Die Regionalbahnlinie RE80 zwischen Würzburg, Treuchtlingen und München ist ein echtes Sorgenkind der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG). Nachdem es bei Go-Ahead, dem neuen Streckenbetreiber, zu massiven Startschwierigkeiten mit Verspätungen und Ausfällen gekommen war, stellte der unterfränkische Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib (SPD) aus Ochsenfurt (Lkr. Würzburg) im Bayerischen Landtag eine Anfrage über die Leistungen des privaten Bahnunternehmens. Jetzt liegen konkrete Zahlen über die Erfolgsquote von Go-Ahead vor.
Auf der Strecke zwischen Würzburg und München sind im Dezember 2022, also dem ersten Monat nach der Übernahme, 35.537 Zugkilometer ausgefallen, wie aus der Antwort des Verkehrsministeriums auf die Anfrage von Halbleib hervorgeht. Die Ausfälle auf der Strecke machten demnach rund ein Drittel an den gesamten Ausfällen im von Go-Ahead betriebenen Netz in Bayern und Teilen Baden-Württembergs aus.
Im Januar waren es noch 9464, im Februar 3341 Kilometer. Der Anteil an den gesamten Ausfällen betrug hier noch rund zehn Prozent. Die Ausfälle des Verkehrsunternehmens sind damit auf der Strecke zwischen Würzburg und München deutlicher zurückgegangen, als auf den anderen Strecken im Gesamtnetz.
Im Dezember verspäteten sich – zusätzlich zu den Ausfällen – 29,3 Prozent der Züge von Go-Ahead, im März immer noch 12,7 Prozent. Zum Vergleich: Im Regionalverkehr der Deutschen Bahn verspäteten sich im selben Zeitraum nur etwa acht bis zehn Prozent der Züge.
Verkehrsministerium: Go-Ahead scheitert an Organisations- und Personalplanung
Auf der Strecke zwischen Würzburg und München läuft es also besser, als noch vor wenigen Monaten. Dennoch sei es auch in den vergangenen Wochen immer wieder zur kurzfristigen Krankmeldung von Personal, und somit zu Ausfällen gekommen, sagt Winfried Karg, Pressesprecher von Go-Ahead: "Wir sind dabei, zur Unterstützung weiteres Personal auf diesem Streckenabschnitt einzusetzen."
Doch Personalausfälle alleine führt das Verkehrsministerium auf lediglich 6,9 Prozent der Ausfälle zurück. Weitere Ursachen seien defekte Triebfahrzeuge, die Witterung, Bauarbeiten auf der Strecke und mit 51,9 Prozent insbesondere die fehlerhafte Organisations- und Personalplanung.
BEG will Ausschreibungsverfahren zu Streckenvergaben nun doch prüfen
Die BEG teilt derweil mit, dass sie in intensivem Kontakt mit der Geschäftsführung von Go-Ahead stehe, um die makelhafte Inbetriebnahme zu erörtern und aufzuarbeiten. Sie prüfe nun auch die Fahrgastinformationen in den entsprechenden Auskunftsmedien – auch hier hatte es massive Probleme gegeben: Kundinnen und Kunden wurden häufig nicht über Ausfälle per Bahn-App oder über Anzeigentafeln informiert.
Des Weiteren habe die BEG Go-Ahead dazu aufgefordert, die monatlich zu erwartenden Baumaßnahmen auf einzelnen Streckenabschnitten sowie daraus folgende Ersatzverkehrslösungen mit der BEG abzustimmen. Vertragsstrafen für nicht erbrachte Verkehrsleistungen sollen geltend gemacht werden – etwa in Form der Kürzung des Bestellerentgelts, also der finanziellen Unterstützung für Bahnbetriebe.
Während die BEG vor wenigen Wochen noch Mängel im Ausschreibungsverfahren zur Streckenvergabe verneinte, teilt sie nun mit, dass die Probleme bei der Betriebsaufnahme von Go-Ahead tatsächlich Anlass dafür seien, die Vorgaben zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Wie sich diese Entwicklung konkret gestaltet, werde aktuell noch erörtert – und bleibt somit vorerst offen. Auch macht die BEG keine konkreten Angaben über die Gestaltung der Vertragsstrafen an Go-Ahead.
Wenn die Verkehrswende gelingen soll, müsse der Öffentliche Nahverkehr als ein wichtiger Baustein reibungslos funktionieren, sagt Volkmar Halbleib: "Um zu sehen, ob genug getan wurde, werden wir die Sanktionen der BEG im Verkehrsausschuss abfragen. Auch die Frage der Personalaufstellung wird bei der Ausschreibung der Netze beim nächsten Mal hoffentlich sensibler geregelt."