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OCHSENFURT
Schnelle Hilfe für Schule in Nepal
Mit Entsetzen und Sorge verfolgt Klaus Meyer seit Sonntag die Nachrichten vom schweren Erdbeben in Nepal. Im Dorf Basandol, 40 Kilometer vom Epizentrum des Bebens entfernt, hat der Ochsenfurter Unternehmer in den vergangenen 13 Jahren entscheidend am Aufbau eines Schulzentrums mitgewirkt.
Willkommensfreude: Mit Blumenkränzen als Zeichen der Dankbarkeit wurde Klaus Meyer bei seinem letzten Besuch in Nepal empfangen. Im Bild ist er zusammen mit Freunden und Schülern der Schule zu sehen, für dessen Aufbau er sich seit 13 Jahren engagiert.
Foto: Archiv Klaus Meyer | Willkommensfreude: Mit Blumenkränzen als Zeichen der Dankbarkeit wurde Klaus Meyer bei seinem letzten Besuch in Nepal empfangen.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 28.04.2015 17:59 Uhr

Kaum Nachrichten hat er seitdem direkt aus dem Krisengebiet erhalten. Sein Freund Giri Purushottam, ein Mathematiklehrer an der Schule, hat ihm per E-Mail mitgeteilt, dass er und seine Familie wohlauf seien. Viele Menschen leben im Freien – weil ihre Häuser eingestürzt sind oder aus Furcht vor weiteren Erdstößen. Über 100 Nachbeben haben die Region seit Sonntag erschüttert. Trinkwasser und Nahrung sind knapp, die Straßenverbindung in die Hauptstadt ist unbrauchbar, die ohnehin häufig gestörte Stromversorgung an vielen Stellen kaputt. Viel mehr konnte Klaus Meyer bislang nicht in Erfahrung bringen.

2002 hatte Klaus Meyer das Dorf Basandol im Kathmandu-Tal, 70 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt, zum ersten Mal besucht. Während einer Reise zum Dach der Welt hatte er den Reiseleiter Gorinda Sharma kennengelernt, der Klaus Meyer fernab der Touristenpfade das wirkliche Leben seines Heimatlandes zeigen wollte.

In Gorindas Dorf sah Klaus Meyer die Armut und Rückständigkeit der Menschen. Und er sah die kleine Grundschule mit fünf Lehrern, die nicht im entferntesten in der Lage war, den Kindern der Region eine angemessene Bildung zu vermitteln. Damals reifte in ihm der Entschluss, den Bau einer modernen Schule zu unterstützen. „Mir war damals klar, dass man in dem Land nur durch Bildung etwas bewirken kann“, erinnert er sich heute.

Zurück in Ochsenfurt rief Klaus Meyer eine Hilfsaktion ins Leben und fand Spender und Unterstützer. Unterstützt wurde Meyer dabei von der evangelischen Kirchengemeinde in Ochsenfurt, die die Trägerschaft für die Hilfsaktion übernommen und ein Spendenkonto eingerichtet hat. Auf diese Weise können spenden steuerlich geltend gemacht werden.

Rund 80 000 Euro an Spenden und eigenem Geld hat Meyer seitdem in das Projekt gesteckt. Sieben weitere Male war er selbst im Himalaya, um die Spenden zu überbringen, mit Behörden zu verhandeln und die Erweiterung der Schule voranzutreiben. Im vergangenen Herbst erst verbrachte er sechs Wochen mit den Menschen, die inzwischen zu seiner zweiten Familie geworden sind.

Ein Komplex aus mehreren Schulgebäuden und einer Krankenstation wurden in den vergangenen Jahren gebaut. Heute unterrichten 36 Lehrer rund 360 Schüler von der Grundschule bis zu High School. In Wirtschaft, Informatik und Tourismus-Management können die Studenten dort einen Abschluss erwerben. Die Erdstöße, die das Tal in 1500 Metern Meereshöhe seit Sonntag erschüttern, drohen diese enorme Aufbauleistung in einem der ärmsten Länder der Erde nun zunichte zu machen.

Klaus Meyer befürchtet sogar noch Schlimmeres: „Nepal lebt hauptsächlich vom Tourismus“, sagt er. Wenn die wenigen Straßen und die sehenswerten Tempelanlagen zerstört oder für lange Zeit nicht benutzbar sind, droht diese wichtigste Einnahmequelle wegzubrechen. Deshalb hat Meyer inzwischen sein Netzwerk aus Unterstützern und Sponsoren aktiviert, um so schnell es geht Spendengelder zu sammeln. „Wir kennen das genaue Ausmaß der Schäden nicht, wir wissen nur, dass viel kaputt gegangen ist“, sagt er.

Die gegenwärtig noch unklare Nachrichtenlage ist der Grund, warum Klaus Meyer nicht vorschnell Geld nach Nepal schicken will, sondern abwarten möchte, bis er genauere Informationen von seiner Freunde und Vertrauten in Basandol hat. Sicher seien die alten, aus Lehmziegeln errichteten Wohnhäuser stärker betroffen als die neuen, massiven Schulgebäude. Zu allererst müsse es aber darum gehen, den Leuten sauberes Trinkwasser, Nahrung und wieder ein sicheres Dach über dem Kopf zu geben.

Vielleicht gelingt es ihm sogar, die Solarmodule nach Nepal zu bringen, die ihm Christof Baare, ein Bekannter, zur Verfügung gestellt hat. Gebrauchte Module hat der Tüftler mit einem Speicher und einer Ladesteuerung versehen, so dass damit etwa ein Küchenherd betrieben werden kann.

Vor allem aber will Klaus Meyer sicherstellen, dass die Spenden – wie die bisherige Unterstützung auch – tatsächlich dort ankommen, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Manche Meldungen der letzten Tage und auch die Kritik, die Bergsteiger Reinhold Messner an der bisherigen Katastrophen geübt hat, bringen Klaus Meyer in Rage. Die wenigen verfügbaren Hubschrauber würden hauptsächlich dazu benutzt, um reiche Touristen in Sicherheit zu bringen. Während es in den von der abgelegenen Regionen am Nötigsten zum Überleben fehlt.

Mit über 4000 wird die Zahl der Todesopfer inzwischen angegeben. Klaus Meyer ist sich sicher, dass diese Zahl noch erheblich steigt. In den Kellern der Gebäude seien üblicherweise die Küchen untergebracht, in denen sich viele Menschen aufhalten. Die dort Verschütteten werden vermutlich erst gefunden, wenn alle Trümmer beiseite geräumt sind. „Es ist eine furchtbare Katastrophe“, sagt Klaus Meyer, „wenn man das Elend in normalen Zeiten gesehen hat, und jetzt kommt das noch dazu – man kann sich das kaum vorstellen.“

Ein Spendenkonto für die Nepalhilfe von Klaus Meyer ist eingerichtet bei der Evangelischen Kirchengemeinde Ochsenfurt, Stichwort: Schulprojekt Nepal, Konto 500 103 585, Sparkasse Mainfranken, BLZ 790 500 00.

Praktische Hilfe: Christof Baare (rechts) hat für Klaus Meyer aus gebrauchten Solarmodulen kleine Speicheranlagen entwickelt, deren Leistung ausreicht, um etwa Essen zu kochen.
Foto: Gerhard Meißner | Praktische Hilfe: Christof Baare (rechts) hat für Klaus Meyer aus gebrauchten Solarmodulen kleine Speicheranlagen entwickelt, deren Leistung ausreicht, um etwa Essen zu kochen.
 
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