
Rollstuhlreifen poltern über den Turnhallenboden. Ein Wurf. Jubel. Zwei Spieler klatschen sich ab. So geht es jeden Donnerstag zu, wenn sich Mitglieder des Würzburger Vereins der Rollstuhlfahrer und seine Freunde treffen, um gemeinsam Basketball zu spielen. Im Dezember 2023 feierte der Verein sein 50. Jubiläum. Er hat miterlebt, wie sich der Umgang mit Menschen mit Behinderung in Würzburg positiv gewandelt hat. Und dennoch sehen die Vereinsmitglieder weiteren Verbesserungsbedarf.
Der Würzburger Verein der Rollstuhlfahrer entstand aus der Not heraus
Am 9. Juli 1973 war folgender Aufruf in der Main-Post zu lesen: "Achtung Querschnittsgelähmte. Es wird von verschiedenen Persönlichkeiten beabsichtigt, eine Interessengemeinschaft zur materiellen und ideellen Unterstützung von Querschnittsgelähmten ins Leben zu rufen. Damen und Herren in Unterfranken, die zu diesem Personenkreis gehören, wollen bitte ihre Anschrift an nachstehende Adresse bekannt geben." Daraufhin wurde durch ein handgeschriebenes Protokoll, datiert auf den 8.11.1973, der Zusammenschluss durch fünf Gründungsmitglieder besiegelt.
Konstantin Gräf ist aktuell Vorsitzender des Vereins und dort nach eigenen Angaben seit 23 Jahren aktiv. Er selbst hat keine Behinderung, sondern engagiert sich, weil ihm Inklusion am Herzen liegt. Er sagt: "Die Idee der Inklusion bedeutet für uns Rollstuhlsportgruppen anzubieten, an denen jederzeit auch nicht Behinderte, leicht Behinderte oder anders Behinderte teilnehmen können." Außerdem trage der Verein die Interessen von Menschen mit Behinderung in die Öffentlichkeit.
Für viele Mitglieder schafft der Verein einen Grund aus dem Haus zu gehen
Die derzeit rund 100 Mitglieder treffen sich wöchentlich zu verschiedenen Sportangeboten. Kinder und Jugendliche toben sich beim Rollstuhl- oder Elektrorollstuhlhockey aus. Besonders Rollstuhlbasketball sei beliebt bei jung und alt, sagt Gräf. Er erinnert sich an eines der Sportfeste "No Limits!", eine Initiative der Thomas-Lurz und Dieter-Schneider Sportstiftung, bei dem eine Rollstuhlsportgruppe gegen die S.Oliver Baskets im Rollstuhlbasketball angetreten war. "Im ersten Viertel des Spiels hatten die Baskets keine Chance gegen uns", sagt er.

Rollstuhlfahrerin Sandra Steiner ist seit über 20 Jahren Mitglied im Verein. Für sie ist der Sport ein Treff unter Freunden und Freundinnen. "Hier vergisst man den Alltag", sagt sie. Es bedeute ihr viel, hier Probleme besprechen zu können und verstanden zu werden.
Entsprechend schwer war für Steiner die Zeit der Corona-Pandemie. Weil Teamsport in der Halle zwischenzeitlich verboten war, sei für viele Mitglieder ein Grund entfallen, aus dem Haus zu gehen. "Schwerbehinderte Mitglieder haben teilweise nicht viel anderes in ihrem Leben", sagt sie. Wegen der Pause hätten viele Ehrenamtliche ihre Tätigkeit beendet. Das mache dem Verein bis heute zu schaffen.
Wie behindertengerecht ist Würzburg aus Sicht der Betroffenen ausgestattet?
Auch weitere Herausforderungen beschäftigen aktuell den Verein. So habe sich in Würzburg in den vergangenen 50 Jahren für Menschen mit Behinderung zwar einiges zum Positiven verändert – etwa durch behindertengerechte Zugänge zu öffentlichen und kirchlichen Gebäuden.

Dennoch gebe es weiterhin Verbesserungspotential, sagt Vereinsmitglied Alexander Hümmer. "Ich habe das Gefühl, wir sind in Würzburg erst bei zehn Prozent, obwohl Bayern seit zwei Jahren barrierefrei sein soll", sagt der Hobby-Basketballer. So seien behindertengerechte Toiletten in Würzburg schwer zu finden, oft befänden sich die WCs in Kellergeschossen.
Auch die Aufrüstung der Straßenbahnen mit Rampen sehen die Vereinsmitglieder nicht als ausreichendes Zeichen der Inklusion. Man müsse dem Schaffner Bescheid geben, der baue die Rampe auf und ab. "Dieser Prozess dauert bei Ein- und Ausstieg jeweils fünf Minuten", sagt Vereinsmitglied Sandra Steiner. Anderen Fahrgästen würde dadurch unnötig Zeit geraubt. Der aktuelle Einsatz der alten Straßenbahnen mache eine Mitfahrt aktuell noch schwieriger oder gar unmöglich.