"Es gibt ein Licht am Ende des Tunnels", sagt Bernd Karl, Geschäftsführer der Würzburger Straßenbahn, wenn man ihn zum Ausfall der Straßenbahnzüge des Typs GT-N befragt, die seit Anfang November vergangenen Jahres aus Sicherheitsgründen das Depot nicht mehr verlassen dürfen. Doch wenn man genau hinhört, ist es bislang nur ein kleines Licht. Denn bis alle 20 Straba-Züge wieder fahren können, könnte es bis zu eineinhalb Jahre dauern, kündigt er an.
Ein mitfahrender Kollege bemerkte Funken am linken hinteren Fahrwerk
"Unser Ziel ist es, bis Ende Februar eine zumindest einstellige Zahl an GT-N-Zügen wieder auf die Schiene zu bringen, sodass wir wenigstens den Verkehr in der Sanderau wieder auf niederflurige Fahrzeuge umstellen können", sagt Karl. Das "Schmankerl drauf" wäre, dass der Schienenersatzverkehr mit Bussen in die Zellerau wieder auf die Schiene kommt. Da stehe aber noch kein Zeitplan fest.
Zur Erinnerung: Während einer Betriebsfahrt Ende Oktober am Heuchelhof wurde ein Straba-Fahrer durch ein Warnsignal auf eine Störung der mechanischen Bremsen aufmerksam gemacht. Der mitfahrende Kollege bemerkte Funken am linken hinteren Fahrwerk. Das Fahrzeug kehrte in Schrittgeschwindigkeit zum Betriebshof am Heuchelhof zurück.
Nachdem feststand, dass die Fahrwerksschwinge einen Defekt hatte, fiel die Entscheidung, die GT-N-Flotte aus dem Betrieb zu nehmen. Niemand wollte riskieren, dass bei einer vollbesetzten Bahn solch ein Defekt auftreten könnte, während sie beispielsweise den Heuchelhofberg hinab fährt. Bei der WSB begann man sofort mit der Fehlersuche, auch unter Mitarbeit von auswärtigen Sachverständigen und Experten des Herstellers.
Die Experten sind bei der Fehlersuche fündig geworden
Und die sind fündig geworden: "Es handelt sich nach den 27 Jahren, die die Züge in Betrieb sind, aufgrund der hohen Lebensdauer schlichtweg um eine Materialermüdung an der Schwinge. Es war also kein spontan aufgetretener Bruch, sondern etwas, was sich langsamer entwickelt hat", erklärt der Geschäftsführer der WSB.
Angeschafft hatte die WSB die GT-N Baureihe vor knapp 30 Jahren für rund 82 Millionen Mark bei der Firma Linke-Hofmann-Busch in Salzgitter, die heute zum französischen Alstom-Konzern gehört. Sie wurden speziell für den steilen Heuchelhofberg konzipiert und fahren nur in Würzburg.
Die WSB befindet sich nun in der Absprache mit der technischen Aufsichtsbehörde
Nachdem man nun das Fehlerbild und die Fehlerstelle kenne, befinde man sich seitens der WSB in der Abstimmung mit der technischen Aufsichtsbehörde, mit welcher zerstörungsfreien Methode die Züge in einem festgelegten Prüfzyklus untersucht werden können, um dann im laufenden Betrieb die Fehler bei Bedarf beseitigen zu können. "Das muss von beiden Seiten akzeptiert werden, damit wir etwaige Schäden rechtzeitig feststellen können, ohne dass wir dabei etwas kaputt machen müssen", erklärt er.
Wie geht es nun weiter? "Wir hoffen, wie gesagt, bis Ende Februar die ersten Züge, die von der technischen Aufsichtsbehörde freigegeben werden, wieder auf die Schiene zu bringen", erklärt Karl. Dann wird es mit den Zügen, bei denen sich die Fehlerstelle schweißen lasse, im Monatstakt weitergehen. "Das sind jeweils zwölf Schwingen pro Fahrzeug, also insgesamt über 250 Schwingen, die einzeln ausgebaut und untersucht werden müssen", berichtet er.
Wo schweißen nicht mehr möglich ist, müssen defekte Bauteile nachgefertigt werden. Denn die Bahnen waren Sonderanfertigungen. Bis das allerdings im Stahlgussverfahren geschehen ist und die Ersatzteile "auf dem Hof stehen", werden "eineinhalb Jahre" vergehen können, schätzt Karl. Ein Problem: Der damalige Hersteller sei mittlerweile "durch mehrere Hände gewandert", weiß er. "Da müssen wir erst einmal jemanden finden, der das macht. Dann werden wir aber auch gleich Ersatzteile anfertigen lassen", kündigt er an. Denn auch die geschweißten Teile würden nicht ewig halten. Zu den Kosten kann und will sich der WSB-Geschäftsführer derzeit überhaupt noch nicht äußern.
Weniger erfreut waren Gehbehinderte und Eltern mit Kinderwagen
Weil insgesamt 20 Züge ausfielen, mussten auch sechs rund 50 Jahre alte Züge der Strabas der Düsseldorfer Waggonfabrik (Duewag) herhalten, die sonst nur noch zu Schülerbeförderungen am Morgen und zur Mittagszeit benutzt wurden. Sie schaffen zwar den Heuchelhofberg nicht, fahren aber zwischen der Sanderau und dem Hauptbahnhof.
Dies freute Straßenbahn-Enthusiasten bundesweit und auch so manche Würzburgerin und Würzburger fühlte sich in ihre Jugendzeit zurückversetzt. Weniger erfreut waren Gehbehinderte, Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer und Eltern mit Kinderwagen, die durch die hohen Stufen die Wagen gar nicht, oder nur schlecht erklimmen konnten.
Seit Mitte Dezember ist ein "Rollstuhl-Shuttle Sanderau" als Rufbus unterwegs
Nach diesen "Anfangsschwierigkeiten" fährt mittlerweile zwischen der Sanderau und dem Hauptbahnhof zumindest alle 40 Minuten ein barrierefreies Fahrzeug, damit mobilitätseingeschränkte Personen mit Rollator oder Kinderwagen besser an ihr Ziel kommen können. Zusätzlich ist seit Mitte Dezember ein "Rollstuhl-Shuttle Sanderau" als Rufbus für Rollstuhl-Fahrende unterwegs. Und das wird auch wohl noch eine Weile nötig sein.
Herr Karl ist - als Verantwortlicher - der Leidtragende bezüglich der (kommenden) Schelte (hier). Derweil kann er dafür genau - nichts, aber auch rein gar nichts.
Die Strabas sind - per Festlegung durch die Ausschreibung - für einen Betrieb von 25 Jahren ausgelegt. Diese Zeit ist bei den GT-N ja bereits einiges überschritten. Jaja, die alten DÜWAG gehen doch noch immer! -- Andere Baustelle. Worauf ich hinaus will ist die deutlich - mit Verlaub - vergeigte, rechtzeitige Einstellung der Mittel für den Neukauf durch den Stadtrat sowie daraus resultierend der Ausschreibung und Zuschlag der GT-F genannten Züge. -- Nützt halt nur nix!
Hoffen wir, daß es zu keiner weiteren Verzögerung der Auslieferung der ersten Züge dieser Reihe kommt. Und daß die Zulassung flott durchgeht. Laßt uns da zusammen die Daumen drücken ...
Die Situation für viele Schüler am morgen - diese ist untragbar. Die Straßenbahnen sind so überfüllt, dass Schulkinder nicht einsteigen können. Gerade junge Schulkinder haben es schwer in dem Gedrängel! Zeitweise können keine Schulkinder einsteigen - und die nächste Straßenbahn kommt erst in 10 Minuten… das ist dann zu spät um rechtzeitig zur Schule zu kommen. Aktuell fahren viele Eltern ihre Kinder zur Schule um die Situation auf zu fangen. Aber für 1,5 Jahre ist das keine Lösung.
Sollte der Ausfall der Straßenbahnen so lange dauern wie beschrieben, sollte ein Bus-Ersatzverkehr organisiert werden.
Die Verantwortlichen sollten morgens vor Schulbeginn die Straßenbahn fahren. Dann wird ihnen der Zustand bewusst… natürlich nur falls genug Platz ist, dass sie überhaupt einsteigen können.
das bedeutet dann für alle entsprechend früher aufzustehen. Und zwar jeden Tag. Hm, haben Sie Kinder und waren/ sind Sie (mit) dafür zuständig, dass das morgens alles planmäßig klappt?
Auf die Idee früher zu fahren sind schon viele gekommen, die früheren Straßenbahnen sind auch überfüllt.
Außerdem gibt es viele Kinder, welche mit Zubringer-Bussen an die Haltestellen fahren. Diese Busse müssten dann auch frühere Fahrzeiten anbieten. Zusätzlich öffnen einige Schulen ihre Türen um 7.30 Uhr für die Kinder. Die Schulen müssten dann früher Personal für die Öffnung und Betreuung der Schüler bereitstellen.
& Warum soll den das alles auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden?
Wo bleibt der Service-Gedanke? Die Kinder haben Fahrkarten für die öffentlichen Verkehrsmittel erhalten oder diese wurden von den Eltern gekauft - um einen reibungslosen Weg zur und von der Schule zu ermöglichen. Wenn man eine Leistung kauft, dann sollte diese doch auch erbracht werden!
Warum sollen die Kinder monatelang jeden Tag Zeit investieren um diesen Zustand auszugleichen?
Ihre Kommentare sind destruktiv. Sie als Rentner können sich ihre Fahrtzeit ja flexibel gestalten.