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Würzburg
Warum sich zwei katholische Priester aus Würzburg jetzt als schwul outen
Über 100 Mitarbeitende der katholischen Kirche wollen ihre nicht-heterosexuelle Identität nicht länger verstecken. Weshalb sie heute mit einem Paukenschlag in die Öffentlichkeit gehen.
Outet sich öffentlich als schwul: der Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose.
Foto: Thomas Obermeier | Outet sich öffentlich als schwul: der Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:21 Uhr

Sie haben das Lieben und Leben im Verborgenen, die Angst, wegen ihrer sexuellen Orientierung ausgegrenzt und diskriminiert zu werden, satt: An diesem Montag outen sich deutschlandweit über 100 Personen, die haupt- oder ehrenamtlich in der katholischen Kirche tätig sind, öffentlich als lesbisch, schwul, trans, inter, queer oder non-binär. Mit Diözesanjugendseelsorger Stephan Schwab und Hochschulpfarrer Burkhard Hose haben sich auch zwei Priester aus dem Bistum Würzburg der Initiative "#OutInChurch - für eine Kirche ohne Angst" angeschlossen. Das Outing dürfte für einen Paukenschlag in der Kirche sorgen.

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Er wisse seit seiner Jugend, dass er schwul sei, sagt Hose. In der Kirche sei das offiziell nie ein Thema gewesen, viele hätten von seiner Orientierung zwar gewusst, aber offen darüber reden durfte er nicht, so der 54-Jährige, der aus Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen) stammt. Die Furcht stand im Raum, vom Priesteramt ausgeschlossen zu werden. Nach wie vor vertritt die Kirche nämlich die Meinung, jede sexuelle Orientierung abseits der Heterosexualität sei Sünde. Dies zu ändern, sei seine Motivation, sich jetzt in aller Öffentlichkeit zu erklären. 

Priester Schwab: Kirche soll in die Wohnzimmer schauen, nicht in die Schlafzimmer

Ähnlich sieht es Stephan Schwab. Er möchte, dass die katholische Kirche ihre Lehre überdenkt und alle Menschen "gleichermaßen wertschätzt und achtet, egal wie sie sexuell orientiert sind", sagt der 50-Jährige, der aus Oberndorf (Lkr. Main-Spessart) stammt und vor der Tätigkeit als Jugendseelsorger unter anderem Priester in den Haßbergen und Krankenhauspfarrer war.

Outet sich öffentlich als schwul: Diözesanseelsorger Stephan Schwab.
Foto: Schwab/privat | Outet sich öffentlich als schwul: Diözesanseelsorger Stephan Schwab.

Die Verantwortlichen der Kirche sollten, so Schwab, mehr in den Wohnzimmern gucken, wie die Menschen ihren Alltag leben, für welche Werte und Ziele sie einstehen - "und nicht in den Schlafzimmern nachschauen, wer mit wem ins Bett geht". Das dürfe in der Seelsorge keine Rolle spielen, sagt Schwab. Mit seiner Teilnahme an der Aktion "#OutInChurch" wolle er jedenfalls dazu beitragen, Kirche "angst- und diskriminierungsfrei" zu gestalten.

Es sind aber bei Weitem nicht nur Priester, die mit der Haltung der Kirche zur Sexualität hadern. In der Fernsehdokumention "Wie Gott uns schuf", die die ARD an diesem Montag um 22.50 Uhr im Ersten (und in der Mediathek) zeigt, kommen unter anderem nicht-heterosexuelle Religionslehrerinnen und Religionslehrer, Pastoralreferentinnen und -referenten sowie Beschäftigte von katholischen Krankenhäusern, Kitas und anderen Einrichtungen zu Wort.

Sie berichten von einem teilweise jahrzehntelangem Versteckspiel gegenüber ihrem Arbeitgeber. Schließlich kann es laut dem kirchlichen Arbeitsrecht ein Kündigungsgrund sein, wenn beispielsweise eine Ärztin in einem katholischen Krankenhaus in einer lesbischen Beziehung lebt. Schon möglich, dass diese Regelungen in vielen Bistümern heute liberaler ausgelegt werden als noch vor 20, 30 Jahren. Dennoch schwebten sie über vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wie ein Damoklesschwert und wirkten entsprechend zermürbend, sagt Burkhard Hose.

"Sexuelle Orientierung darf kein Kündigungsgrund sein"

Der menschenwürdige Umgang mit den Betroffenen dürfe nicht vom guten Willen einzelner Bischöfe abhängen, fordert der Hochschulpfarrer. Ein offenes Leben entsprechend der eigenen sexuellen Orientierung und der geschlechtlichen Identität, auch in einer Partnerschaft oder Ehe, dürfe niemals ein Kündigungsgrund sein, heißt es in dem Manifest "#OutInChurch", das 125 kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterzeichnet haben.

 
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  • H. G.
    Es ist zu spät, Herr Hose. Dieses Outing hätte beim Einstellungsgespräch erfolgen müssen. Sie waren schließlich keine schwangere Frau. Aber das passt alles nur zu gut zur Doppelmoral der Kirche. Alle wissen alles, aber keiner spricht darüber zur rechten Zeit. Vor allem nicht die Betroffenen. Nach zig Jahren üppigem Salär im Amt hat Herr Hose sicher genug beiseitegelegt, um eine etwaige, wenn auch unwahrscheinliche Kündigung gutgepolstert zu überstehen. Im übrigen haben die Herren Kirchenangestellten nicht verstanden, dass das Spiel anders gespielt wird: Man outet sich nicht selbst, man WIRD geoutet. Insofern besteht ja noch Hoffnung, dass ein Rosa von Praunheim die anderen Schwulen in höchsten Kirchenämtern, die zwar auch jeder Insider schon kennt, mit einem wahren Paukenschlag der Öffentlichkeit preisgibt. Denn was ist schon so ein kleiner Studentenpfarrer und ein Diözesanseelsorgerlein.
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  • A. B.
    "...die Herren Kirchenangestellten nicht verstanden, dass das Spiel anders gespielt wird: Man outet sich nicht selbst, man WIRD geoutet." Nur zur Klarstellung: Homosexualität ist kein "Spiel", sondern Ernst des Lebens. DAss man ferner sich selbst nicht outen kann ist Unsinn, das Coming out ist stets dem vorbehalten, der mit Homosexualität sein Leben gestaltet. Was sie vorschlagen ist geistiger Exhibitionismus, wenn sie daran Freude haben ... seis denn, glücklich werden sie damit sicher nicht.
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  • H. G.
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  • L. W.
    Egal wie ein Mensch liebt

    es hat der römisch-katholischen Kirche egal zu sein.

    Was mich jedoch seit Jahrzehnten am meisten aufregt ist, dass die Kirche eine Meisterschaft im Vertuschen von Straftaten bei Kindesmissbrauch und - misshandlung entwickelt hat. Diese Straftäter durften ungestört weiter Straftaten begehen und erwachsene Menschen, die Erwachsene liebten wurden entlassen ohne Perspektiven.
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  • A. B.
    "Egal wie ein Mensch liebt - es hat der römisch-katholischen Kirche egal zu sein."
    Mit der Aussage wäre ich vorsichtig, denn nach dieser Aussage wären erwachsene Knaben/Mädchenliebhaber wohl aus dem Schneider.
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  • S. C.
    Die Fernsehsendung "Wie Gott uns schuf" kommt heute, anders als im Artikel angegeben, um 20.30 Uhr ind er ARD.
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  • M. C.
    Ja, die ARD hat die lineare Ausstrahlung vorgezogen. Es lohnt sich.
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  • J. B.
    Ist doch völlig egal welche sexuelle Orientierung ein katholischer Pfarrer hat. Er lebt sie ja nicht aus, wenn er es mit dem Glauben und dem Priesteramt ernst meint.
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  • G. W.
    Aber wer es mit der Loyalität seinem Arbeitgeber,
    in diesem Fall ist das die römische Weltkirche,
    gegenüber ernst meint,
    der muß dann auch diese Lehrmeinung vertreten.

    Und in dieser Lehrmeinung gilt homosexuelles Empfinden als minderwertig und man soll solchen Menschen mit Mitleid begegnen.

    Na Dankschön.
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  • I. E.
    Sie meinen also wirklich, dass ein Priester mit seiner Weihe sein Gehirn und seine eigene Meinung ausschaltet? Da kenne ich eine ganze Reihe Pfarrer, die das absolut nicht so verteten, sich da ihre eigene (durchaus theologisch fundierte) Meinung gebildet haben - und das auch so sagen!
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  • e. s.
    Es geht ja überhaupt nicht nur um Pfarrer sondern beipielsweise auch um die mit dem Grundgesetz nicht vereinbare Diskriminierung von Menschen durch das katholische Arbeitsrecht.
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  • S. C.
    Herr Hose läßt wie immer keine Gelegenheit aus, sich wichtig zu machen.

    Das Thema "Outing / Coming out" gehört in den privaten Bereich und hat in der Öffentlichkeit nichts zu suchen. Ist auch völlig irrelevant, welche Vorlieben jemand hat; sowohl bei einem Pfarrer, als auch bei anderen Berufen.
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  • L. W.
    @ nogel

    Hier kommen wohl Ihre persönliche Abneigungen gegen die sonstigen politischen und sozialen Aktivitäten des Pfarrers zum Ausdruck.
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  • S. C.
    Nein. Diese Meinung hätte ich auch, wenn der Pfarrer Meier, Müller oder Huber hieße.
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  • H. K.
    "Nach wie vor vertritt die Kirche die Meinung, jede sexuelle Orientierung abseits der Heterosexualität sei Sünde"

    Zum Lachen, dass dies ausgerechnet von der größten Schwulenorganisation der Welt vor sich her getragen wird.

    https://www.spiegel.de/panorama/interview-mit-priester-kuegler-katholische-kirche-ist-groesste-transnationale-schwulenorganisation-a-386709-amp.html
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  • G. W.
    Was mich bei diesem Thema wütend macht:

    Seit Jahrzehnten werden Menschen wegen ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung von dieser Organisation gedisst und ausgegrenzt,
    und daran hat sich ja auch noch nichts grundlegend geändert.

    Jeder aufrechte Mann hat die moralische Verpflichtung,
    für sich zu überlegen, ob er ein Leben ohne Partnerin, oder bei Homosexuellen ohne Partner,
    als katholischer Priester für lebenswert erachtet.

    Der Vatikan hat schon mehrere Fatwa veröffentlicht,
    steht auch so im Katechismus,
    um klarzulegen, dass Homosexuelle als Priester den hohen Herren ein Greuel sind.

    Folgerichtig führten alle Priester, die sich den Anforderungen des Arbeitgebers widersetzten,
    in Gedanken, Worten oder Werken,
    ein Leben in Zwiespalt und ohne Aufrichtigkeit.

    Und das soll dann Gott gefällig sein?

    Gibt echt auch andere Berufsmöglichkeiten, um ein ehrliches Leben zu führen !

    Die Glaubwürdigkeit der römischen Kirche ist nicht mehr gegeben, aus vielerlei Gründen.
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  • K. C.
    Der Knackpunkt ist doch, dass diese Aktion der 125 in der Kirche und für die Kirche arbeitenden Menschen ist doch, dass sie überall einschlägt. Weil es in der Kirche und in der Gesellschaft eben in weiten Teilen immer noch Akzeptanzprobleme gibt, weil es tatsächlich immer noch Mensch gibt, die glauben, jemand kann kein guter Christ, Pfarrer, Mensch sein und kann seine Arbeitnicht gut machen, weil er/ sie eben nicht heterosexuell ist. Mir wäre es lieber, es bräuchte diese Aktion gar nicht. Wie nötig die ist, zeigt sich aber genau dadurch, dass sie eventuell überall aufschlägt und diskutiert wird. Wir brauchen Offenheit und Akzeptanz und müssen weg von dem "man kann ja vielleicht auch heimlich und muss es ja nicht überall sagen". Das Schweigen müssen muss endlich vorbei sein!
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  • M. D.
    Sehr geehrte Frau Kerstin Celina, die Bibel, Gottes Wort ist nicht tolerant.
    L.G. Martin Dobat
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  • G. W.
    Herr Dobat, die Bibel ist eine Sammlung historischer Texte und die kann sich jede Glaubens-Organisation zurecht biegen wie ein Stück Butter bei 20 Grad Celsius.

    Was hingegen ewig Bestand hat, das ist die unerschütterliche Liebe Gottes für seine Schöpfung.

    Ich wäre nicht so überheblich, zu behaupten, dass Gott den Menschen nach seinem Vorbild geschaffen hat,
    aber aus Dummheit, Unwissenheit oder gar als Flüchtigkeitsfehler nicht bedacht hat, dass Frau auch Frau und Mann auch Mann lieben, achten und ehren kann.
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