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Würzburg/Schweinfurt
Geplante Cannabis-Freigabe: Staatsanwaltschaft Würzburg bearbeitet seit Wochen Cannabis-Verfahren nicht mehr
Die Staatsanwaltschaft geht fest von einer Cannabis-Legalisierung aus und hat Verfahren zurückgestellt. Wie die Behörden in Würzburg und Schweinfurt aktuell vorgehen.
Unterlagen liegen lassen, Tee trinken und abwarten: In der Staatsanwaltschaft Würzburg werden Cannabis-Verfahren seit Wochen zurückgestellt - mit Blick auf die mögliche Legalisierung.
Foto: Marijan Murat, dpa (Symbolfoto) | Unterlagen liegen lassen, Tee trinken und abwarten: In der Staatsanwaltschaft Würzburg werden Cannabis-Verfahren seit Wochen zurückgestellt - mit Blick auf die mögliche Legalisierung.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 19:22 Uhr

Im Deutschen Bundestag sollen die Abgeordneten an diesem Freitag final entscheiden, für die Würzburger Staatsanwaltschaft ist die Legalisierung von Cannabis aber bereits ausgemachte Sache. "Reine Cannabis-Verfahren werden hier seit Ende letzten Jahres zurückgestellt", sagt Oberstaatsanwalt Tobias Kostuch. "Die Akten landen auf einem Stapel."

Geht es nach den Parteien der Ampelregierung, soll Cannabis-Besitz ab dem 1. April für Privatpersonen weitgehend erlaubt werden. Geht die Abstimmung im Bundestag an diesem Freitag entsprechend aus, wird das Gesetz wohl so kommen. Denn der Bundesrat ist nicht zustimmungspflichtig. "Jeder weiß, dass das Gesetz kommt", sagt Sprecher Tobias Kostuch. Die Würzburger Staatsanwaltschaft habe eigentlich schon für den 1. Januar mit der Legalisierung gerechnet und verfolge entsprechende Verfahren daher aktuell nicht weiter.

Auch Staatsanwaltschaft Schweinfurt stellt Entscheidungen zurück

Auch die Ermittler in Schweinfurt arbeiten entsprechend und verschieben Verfahren: "Die Staatsanwaltschaft Schweinfurt stellt derzeit abschließende Entscheidungen in Fällen, die im Fall des Inkrafttretens der im Raum stehenden Gesetzesänderung zukünftig straffrei sein werden, zurück, bis über die Gesetzesänderung entschieden ist", teilt die Pressestelle der Schweinfurter Staatsanwaltschaft auf Anfrage mit.

"Verurteilungen wären rückwirkend zu beseitigen", begründet der Würzburger Oberstaatsanwalt das Vorgehen der Behörden. Das geplante Cannabis-Gesetz werde rückwirkend gelten, sagt Kostuch. Daher müssten alle laufenden Verfahren und noch nicht vollständig vollstreckten Strafen, die von davon berührt werden, womöglich neu aufgerollt werden.

"Da kommt viel Arbeit auf uns zu", sagt der Sprecher. Die Staatsanwaltschaft stehe vor vielen neuen und ungeklärten Fragen - wie zum Beispiel: "Was ist mit nicht greifbaren Personen, die jetzt wegen Cannabis-Delikten gesucht, aber erst künftig festgenommen werden?"

Thema und Termin-Verschiebungen auch am Landgericht Würzburg

Auch die Gerichte in der Region beschäftigen sich seit längerer Zeit mit der geplanten Cannabis-Legalisierung. "Eine anstehende Gesetzesänderung kann bei der Terminierung eine Rolle spielen", sagte der Sprecher des Würzburger Landgerichts, Michael Schaller, bereits im vergangenen Jahr. "Vor allem dann, wenn das – zu erwartende – neue Gesetz für einen Angeklagten günstiger ist als das alte, da dann das für ihn günstigere Gesetz anzuwenden ist. "

Ein prominenter Fall aus Unterfranken, der von der geplanten Gesetzesänderung betroffen wäre, ist das Verfahren gegen das Cannameleon-Franchise. Das Unternehmen war erst vor dem Amtsgericht und dann vor dem Landgericht wegen des Verkaufs von quasi nichtberauschenden CBD-Produkten verurteilt worden. Wegen Verfahrensfehlern hatte das Bayerische Oberste Landesgericht das Berufungsurteil im August 2023 teilweise aufgehoben und eine Revision angeordnet. Für das entsprechende Verfahren am Landgericht Würzburg wurde noch kein Termin festgesetzt. 

 
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  • Frank Widmaier
    hieran sieht man die tatsächliche Gefährlichkeit des Unternehmens "Freigabe". DIES ist einer der größten Fehler, den je eine Regierung gemacht hat. Man hätte stattdessen die Strafen erhöhen müssen und die Verfahren vereinfachen.
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  • Dietmar Eberth
    "DIES ist einer der größten Fehler, den je eine Regierung gemacht hat. "

    Das ganze vielleicht eine Nummer kleiner.

    Fast 10% der deutschen Bevölkerung hat in den letzten 12 Monaten Cannabis konsumiert. Wollen Sie die alle bestrafen?
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  • Frank Widmaier
    ja... Gefängnis ohne Bewährung
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  • Helga Scherendorn
    @Dietmar, 10% vielleicht von ihrer Partei, aber der Rest ist schön sauber!
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  • Alfred Mahler
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  • Dietmar Eberth
    "10% vielleicht von ihrer Partei"

    Das möchte ich nicht bestreiten. Da sich die fast 10 Prozent aber auf die ganze Bevölkerung bezieht, hat auch der "Rest" der Bevölkerung zu fast 10% 1x in den letzten 12 Monaten Cannabis konsumiert.
    Einfache Prozentrechnung.

    https://www.rnd.de/wissen/cannabis-konsum-in-zahlen-wie-viele-menschen-in-deutschland-kiffen-P6MJX4465RGPLMY2LGPFOL7IIM.html
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  • Martin Deeg
    Wichtig ist, dass dieser zum Teil lebensfern agierenden, bürokratisch-strafwütigen, zum Teil inkompetenten, überforderten und ideologisch geprägten Behörde - vor allem in Bayern - endlich die Mittel entzogen werden, durch die Kriminalisierung von Cannabiskonsum etc. nahezu beliebig und invasiv in das Leben von Menschen zu eingreifen.

    Es geht noch viel zu viele Möglichkeiten wie diese Behörde -fernab von wirklicher Kriminalitätsbekämpfung oder Prävention - invasiv und unter dem Label "Strafverfolgung" in das Leben ansonsten völlig unauffälliger, bürgerlicher Menschen einzugreifen, weil sie irgendein "Klischee" erfüllen, dass diesen Bürokraten zuwider läuft.

    Es ist dann wenigsten eine weniger. Und die Polizei kann sich um tatsächliche Strafverfolgung kümmern.
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  • Lutz Saubert
    Bitte lassen Sie uns endlich mit Ihrem persönlichen Feldzug gegen den Rechtstaat, die Bayerische Justiz, Polizei und Staatsanwaltschaft in Ruhe.
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  • Martin Deeg
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  • Martin Deeg
    Nein, Herr Saubert, ich werde die bayerische Justiz und die Staatsanwaltschaft so lange und so deutlich kritisieren wie es mir gefällt!!

    Wenn Sie damit persönlich nicht umgehen können, dann halten Sie sich an Ihr letzte Woche hier im Forum ungefragt erteiltes Versprechen, mich nicht mehr mit Ihren Antworten zu "belästigen".

    Sie sind ein erwachsener Mensch, niemand zwingt Sie, meine Kommentare zur Kenntnis zu nehmen!
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  • Paula Werthmann
    Ich hoffe nur, dass auch genügend Kliniken für Drogenentzug gebaut werden. Ob legal oder illegal..Drogen sind ein Teufelszeug
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Hilfreich wäre es, wenn nicht dauernd und überall Werbung für Alkohol, Nikotin und Sonstiges betrieben würde....soll ja sogar Parteien geben, die völlig ungeniert als Lobbyverbände für Bier und Wein auftreten.
    Und ganz nebenbei: Konsum aller Art von Drogen findet seit Ewigkeiten statt, aber die einen Betroffenen werden Indie Illegalität gedrängt und verfolgt und die anderen werden als stützen der Wirtschaft hoffiert.
    Cannabis verursacht zwar für die Justiz am meisten Arbeit,weil es einen typischen Geruch hat, aber wenns um gesundheitliche Aspekte geht, dann sollten die Strafverfolgenden sich doch etwas mehr mit Amphetamin, Synthetischen Drogen und vor allem Kokain beschäftigen, als sie es eh schon tun 😉.
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  • Martin Deeg
    Da haben Sie recht. Deshalb trinke ich seit 10 Jahren so gut wie keinen Alkohol mehr, nachdem ich in der Ausbildung bei der Polizei etc., in Vereinen und bei nahezu allen gesellschaftlichen Anlässen an diese Droge "herangeführt" wurde, wie jeder andere auch. Die Grenzen zum Missbrauch mit ernsten gesundheitlichen und psychischen Folgen sind fließend und es kann jederzeit kippen - viele merken gar nicht, wie das geschieht.

    Cannabis? Pfff.
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  • Helga Scherendorn
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  • Martin Deeg
    Ich weiß ja nicht, wann Sie das auf der "Polizeischule gelernt" haben wollen - der Stand der Dinge ist jedenfalls, dass die Einstiegsdroge Nr. 1 Nikotin ist.

    Cannabis ist eher eine Übergangsdroge, wer harte Drogen nimmt hat zuvor meist auch Cannabis konsumiert, vor allem aber Nikotin und Alkohol.

    Und mit sozialen Aspekten fangen wir hier besser nicht an....
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  • Martin Deeg
    Und kleine Randbemerkung: die, die damals in meinem Zug auf der Polizeischule (illegal) Joints geraucht haben sind heute alle in Führungspositionen....
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  • Erich Spiegel
    Was ist mit denen, die erst Cannabis als Einstiegsdroge konsumiert haben und dann auf harte Drogen umgestiegen sind und jetzt unter der Brücke hocken. Gibt es genügend davon.
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  • Martin Deeg
    Das ist zu bezweifeln. Und überlegen Sie doch mal: für Menschen, die Cannabis konsumierten als es illegal war und dadurch abgestürzt sind ändert sich durch die Legalisierung was genau....?
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  • Dietmar Eberth
    Einstiegsdroge dürfte auch in Deutschland eher Tabak und Alkohol sein.

    https://arud.ch/blog/mythos-einstiegsdroge-cannabis
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