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Würzburg
Ausbau der Uniklinik: Politischer Druck wächst
Würzburgs Uniklinik will endlich planen, doch Freistaat und Juliusspital streiten weiter um den Kaufpreis für eine Erweiterungsfläche. Helfen parteiübergreifende Appelle?
Blick auf das Zentrum Operative Medizin (ZOM) in Würzburg. Auf dem Erweiterungsgelände im Norden sollen die neuen Kopfkliniken und ein Zentrum Frauen-Mutter-Kind entstehen.
Foto: Daniel Peter | Blick auf das Zentrum Operative Medizin (ZOM) in Würzburg. Auf dem Erweiterungsgelände im Norden sollen die neuen Kopfkliniken und ein Zentrum Frauen-Mutter-Kind entstehen.
Andreas Jungbauer
 und  Henry Stern
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:36 Uhr

Das Milliardenprojekt der geplanten Erweiterung des Uniklinikums in Würzburg-Grombühl droht zur unendlichen Geschichte zu werden: Seit Monaten verhandelt der Freistaat mit dem Eigentümer, der Stiftung Juliusspital, über den Verkauf des Geländes. Doch echte Fortschritte gibt es bislang nicht.

Zwar existiert ein Vertrag über ein Vorkaufsrecht, doch zu weit liegen die Preisvorstellungen auseinander. Zu verfahren scheint die rechtliche Situation. Selbst ein zäher Streit vor Gericht scheint nicht mehr ausgeschlossen.

"Den Zeitverlust durch eine gerichtliche Klärung kann sich niemand leisten."
Oliver Jörg, früherer CSU-Landtagsabgeordneter

„Das Prozessrisiko für das Bauprojekt wäre riesig“, warnt der frühere CSU-MdL Oliver Jörg. Bei einer gerichtlichen Klärung drohe vor allem ein Zeitverlust, den sich angesichts der Dringlichkeit der neuen Kliniken niemand leisten könne, findet Jörg. „Meiner Ansicht nach braucht es deshalb eine schnelle politische Entscheidung in der Grundstücksfrage.“

Die könne es nicht geben, mauert man in der Staatsregierung – weil der Freistaat nicht einfach mehr bezahlen könne, als die vertragliche Regelung vorsieht.

Im Vordergrund die Zentren für Operative und Innere Medizin: Um 20 Hektar soll die Würzburger Uniklinik nach Norden wachsen - und das Juliusspital dafür 17,7 Hektar Fläche (rot) an den Freistaat verkaufen. 
Foto: Dziamski, Uniklinik | Im Vordergrund die Zentren für Operative und Innere Medizin: Um 20 Hektar soll die Würzburger Uniklinik nach Norden wachsen - und das Juliusspital dafür 17,7 Hektar Fläche (rot) an den Freistaat verkaufen. 

Einen Ausweg könnte der Landtag bieten, glaubt der SPD-Haushaltspolitiker Volkmar Halbleib: Denn anders, als der Freistaat behauptet, könne die Volksvertretung bei einem Grunderwerb sehr wohl einem höheren Preis zustimmen – wenn es eine gute Begründung dafür gibt.

Die könnte im Fall Würzburg etwa in den hohen Zusatzkosten einer Bauverzögerung liegen, die die Bauverwaltung auf derzeit 45 Millionen Euro pro Jahr taxiert - das ist deutlich mehr als die Streitsumme beim Grundstücksverkauf. Ein niedriger zweistelliger Millionenbetrag soll hier Freistaat und Juliusspital aktuell trennen.

"Es geht um die medizinische Versorgung für die ganze Region."
Patrick Friedl, Grünen-Landtagsabgeordneter aus Würzburg

Beide Seiten müssten sich endlich bewegen, fordert Halbleib: „Denn es ist klar, dass wir jetzt eine Lösung brauchen.“ Ähnlich der Würzburger Wahlkreisabgeordnete Patrick Friedl (Grüne): "Es geht um die medizinische Versorgung für die ganze Region." Die Staatsregierung sei zusammen mit dem Parlament gefordert, damit die Planungen für den Ausbau beginnen können. Streit und Verzögerung dürften nicht auf dem Rücken von Patienten und Personal ausgetragen werden. 

Im Münchner Bauministerium wartet man auf neue Vorschläge des Juliusspitals: „Wir sind für alle konstruktiven Ideen offen“, beteuert Bauminister Hans Reichhart (CSU). Eine Idee könnte eine Erbpacht-Lösung sein – eine Konstruktion, die einst beim neuen Münchner Konzertsaal den Knoten in der Grundstücksfrage durchschlagen hatte.

Stiftung Juliusspital will einen Kompromissvorschlag machen

Die Stiftung setzt weiter auf einen Kompromiss. Man werde dem Freistaat beim Preis entgegenkommen und in Kürze einen Vorschlag unterbreiten, sagt Franz Ebert, verantwortlich für den Bereich Immobilien und Finanzen. Umgekehrt erwartet das Juliusspital endlich auch Kompromiss-Signale aus München, dann sei eine Einigung möglich. „Das ist keine Einbahnstraße." Eine Erbpachtlösung sieht Ebert nur bedingt als Ausweg, weil man sich hier ebenfalls auf eine Grundstücksbewertung einigen müsse.

"Wenn man politisch eine Lösung will, findet man einen Weg."
Barbara Stamm (CSU), langjährige Landtagspräsidentin

„Wenn man politisch eine Lösung will, dann findet man einen Weg“, glaubt Ex-Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU). Von einer gerichtlichen Klärung hält Stamm dagegen gar nichts – auch aus sehr grundsätzlichen Erwägungen: „Die Politik darf das Heft des Handelns nicht aus der Hand geben“, verlangt Stamm.

Kommen Planungsmittel für die Erweiterung der Uniklinik noch in den neuen Doppelhaushalt 2019/20? Wissenschafts- und Kunstminister Bernd Sibler hält nach eigenen Worten nichts von einer Verzögerung.
Foto: Thomas Obermeier | Kommen Planungsmittel für die Erweiterung der Uniklinik noch in den neuen Doppelhaushalt 2019/20? Wissenschafts- und Kunstminister Bernd Sibler hält nach eigenen Worten nichts von einer Verzögerung.

Das gilt auch mit Blick auf die Verwaltung: Zuletzt hatte es immer wieder Hinweise darauf gegeben, dass die Ministerialbürokratie das Würzburger Projekt verschleppen könnte. Ein Vorwurf, den der zuständige Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) weit von sich weist: „Ich habe keinerlei Interesse an einer Verzögerung“, beteuert er. Er hoffe weiter auf eine schnelle Verhandlungslösung.

Uniklinikum hofft auf Planungsauftrag - auch ohne Grunderwerb

Und wenn die nicht kommt? In Würzburg hofft man, dann auch ohne Grunderwerb zumindest einen schnellen Planungsauftrag vergeben zu können, um weitere Zeitverluste zu vermeiden. Eine Bitte, die das Wissenschaftsministerium noch im letzten Sommer abgeschlagen hatte.

Worum es in dem Streit geht
Gegenstand des zähen Ringens ist eine knapp 20 Hektar große Fläche oberhalb des Würzburger Uniklinikums, die derzeit noch vom Rotkreuzhof des Juliusspitals bewirtschaftet wird. Der Freistaat will sie laut Grundsatzbeschluss für den Ausbau der Uniklinik ankaufen und verweist auf einen Vertrag aus den 90er Jahren. Er sichert der Klinik ein Vorkaufsrecht zu.
Das für die Grundstücksverhandlungen zuständige Bauministerium fühlte sich bislang auf der sicheren Seite: Der alte Vertrag mit dem Juliusspital sei wasserdicht, hieß es dort stets. Im Zweifel könne man diese Rechte binnen weniger Monate vor Gericht durchsetzen.
Das stellt die Gegenseite in Frage: Eine Prüfung der Chronologie rund um dieses Grundstück habe ergeben, dass der Vertrag mit dem Juliusspital Anfang der 1990er Jahre gar nicht vom Freistaat, sondern von der Universität abgeschlossen worden sei. Und im Jahr 1994 habe das Finanzministerium den Vertrag wegen rechtlicher Bedenken nicht genehmigt. Darüber hinaus gebe es bis in die 1980er Jahre zurückrechende Wertgutachten, die das Gelände bereits damals als Bauerwartungsland eingestuft hätten. 
 
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