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Ochsenfurt
Auszubildende aus Nepal: Was der Ochsenfurter Klaus Meyer gegen den Fachkräftemangel tun will
Vor 20 Jahren hat der Unternehmer die Gründung einer Schule am Dach der Welt initiiert. Mit seinem neuen Projekt geht er einen großen Schritt weiter.
Den Rucksack für seinen nächsten Nepal-Aufenthalt hat Klaus Meyer bereits gepackt. Diesmal sind neben den Trekkingschuhen auch Bücher für seine Ausbildungsprojekt im Gepäck. 
Foto: Uschi Merten | Den Rucksack für seinen nächsten Nepal-Aufenthalt hat Klaus Meyer bereits gepackt. Diesmal sind neben den Trekkingschuhen auch Bücher für seine Ausbildungsprojekt im Gepäck. 
Uschi Merten
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:50 Uhr

Den Namen von Klaus Meyer verbindet man in Ochsenfurt mit Nepal. 2002 verwirklichte er sich einen Lebenstraum und reiste ins kleine Land am Dach der Welt. Die Menschen dort haben sein Herz erobert, er sah aber auch ihre Probleme und wollte helfen. So gründete der Unternehmer vor 20 Jahren eine Schule in Basandol im Kathmandutal, die er heute noch unterstützt. Viele junge Menschen haben dort einen Abschluss erhalten und können nun sich und ihre Familien versorgen.

Viele Male hat Klaus Meyer seitdem selbst das Land bereist und sich um den Fortgang seiner Initiativen gekümmert. Bei seiner nächsten Reise will er nun ein völlig neues Projekt anpacken. Als Betreiber eines Autohauses ist sich Klaus Meyer des eklatanten Fachkräftemangels bewusst, der in Deutschland herrscht. In Nepal wiederum gebe es viele engagierte junge Menschen, die begierig darauf sind, einen Handwerksberuf zu erlernen.

Unterstützt von Botschaften und der Handwerkskammer

In Zusammenarbeit mit der nepalesischen und der deutschen Botschaft, der Handwerkskammer Würzburg und der Shree-Bheem-Schule werden junge Menschen aus Nepal direkt in ihrem Heimatland berufsbezogen vorgebildet, um später in Deutschland eine Beufsausbildung absolvieren zu können.

Die Vorarbeiten dazu hat Klaus Meyer in der Zeit der Pandemie geleistet, so dass bereits am 1. September der 22-jährige Nepalese Sanjeev Tamang im Autohaus Meyer in Ochsenfurt seine Ausbildung zum Mechatroniker beginnen wird. Dazu hat er in seinem Heimatland über 25 Wochen einen Kurs absolviert. In diesem Kurs wird die deutsche Sprache gelehrt. Am Ende steht ein international anerkannter Abschluss entsprechend dem Goethe-Zertifikat B2, das den Absolventen ein fortgeschrittenes Sprachniveau bescheinigt.

Außerdem werden in dem Kurs verschiedene Berufsbilder wie Bäcker, Schreiner oder Zimmermann vorgestellt, aber auch Kenntnisse über die deutsche Kultur und Geschichte vermittelt. So vorbereitet, kann der junge Nepalese neben seiner betrieblichen Ausbildung im Autohaus auch direkt die normalen Klasse an der Berufsschule in Ochsenfurt besuchen. 

Mit großen Ehren wird Klaus Meyer (Mitte) in Nepal empfangen, wie hier bei einem seiner letzten Besuche an der von ihm unterstützten Schule.
Foto: Klaus Meyer | Mit großen Ehren wird Klaus Meyer (Mitte) in Nepal empfangen, wie hier bei einem seiner letzten Besuche an der von ihm unterstützten Schule.

Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung in einem Handwerksberuf ist geplant, dass die jungen Handwerker fünf bis sieben Jahren in Deutschland arbeiten, berichtet Meyer. Damit sind die Fachkräfte für einige Zeit in Deutschland gebunden, sollen aber gleichzeitig Erfahrungen und Fachwissen sammeln, das sie nach der Rückkehr in ihre Heimat nutzen und weitergeben können. Laut Handwerkskammer sollen in den nächsten Jahren auf diese Weise etwa 1000 junge Menschen aus Nepal nach Deutschland kommen und dazu beitragen, Lücken am Arbeitsmarkt zu schließen. 

Berufserfahrung mit die Heimat nehmen

"Es ist eine Win-Win-Situation", ist Klaus Meyer überzeugt. "In Deutschland fehlen überall Fachkräfte. Die Nepalesen sind an Berufsausbildungen interessiert und sehr motiviert. Sie werden bei uns ausgebildet, sammeln dann durch ihre Berufspraxis Erfahrungen, die sie an ihr Heimatland als Fachwissen weitergeben." Auf diese Weise trage das Projekt auch wirtschaftlichen Entwicklung des Landes bei.

Die Zusammenarbeit von Klaus Meyer mit der Handwerkskammer und der Zentrale Auslands- und Fachvermittlung an der Bundesagentur für Arbeit hat es ermöglichte, dass jetzt bereits 30 junge Nepalesinnen und Nepalesen an deutsche Ausbildungsbetriebe vermittelt werden konnten. Im Laufe des Jahres werden sie nach Deutschland kommen. Klaus Meyer selbst steigt am 17. Juli ins Flugzeug nach Kathmandu, um sich davon zu überzeugen, dass das Programm reibungslos weiterläuft. Bei dieser Gelegenheit kümmert sich Meyer auch wieder um seine Schule und den Neubau einer weiteren, der geplant ist.

Inzwischen ist Klaus Meyer auch im Senior Expert Service aktiv, einer Stiftung der deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit, die mit ehrenamtlichen Einsätzen im Ausland Hilfe zur Selbsthilfe leistet darüber hinaus engagiert er sich seit vielen Jahren in der evangelischen Kirchengemeinde in Ochsenfurt.  

Wohnungen für Auszubildende aus Nepal gesucht

Eine Bitte hat Klaus Meyer an die Ochsenfurter Bevölkerung: er sucht noch nach Wohnungen für die neuen Auszubildenden aus Nepal, damit diese bei der ihrer Ankunft in unserem Land gut untergebracht werden können. Ansprechpartner dafür sind Tobias Meyer und Verena Hartung vom Autohaus Meyer. Für die finanzielle Unterstützung des Nepalprojekts hat die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Ochsenfurt ein Spendenkonto eingerichtet.

 
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