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Abitur in Würzburg: Wie läuft es unter Corona-Bedingungen?
Kleine Gruppen, Masken, Luftholpausen: Wie das Abitur unter Corona-Bedingungen Würzburger Schüler, Lehrer und Schulleiter vor große Herausforderungen stellt.
Das Abitur 2021: Die diesjährigen Abiturprüfungen finden mit Maske und Schnelltest statt.
Foto: HMB Media/Julien Becker | Das Abitur 2021: Die diesjährigen Abiturprüfungen finden mit Maske und Schnelltest statt.
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:16 Uhr

Die Abiturprüfungen haben begonnen und nach den ersten Klausuren im Fach Deutsch ist bei Schulleitern in Würzburg eine deutliche Erleichterung zu spüren. Corona habe alles durcheinander gewirbelt, und man habe viel Zeit damit zugebracht, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, sagt Schulleiter Klauspeter Schmidt vom Röntgen-Gymnasium.

Nach dem ersten Prüfungstag fühlt er sich entspannter: "Es hat alles gut geklappt und alle unsere Abiturienten waren da." Bereits am Tag zuvor hätten sich die Prüflinge in der Schule selbst getestet, "zum Glück musste niemand in Quarantäne geschickt werden". Da ein Test für die Abiturprüfung aber nicht verpflichtend ist, ließen sich von 87 Abiturientinnen und Abiturienten 34 nicht testen. "Vermutlich spielt da auch die Furcht eine Rolle, dass ein eventuell positives Ergebnis das Abitur in Gefahr bringen könnte", so der Schulleiter.

Ähnliche Vermutungen hat der Würzburger Thomas Tippelt, der Gymnasiallehrer für Mathematik und Physik an einem Gemündener Gymnasium (Lkr. Main-Spessart) ist. "Bei uns haben sich Zweidrittel der Abiturienten nicht testen lassen", erzählt er. Zuvor sei der Appell der Schulleitung an die Schüler gegangen, sich – wenn möglich – vor den Prüfungen einer Art Selbstquarantäne zu unterziehen. Allerdings hätten sich die Lehrer, die die ungetesteten Schüler beaufsichtigen mussten, in ihrer Haut nicht besonders wohl gefühlt, so Tippelt.

Besser gelaufen als gedacht

Auch am Röntgen-Gymnasium wurden Getestete und Nicht-Getestete am Prüfungstag in kleine Gruppen getrennt und in verschiedenen Räumen der Schule untergebracht. Eine logistische Herausforderung, "denn wir brauchen viel mehr Räumlichkeiten und etwa drei- bis viermal soviel Personal wie bei einer normalen Abiturprüfung", beschreibt Schmidt.

Auf den Gängen wurde "zum Luftholen unter den Masken" die Aufsichtspräsenz verstärkt. Dies sei – zumindest im Fach Deutsch –gar nicht so genutzt worden wie erwartet. Um Verständnis für die Ausnahmesituation hatte der Schulleiter bei den Eltern der Schüler anderer Klassen geworben, denn die Kinder wurden wieder in den Distanzunterricht geschickt. 

Das Röntgengymansium in Würzburg. Auch hier laufen derzeit die Abiturprüfungen. 
Foto: Thomas Obermeier | Das Röntgengymansium in Würzburg. Auch hier laufen derzeit die Abiturprüfungen. 

So auch am Matthias-Grünewald-Gymnasium. "Wir haben allen anderen Schülern Unterrichtsmaterial für zu Hause zur Verfügung gestellt", erklärt Schulleiter Martin Sachse-Weinert. Tag eins sei für seine 78 Abiturienten hervorragend gelaufen. Der logistische Mehraufwand habe sich gelohnt, "und ich habe das Gefühl, dass die meisten meiner Schüler gerne gekommen sind, um ihr Abitur zu schreiben", betont Sachse-Weinert.

Verwirrende Regeln unkompliziert umgesetzt

Für Abiturientin Lilli Moutschka, die das Grünewald-Gymnasium besucht, war es nach eigener Aussage kein Problem, das Deutsch-Abi zu schreiben. "Wir konnten sogar Maskenpausen in Anspruch nehmen, und durch die von der Schule organisierten Schnelltests habe ich mich auch ziemlich sicher gefühlt." Die nicht getesteten Schüler seien separiert worden.

"Das finde ich okay, denn so wurde niemand zum Testen gezwungen, was in meinen Augen eine faire Entscheidung ist." Zwar seien die vielen Regeln insgesamt sehr verwirrend, "aber die Umsetzung an unserer Schule war unkompliziert und hat nicht noch zusätzlichen Stress verursacht", erzählt die junge Frau.

"Hier geht es nicht um Grundsatzdiskussionen, die Jugendlichen wollen nach den vielen Lehrjahren ihre Ernte einfahren."
Hansgeorg Binsteiner, Schulleiter am Würzburger Siebold-Gymnasium

Auch am Würzburger Siebold-Gymnasium haben alle 84 Abiturientinnen und Abiturienten die Deutsch-Prüfung mitgeschrieben – aufgeteilt in kleinen Gruppen. Zwei Schüler wurden "aus medizinischen Gründen" extra untergebracht, sagt Schulleiter Hansgeorg Binsteiner auf Nachfrage. In den Tagen vor der Prüfung habe man den Schülern nochmal die Möglichkeit gegeben vor Ort mit den Lehrern zu kommunizieren, auch "um ihnen im Corona-Jahr ein besseres Gefühl zu geben".

Die Stimmung am ersten Prüfungstag habe er als "entspannt und kreativ" empfunden, trotz OP-Maske, Abstand und Lüften. "Hier geht es nicht um Grundsatzdiskussionen, die Jugendlichen wollen nach den vielen Lehrjahren ihre Ernte einfahren", so Binsteiner

Dankbar für Unterstützung aus dem Gesundheitsamt

Der Schulleiter des Matthias-Grünewald-Gymnasiums, Martin Sachse-Weinert.  
Foto: Daniel Peter | Der Schulleiter des Matthias-Grünewald-Gymnasiums, Martin Sachse-Weinert.  

Dankbar sind die Schulleiter für die Unterstützung aus dem Gesundheitsamt Würzburg für die Abiturtage 12., 18. und 21. Mai. "Dadurch ist es möglich, dass am Vortag der Prüfung per Selbsttest positiv getestete Schüler noch am selben Tag eine PCR-Test machen können, um so einen eventuell falsch positiven Befund auszuschließen und in diesem Fall die Prüfungsteilnahme am Folgetag zu gewährleisten", sagt Sachse-Weinert.

Hierbei habe sich das Gesundheitsamt mit dem Institut für Virologie und Immunbiologie an der Universität Würzburg abgestimmt, heißt es von Paul Justice, der für das Testmanagement in Stadt und Landkreis Würzburg verantwortlich ist. Um Ort und Zeit der PCR-Testung individuell und unverzüglich organisieren zu können, habe man für die Prüfungsphase eine eigene Hotline für die Gymnasien in Stadt und Landkreis Würzburg eingerichtet.

"Im Bedarfsfall werden wir individuelle Lösungen finden", sagt er. Dies sei bei einem Abiturienten aus dem Landkreis beim Deutsch-Abi schon geschehen. Wegen einer Corona-Erkrankung im familiären Umfeld habe sich der Betroffene schnell einem PCR-Test unterziehen können. "Er wurde negativ getestet und durfte die angeordnete Quarantäne für den Zeitraum der Prüfung unterbrechen", erklärt Justice. Für solche Fälle hielten die Schulen extra Räumlichkeiten und Personal bereit.   

Doch wie geht es den Schülern?

Während für die befragten Schulleiter der Eindruck vorherrscht, dass viele Schüler erleichtert sind, dass die Prüfungen stattfinden konnten, sieht es Abiturientin Lilli Moutschka differenzierter: "Ich bin schon verunsichert gewesen, da im Vorfeld die meisten Klausuren ausgefallen sind und ich nicht einschätzen konnte, ob ich die Prüfungssituation noch packen kann", sagt sie nach der Deutsch-Prüfung.

Persönlich habe sie den großen Wunsch gehabt – nach zwölf Jahren in der Schule – ein normales Abitur zu schreiben und nicht als der "unqualifizierte Coronajahrgang abgestempelt zu werden". Aber: "Das geht wohl nicht, denn die beste Vorbereitung ist im Klassenzimmer." Das könne kein Distanzunterricht ersetzen: "Die Zeit, die wir verloren haben, können wir nicht mehr aufholen und müssen das einfach hinnehmen."

Die beliebteste Lösung unter vielen Schülern sei deshalb das Durchschnittsabi gewesen, erklärt sie. "Das hätte uns den Stress und die Angst genommen, ob die Note am Ende reicht." Dazu hatte es im Januar eine Petition- initiiert von Schülern des Röntgen-Gymnasiums - gegeben, bei der mehrere tausende Unterstützer unterschrieben hatten. "Wenn man jetzt durchfällt oder unzufrieden mit seiner Leistung ist, wird man das immer auf die Corona-Situation zurückführen und nie wissen, wie man unter anderen Bedingungen abgeschnitten hätte", so die Abiturientin.

Priviligierte  PCR-Testungen

Die Abiturprüfungen 2021 in Bayern laufen seit Mittwoch, 12. Mai. Das Bayerische Gesundheitsministerium hatte die Gesundheitsämter gebeten, sicherzustellen, dass im Schnelltest positiv getestete Abiturienten umgehend eine PCR-Testung erhalten und die Auswertung der Abstriche mit höchster Priorität erfolgt, so dass das Ergebnis noch am selben Abend vorliegt.
Die privilegierte PCR-Testung wird im Zusammenhang mit den schriftlichen Abiturprüfungen am 12. (Deutsch), 18. (Mathematik) und 21. Mai (drittes Prüfungsfach) vom Gesundheitsamt für Stadt und Landkreis Würzburg sichergestellt. In den zwei Kolloquiumswochen im Juni 2021 können angesetzte Prüfungstermine in einem gewissen Rahmen verlegt werden. In diesen Fällen können betroffene Abiturienten ohne Voranmeldung zur PCR-Testung zum gemeinsamen Testzentrum von Stadt und Landkreis Würzburg auf die Talavera kommen.
Quelle: Landratsamt Würzburg 




 
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