herrn Habek und unter Billigung bzw. Zustimmung der Ampelkoalition (SPD/FDP/Grüne), könnte in diesem Fall vielleicht dazu geführt haben, dass die Wohnungsbaugenossenschaft diesen Umstand nutzt um den Mietern zu kündigen, damit die gesetzlich vorgeschriebenen und deshalb Notwendigen Sanierungsmaßnahmen umgesetzt werden können.
Jedenfalls scheint die Wohnungsbaugenossenschaft einen rechtlichen Hebel gefunden zu haben um den Mietern zu kündigen um diese dann gewinnbringender an eine neue Zielgruppe vermarkten zu können.
Anmerkung; Eine Wärmepumpe funktioniert nur durch den Einsatz von gr
Es ist viel einfacher für energetische Sanierungen:
"Darüber hinaus besteht mit Inkrafttreten des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) am 01.11.2020 eine solche energetische Sanierung von alten oder älteren Gebäuden in Deutschland weiterhin als Pflicht."
https://www.mietrecht.com/energetische-sanierung/
Hier zum Bsp.
https://www.t-online.de/nachhaltigkeit/id_91329418/hausbesitzer-und-mieter-so-veraendert-die-eu-mit-fit-for-55-ihre-heizkosten.html
Sie trauen einer 15%-Partei von Deutschland aber sehr viel zu und Grüne gerade mal 10% im EU-Parlament. Eine Minderheit ändert alles in Europa und die anderen schauen zu.
Unwahrscheinlich und gehört in das Reich der Mythen.
"Die Projekte sind das Herzstück des "Fit for 55"-Pakets, das die Europäische Kommission im Sommer 2021 zum Kampf gegen den Klimawandel vorgestellt hatte. Es soll den EU-Ländern dabei helfen, CO2-Emissionen bis 2030 um 55 Prozent gegenüber 1990 zu senken und bis 2050 klimaneutral zu werden."
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/eu-parlament-klimaschutzgesetze-101.html
Ich kann nicht glauben, das Habeck schon 2021 maßgeblich an dem Vorschlag der EU-Kommission beteiligt war. Und das eine 15%-Partei innerhalb von einigen Monaten das ganze Paket von 2021 umkrempeln kann. Und das "die EU-Staaten haben einer Reihe von Klimagesetzen zum europäischen Grünen Deals zugestimmt", ohne ein murren? Unwahrscheinlich und eher ein Mythos.
Können Sie die Quelle ihrer Verschwörung nennen?
Und dafür machen sie auch die Grünen verantwortlich?
Artikel schon von 2021:
https://taz.de/EU-plant-Vermoegensregister/!5820991/
ich hoffe ich konnte Ihnen aufzeigen, dass Sie mit Ihren beiden Kommentaren komplett falsch lagen. Ich rate jedem sich zusätzlich auch außerhalb des Mainstreams zu informieren. Denn unliebsame Themen werden im Mainstream nicht unbedingt vermittelt. Oder haben Sie schon mal was davon gehört, dass die EU Staatsanwaltschaft gegen Ursula von der Leyen wegen Ihres Pfizer Deals ermittelt? Einfach mal googeln.
https://correctiv.org/top-stories/2018/11/23/wem-gehoert-hamburg/#sagahafte-mieten
Da der Bayerische Rundfunk das Projekt in Bayern mitbearbeitet und dort auf eine Zusammenfassung vom NDR verlinkt wurde, habe ich das Abendblatt fälschlicherweise übergangen. Es geht schwerpunktmässig um die städtische Wohungsgesellschaft, der hier vorgeworfen wird, konsequent die gesetzlichen Mieterhöhungsmöglichkeiten auszunutzen, jedoch minimal unter dem maximal möglichen zu bleiben und sich so als sozialer Vermieter zu sehen.Durch die große Anzahl an Wohungen in gemeinnützigem Besitz (in Hamburg, wie in Würzburg), haben städtische Gesellschaften und private Genossenschaften einen erheblichen Einfluss auf das durchschnittliche Mietniveau einer Stadt. Würden sie nicht konsequent mitgehen bei den Erhöhungsmöglichkeiten, hätten es auch private schwerer hohe Mieten durchzusetzen, sie wären dann nicht ortsüblich
Ich bin selbst Mitglied in einer Wohnbaugenossenschaft und da gilt:
- nur Bewohner haben Stimmrecht in der Mitgliederversammlung
- wer nur in Genossenschaftsanteile investiert und nicht wohnt bekommt Zinsen
- Nutzungsentgelt ist reine Kostenmiete errechnet aus Kreditzins- und Tilgung, gesetzliche Rücklagenbildung, Unterhaltskosten für Gebäude.
Für mich ist das Vorgehen der oben beschriebenen Wohngenossenschaft Frauen and völlig unverständlich und vermutlich nich satzungsgemäß. Und wenn es satzungsgemäß ist, ist das eine komische Wohngenossenschaft.
Energetische Sanierungen sind ein Konsequenz eines inzwischen sehr einseitigen Mieterschutzes. Vermieter von alten Häusern müssen bis zu 95 % der CO2- Steuer zahlen, ob wohl in Altbauten geringere Mieten zu erzielen sind und Mieter durch bilige Mieten profitieren, ergo: ein Altbau verkommt oder er wird energitisch saniert!