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LANDKREIS WÜRZBURG
Auber Stadtrat gegen Alfred-Eck-Schule
Von unserem Redaktionsmitglied Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 04.03.2015 13:37 Uhr

Zweiter Anlauf am Auber Ratstisch: Wieder diskutieren die Stadträte darüber, ihre Grundschule nach Alfred Eck zu benennen. Und wieder gibt es Zweifel. Zweifel, ob Kinder, die eine Alfred-Eck-Schule besuchen, nicht zu sehr belastet werden, wenn sie mit dem tragischen Schicksal des Baldersheimers konfrontiert werden.

Vieles erinnert an 1985. Damals hat sich der Stadtrat eindeutig zu einer Alfred-Eck-Schule bekannt. Doch die Zweifel kamen hinterher.

Herbst 1985: Kilian Angermeier schlägt in der Stadtratssitzung vor, die Auber Schule nach Alfred Eck zu benennen – und bekommt die Mehrheit der Ratsmitglieder auf seine Seite. „Diese spontane Entscheidung sorgte in der Bevölkerung für lebhafte Diskussionen“, beschreibt Bürgermeister Alfred Melber fast 30 Jahre später die damalige Stimmung. Alte Kriegsveteranen hatten sich in die Debatte eingemischt – und das Schulamt. Dessen Direktor ließ unterschwellig anklingen, dass die Auber Schule doch nicht den Namen eines Verräters tragen darf.

Ecks Brüder sahen dadurch die Ehre von Alfred Eck verunglimpft und nahmen ihr Einverständnis, die Auber Schule nach ihm zu benennen, zurück.

März 2015: Wieder wird am Auber Ratstisch darüber gesprochen, die Schule nach Alfred Eck zu benennen. Anlass ist dieses Mal ein Schreiben von Bernhard Mader, einem gebürtigen Auber, der jetzt in Eibelstadt lebt. „Alfred Ecks' Schicksal hat mich schon als Kind sehr bewegt“, sagt er. Seine Eltern haben ihm davon erzählt. Mit seinem Brief will er 70 Jahre nach der Hinrichtung von Alfred Eck noch einmal an dessen Schicksal erinnern und die Stadträte ermuntern, eine würdige Form des Gedenkens zu finden.

Alfred Eck, geboren am 17. August 1910 in Baldersheim, war während des Zweiten Weltkrieges Soldat der Wehrmacht. Er war, so schildert es Helmut Veeh im Buch „Die Kriegsfurie über Franken“, bei einer Marine-Einheit in Albanien stationiert.

Auf Heimaturlaub in Baldersheim ging er in der Nacht auf den 7. April 1945 zusammen mit Franz Engert, dem damaligen Bürgermeister von Baldersheim, auf die Amerikaner zu, um mit ihnen über die friedliche Aufgabe ihres Dorfes zu verhandeln. Die Amerikaner spielten mit, versicherten, Baldersheim nicht zu beschießen, wenn die Deutschen abziehen.

Zurück in Baldersheim ging Eck alleine auf die fünf Wehrmachtssoldaten zu, die Baldersheim vor dem Einmarsch der Amerikaner verteidigen sollten. Doch diese hatten wenig Verständnis für die diplomatischen Bemühungen des Soldaten Eck. Sie bezichtigten ihn gar als Verräter, nahmen ihn fest, verprügelten ihn und schleppten ihn nach Aub. Dort hatte Hauptmann Busse die Kommandatur. Er verurteilte Eck wegen Landesverrats zum Tode. Noch am gleichen Tag wurde Alfred Eck in Aub am Marktplatz aufgehängt.

Bürgermeister Robert Melber ist sich der Verdienste von Alfred Eck bewusst. „Ein Held ist er schon“, sagt er. Allerdings möchte er verhindern, dass etwas Ähnliches passiert wie 1985. Daher hat er mit der Schulleitung und den Lehrern gesprochen. „Grundschülern einen derart problematischen Sachverhalt zu vermitteln, halten wir für möglich“, schreibt Rektor Wolfgang Stephan. Allerdings, so schränkt er ein, „erachten wir es für wenig sinnvoll, Kinder dieser Altersstufe mit diesen grausamen Geschehnissen zu belasten“.

Einige Diskussionsbeiträge empfinde ich als unwürdig.“
Hans Rainer Eck Neffe von Alfred Eck

Eine Meinung, die sich auch bei vielen Stadträten fortsetzt. „Eck war ohne Zweifel ein Vordenker. Aber, warum sollen wir das in die Schule tragen“, argumentierte Manfred Neeser. Für Michael Neckermann, dritter Bürgermeister und Vorsitzender der Soldatenkameradschaft, sind alle Soldaten, die an der Front gekämpft haben, „Helden“. „Auch ihnen steht eine Ehrung zu.“ Unterstützt wird er von Theo Theuerkaufer: „Wir tun den vielen Soldaten Unrecht, wenn wir einen von ihnen hervorheben“, argumentierte er.

Stadtrat Roman Menth ist da anderer Meinung. Er tut sich schwer, Soldaten als Helden zu bezeichnen. „Opfer, die durch ein Unrechtsregime missbraucht wurden“, trifft seiner Meinung nach schon eher. „Eck hat die Zivilcourage besessen und dafür gesorgt, dass Baldersheim und die Baldersheimer den Krieg unbeschadet überstanden haben“, so Menth.

Er sieht aber auch, dass dieses Thema nicht für Grundschüler gemacht sei und schlägt vor, darauf in den Auber Geschichtsblättern einzugehen, die an alle Haushalte verteilt werden. „So könnte man auch mit vielen Gerüchten aufräumen.“ Anders als Theuerkaufer und Neckermann glaubt er aber schon, dass es die „Pflicht und Schuldigkeit“ des Stadtrates ist, Eck zu würdigen. Menth schlägt vor, zwei Gedenktafeln anzubringen. Eine in Baldersheim, in der Nähe des Geburtshauses und eine auf dem Auber Marktplatz. Dort, wo vor genau 70 Jahren der Galgen stand.

Also wurde abgestimmt. Das Ergebnis war eindeutig: Gegen eine Alfred-Eck-Schule sprachen sich alle Stadträte aus. Stadträtin Lioba Kinzinger wollte dann auch gleich über eine Form des Gedenkens diskutieren. Aber Theo Theuerkaufer lehnte dies vehement ab, weil diese Beratung so nicht auf der Tagesordnung steht.

Unter den Zuhörern war auch Hans Rainer Eck, der Neffe von Alfred Eck. Die Diskussionsbeiträge einiger Stadträte empfand er als „unwürdig“. Er habe auch den Eindruck, dass einige Stadträte noch immer nicht begriffen haben, was am 7. April 1945 geschehen ist, sagt er nach der Sitzung.

Und Eck übt auch Kritik an Bürgermeister Robert Melber: „Besonders hat mich auch die Darstellung des Bürgermeisters verwundert, wie er sich hinter den Aussagen der Schulmänner und deren pädagogischen Stellungnahmen versteckt.“ Überhaupt hat Hans Rainer Eck den Eindruck, dass es vielen Stadträten nicht um eine würdige Ehrung seines Onkels gehe, sondern darum, eine Art der Ehrung zu finden, „um ihr Gesicht in der Öffentlichkeit zu bewahren“.

 
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  • franzkleinhenz@web.de
    Wenn man den Bericht so liest wird man doch irgendwie an den Film "Die Brücke"erinnert. Doch hier in Badersheim,hier in Unterfranken gab es einen jungen Mann, der erkannt hat, dass der Krieg aus ist. War er nun Held oder war er seiner Zeit voraus? Egal, er hat vielen Menschen Unheil erspart, ja vielleicht sogar das Leben gerettet. Ihm gebürt Dank und und auch Ehre. Warum nicht eine Schule nach ihm benennen? War es nicht vorbildlich?
    Die, die dies nicht erkennen, denen sollte man sagen, dass der Krieg vorbei ist, Feldpost braucht nicht mehr verschickt werden.
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  • kej0018@aol.com
    ... wie auch feige Argumentation, den Schutz der Kinder aus der Schublade zu ziehen. Schon Vierjährige haben vermutlich mehr Gewalt in Medien wie TV und Zeitschriften gesehen wie ihnen gut tut. Wie da ein Schulname (!) zarte Kinderseelen verletzen könnte, ist mir schleierhaft.

    Wenn die altbackenen Herren (und anscheinend auch Damen?) immer noch glauben, daß pauschal alle Wehrmachtssoldaten Helden waren oder sind, sollen sie das bitte schwadronierend am Stammtisch, aber bitte unter sich, ausleben. Eine Schule hat Vorbildcharakter und sollte Zivilcourage entsprechend würdigen - die wahren Helden sind nicht die Duckmäuser, sondern die, die unter Gefahr des eigenen Lebens gegen Unrecht aufstehen.

    Kann es sein, daß recht viele Auber nichts aus den unseligen Zeiten gelernt haben? Schade, wirklich schade, denn Aub ist eigentlich ein hübsches Städtchen. Aber die Farbgebung der vorherrschenden Gesinnung passt da nicht recht dazu.

    Eigentlich muss man sich als Franke fremdschämen für Aub.
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