Kurzfristige Zugausfälle, Verspätungen, überfüllte Waggons, defekte Toiletten, fehlende Barrierefreiheit: Wer als Pendler oder Pendlerin zwischen Würzburg, Ochsenfurt und Treuchtlingen auf den Zug angewiesen ist, muss seit Monaten mit vielen Unzulänglichkeiten klarkommen. Die unterfränkischen Grünen-Abgeordneten Kerstin Celina und Patrick Friedl fordern Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nun auf, das Bahnchaos zur Chefsache zu machen.
Verantwortlich für einen Großteil der Misere ist Go-Ahead Bayern, ein Tochterunternehmen der britischen Go-Ahead-Gruppe – abgesehen von Baustellen oder gelegentlichen Unwettern. Die Firma betreibt seit Dezember 2022, neben anderen Verbindungen in Südbayern, den Zugverkehr auf der Strecke Würzburg-Treuchtlingen-Augsburg-München.
Auftraggeber ist die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die die regionalen Schienenverbindungen im Freistaat regelmäßig ausschreibt. Geregelt ist in den Verträgen neben der Anzahl der Züge, die unterwegs sein müssen, auch die Qualität des Wagen-Materials.
356 Züge von Go-Ahead fielen zwischen Würzburg und Treuchtlingen in sechs Monaten einfach aus
Allein von Dezember bis Mai sind zwischen Würzburg und Treuchtlingen 356 Züge einfach ausgefallen, heißt es von der BEG. Als Gründe nennt sie neben der Witterung verfehlte Planungen und Personalmangel.
Um Abhilfe zu schaffen, setzt Go-Ahead seit Mitte Juni ein Subunternehmen aus Potsdam ein, das mittlerweile 60 Prozent der Verbindungen zwischen Würzburg und Treuchtlingen fährt - wenn auch nicht mit den vereinbarten modernen, barrierefreien Waggons. Um zusätzliches Personal zu gewinnen, hat Go-Ahead eigenen Angaben zufolge auch damit begonnen, zeitnah 80 neue Lokführerinnen und Lokführer auszubilden.
Auf Nachfrage der Redaktion erklärt BEG-Sprecherin Jessica Vanessa Olbrich, man habe die Verantwortlichen des Unternehmens in vielen Gesprächen, an denen auch der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) beteiligt war, "mit Nachdruck" aufgefordert, die vertraglichen Pflichten "vollumfänglich" zu erfüllen.
Go-Ahead muss "Schlechtleistungen" bei den Bahnverbindungen Strafen zahlen
Laut BEG ist für Go-Ahead ein "hoher finanzieller Anreiz" gegeben, die Personal- und Fahrzeugprobleme "schnellstmöglich" zu lösen. Das Nichteinhalten von Vereinbarungen sowie "alle Schlechtleistungen" würden nämlich "finanziell sanktioniert". Zur Höhe der mittlerweile einbehaltenen Vertragsstrafen dürfe man "aus wettbewerbsrechtlichen Gründen" keine Angaben machen, so die BEG.
Den Grünen-Abgeordneten Kerstin Celina und Patrick Friedl reicht das nicht. Aufforderungen und Strafzahlungen beeindruckten Go-Ahead "offenkundig seit Monaten nicht", sagen die Abgeordneten. Verkehrsminister Bernreiter werfen sie "Blauäugigkeit" vor, er habe sich viel zu spät in Gespräche mit der Konzernspitze eingeschaltet. Sie vermisse ein "selbstkritisches Wort" des Ministers, so Celina, darüber, dass der Freistaat "aus Kostengründen von vornherein das falsche Bahnunternehmen ausgesucht hat".
Deshalb sei nun Markus Söder gefordert, sagen die Grünen. Der Ministerpräsident solle Go-Ahead den erteilten Auftrag für den Betrieb der Strecke entziehen "und per Notvergabe unverzüglich ein anderes Eisenbahnunternahmen beauftragen".
Grüne fordern Notvergabe an anderes Unternehmen
Söders Staatskanzlei reagiert auf eine Anfrage dieser Redaktion gar nicht. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft betont, eine Kündigung des Vertrags mit Go-Ahead sei an "hohe rechtliche Hürden" geknüpft. Sie sei die "ultima ratio" und deshalb abzuwägen gegenüber möglichen negativen Folgen für die Fahrgäste.
Weil auch andere Eisenbahnunternehmen die Verpflichtungen "jedenfalls nicht kurzfristig" übernehmen könnten, gebe es keine Garantie, dass eine "Anschlusslösung" den Pendlerinnen und Pendlern bessere Leistungen biete.
Im Übrigen wehrt sich die BEG gegen den Vorwurf, Go-Ahead habe den Zuschlag erhalten, weil das Unternehmen das kostengünstigste Angebot abgegeben hat. Man vergebe die Bahnleistungen grundsätzlich immer an das "beste Angebot in Bezug auf Qualität und Preis", so Sprecherin Olbrich.
Der Vertrag mit Go-Ahead für die Strecke Würzburg-Treuchlingen-Augsburg-München ende im Dezember 2033.
Pacta sunt servanda...
Herr Friedl, ich denke, er ist Jurist, sollte wissen dass Verträge einzuhalten sind und dass auch andere Unternehmen nicht so einfach einspringen können/werden!
Eine rein populistische Forderung von Friedl und Celina, für den wöchentlichen Bericht der Zeitung bzw. von Herrn Cygan.