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Höchberg
Ärger wird lauter: Warum eine Seniorin, ein Stadtplaner und ein Arbeitskreis den APG-Fahrplan in Höchberg kritisieren
Seit einer Änderung des Busfahrplans fühlen sich manche Bewohner aus Höchberg vom Altort abgeschnitten. Die APG will die Änderung jedoch beibehalten.
Die Wege in den Höchberger Ortsteil Hexenbruch sind teilweise steil. Seniorin Susanne Wölfel fühlt sich seit einer APG-Fahrplanänderung nicht mehr ausreichend mit dem ÖPNV angebunden.
Foto: Thomas Obermeier | Die Wege in den Höchberger Ortsteil Hexenbruch sind teilweise steil. Seniorin Susanne Wölfel fühlt sich seit einer APG-Fahrplanänderung nicht mehr ausreichend mit dem ÖPNV angebunden.
Aaron Niemeyer
 und  Saskia Moldenhauer
 |  aktualisiert: 03.03.2024 02:35 Uhr

Die Höchberger Seniorin Susanne Wölfel ist unzufrieden mit einer Fahrplanänderung des Würzburger Landkreis-Busunternehmens APG. Wölfel hat sich – genau wie rund 150 weitere Personen aus Höchberg – an einer Unterschriftenaktion gegen die Änderungen beteiligt.

Im vergangenen Jahr hatte die APG die Buslinien 17 und 18 aus Würzburg nach Höchberg so umgestellt, dass die Busse ab 20 Uhr zuerst den oberen Teil von Höchberg, den Hexenbruch, anfahren und dann den Altort. Zuvor war es umgekehrt gewesen: Fahrgäste konnten auch abends aus dem Altort in den Hexenbruch fahren (Würzburg - Altort Höchberg - Hexenbruch).

"So wie es vorher war, ist es deutlich besser", sagt Susanne Wölfel. Im Altort befänden sich das AWO-Haus, die Hauptkirche, der Sportverein und die Kulturscheune. Diese Aktivitäten seien für Ältere nun schlechter erreichbar, denn eine Direktverbindung vom Altort in den Hexenbruch gebe es nicht mehr. Nach einem abendlichen Ortsbesuch müsse sie aktuell etwa 20 bis 30 Minuten zur Haltestelle Karwinkel oder direkt in den Hexenbruch laufen. "Wenn ich erstmal zum Karwinkel laufen muss, kann ich gleich hochlaufen", sagt Wölfel, die sich eine Rücknahme der Änderung wünscht.

Stadtplaner: Buslinien sind "wichtige Verbindungsfunktion innerhalb Höchbergs"

Laut APG war es durch die bisherige Linienführung  zu Doppelbedienungen gekommen, wie Sibylle Holste, stellvertretende APG-Betriebsleiterin, auf Anfrage mitteilte. Außerdem seien die Linien 17 und 18 primär für die Verbindung Höchberg-Würzburg vorgesehen und nicht für den innerörtlichen Verkehr. "Außerdem ist es grundsätzlich möglich, vom Altort aus zur Haltestelle Karwinkel zu laufen und von dort mit der Linie 17 in den Hexenbruch zu fahren", so Holste weiter.

Vom Höchberger Altort führt abends seit einer Fahrplanänderung keine direkte Verbindung mehr in den hochgelegenen Ortsteil Hexenbruch. Seniorinnen und Senioren müssen entweder zur entfernten Haltestelle Karwinkel oder direkt in den Hexenbruch laufen.
| Vom Höchberger Altort führt abends seit einer Fahrplanänderung keine direkte Verbindung mehr in den hochgelegenen Ortsteil Hexenbruch.

Doch auch Stadtplaner Bertram Wegner, der in Höchberg lebt und in Veitshöchheim ein Planungsbüro für städtische und kommuale Weiterentwicklung betreibt, sieht die Änderungen kritisch. Er hat sich an die Redaktion gewandt und schreibt: "Gerne dürfen Sie mich insbesondere mit der Aussage zitieren, dass der Busverkehr (die Linien 17 und 18 sind zu einem Umlauf zusammengebunden) eine wichtige Verbindungsfunktion innerhalb Höchbergs erfüllt. Die Aussage der APG (...) geht daher an der Realität vorbei."

Arbeitskreis für Mobilität in Region Würzburg schaltet sich in Debatte ein

Ganz neu ist die Meinungsverschiedenheit offenbar nicht. Das zeigt eine aktuelle Pressemitteilung des Arbeitskreises Mobilität & Regionalentwicklung von Stadt und Landkreis Würzburg an die Redaktion. Der Arbeitskreis ist Teil des UN-Nachhaltigkeitsprojekts Agenda 21. "Der Arbeitskreis entwickelt Vorschläge zur Verbesserung der Qualität des ÖPNV (...) im Verkehrsraum Würzburg-Mainfranken", heißt es dazu auf der Webseite der Stadt Würzburg.

"Bei der Fahrplangestaltung wurde nicht beachtet, dass der Busverkehr in Höchberg auch der innerörtlichen Erschließungsfunktion dient. Die Weitläufigkeit des Gemeindegebiets bringt Entfernungen mit sich, die 20 bis 30 Minuten lange Fußwege nach sich ziehen", schreibt Sprecher Thomas Naumann in der Mitteilung. Das Vorgehen der APG sei "aus der Zeit gefallen", so Naumann weiter. "Es bedarf gemeinsamer Anstrengungen aller Beteiligten, wenn es gelingen soll, mehr Menschen zum Umsteigen auf den ÖPNV zu bewegen." Hier – so der Kern der umfangreichen Pressemitteilung – wünsche sich der Arbeitskreis mehr transparenten Austausch mit der APG.

Die APG hingegen teilte auf Anfrage mit, dass die Änderungen in einem Bürgerworkshop vorgestellt worden seien. In einer Stellungnahme der APG an den Arbeitskreis, die der Redaktion ebenfalls vorliegt, schreibt das Kommunalunternehmen: "Eine bessere Anbindung des Hexenbruchs von und nach Würzburg am Vormittag war Wunsch der Bevölkerung. Dies wurde durch den Zusatz von vier Fahrten realisiert, welche ausschließlich den Hexenbruch bedienen."

APG: Höchberg hat eines der besten ÖPNV-Angebote im Landkreis Würzburg

Zwar seien "einige Fahrten gestrichen" worden, räumt die APG ein. "Die Entscheidung, Fahrten zu kürzen, erfolgte selbstverständlich nicht willkürlich, sondern geschah auf Basis geringer Fahrgastzahlen." Der Ort Höchberg habe "eines der besten ÖPNV Angebote im Landkreis Würzburg, welches sich aus den Hauptlinien 17 und 18 und vielen weiteren Linien der Landkreises Würzburg, Main-Spessart und Main-Tauber zusammensetzt."

Doch wie geht es nun weiter? "Wir planen im Moment keine Rücknahme der Änderung, da wir auch positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung bekommen haben", hat die APG auf Anfrage festgehalten. Die Organisatorinnen und Organisatoren der Unterschriftenaktion hingegen wollen der APG nun die Unterschriftenliste zukommen lassen: "Wir erhoffen uns davon mehr Druck, als wenn sich einzelne an die APG wenden", heißt es aus dem Kreis der Initiative.

 
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  • Georg Ries
    öpnv muss sich nach dem Bedarf der Nutzer richten! Es wäre schön, wenn sich die Chefin des KU einschalten würde. Oder ist das zu banal???
    Früher war die APG wesentlich näher am Kunden 👍
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  • Jonas Heisterkamp
    Eventuell lassen sich aber auch andere Lösungen finden, sicher nicht optimal aber für eine gut abgestimmte Verbindung mit Umstieg könnte auch Sinn machen. Umstieg könnte z.B. zwischen Am unterem Steg und Krawinkel oder an der Haltestelle Stadtgrenze stattfinden.

    Die Umlaufplanung von Fahrzeugen und Personal ist leider nicht so trivial, so kann aus eine kleine zusätzlichen Fahrt schnell noch eine Leerfahrt, ein zusätzlicher Fahrer oder benötigte Pause resultieren. Für eine Verbindung fallen nicht nur die Personalkosten und Spritkosten für die kurze Strecke an.
    Da wir alle den Verkehr durch unsere Steuern bezuschussen, fände ich es super, wenn wir Bürger*innen durch die Veröffentlichungen von mehr Daten und gläserneren Planungsprozessen nicht nur unsere Verbindungswünsche äußern könnten, sondern auch dabei unterstützen könnten einen größtmöglichen Mehrwert für uns alle zu generieren.
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  • Jonas Heisterkamp
    Da die Linie auch für Pendler*innen nach/von Würzburg genutzt wird, würde ich bitten dies zu beachten, um das Pendeln aus dem oberen Hexenbruch nicht unattraktiv zu machen. Für Nutzer*innen, welche die Verbindung sehr regelmäßig nutzen müssen und nicht frei in der Zeitgestaltung sind könnte eine Fahrzeitverlängerung, Umsteigerelation oder ein längerer Fußweg eine Abkehr von der ÖPNV-Nutzung bedeuten.
    Wie in dem älteren Artikel beschrieben, ist ein Teil des Altortes für den Verkehr aus Würzburg durch die anderen Linien erschlossen.
    Falls der APG AFZ-Daten von vor und nach der Umstellung oder manuelle Stichprobendaten der Fahrgastzahlen und deren Reiserelationen vorliegen könnte die Main-Post ja ggf. Einblick bekommen, um die Größe des Zielkonfliktes zu erfassen.
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