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Würzburg/Schweinfurt
Kritik an Sozialverwaltung: Rollstuhlfahrer wollen Bezirksräte mit Blume und Vorhängeschloss zum Nachdenken bringen
Ein Würzburger Verein warb mit symbolischen Geschenken für mehr Inklusion und Teilhabe in ganz Unterfranken. Die Betroffenen werfen den Behörden Willkür vor.
Menschen im Rollstuhl demonstrieren mit Blumen und Geschenke bei der konstituierenden Sitzung des neuen Bezirkstags in Würzburg.
Foto: Ulises Ruiz Diaz | Menschen im Rollstuhl demonstrieren mit Blumen und Geschenke bei der konstituierenden Sitzung des neuen Bezirkstags in Würzburg.
Folker Quack
 |  aktualisiert: 02.11.2023 02:49 Uhr

Vor ihrer konstituierenden Sitzung bekamen die frisch- und die wiedergewählten Bezirksrätinnen und Bezirksräte auf dem Weg in den Sitzungssaal zwei kleine Geschenke. Neben einer Blume auch eines mit Symbolkraft: Eine Rollstuhlfahrerin und zwei Rollstuhlfahrer überreichten ihnen ein abgesperrtes Vorhangschloss mit Schlüssel.

Mit dieser Aktion wollten die drei Mitglieder des Vereins "Würzburg Selbstbestimmtes Leben e.V." (WüSL) auf die rigide Genehmigungspraxis der Sozialverwaltung des Bezirks Unterfranken bei persönlichen Assistenzen aufmerksam machen. "Die gewählten Bezirkstagsabgeordneten haben den Schlüssel für mehr selbstbestimmtes Leben in der Hand", erklärte Ulrich Lorey vom WüSL-Vorstand mit Blick auf die überreichten Blumen. Das Vorhängeschloss symbolisiere hingegen die Ausgrenzung in Heimen und die Isolierung durch unzureichende Unterstützung in der eigenen Wohnung.

Menschen mit Behinderung zu Klagen gezwungen

Man wolle mit dieser Aktion den gewählten Bezirksräten zu ihrer verantwortungsvollen Aufgabe gratulieren, so Barbara Windbergs, Julian Wendel und Ulrich Lorey. Alle drei seien selbst auf persönliche Assistenzen angewiesen, um am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Doch hier mache ihnen und den vielen anderen Betroffenen in ganz Unterfranken die Sozialverwaltung des Bezirks das Leben schwer.

Immer wieder würden die Assistenzbedarfe willkürlich zusammengestrichen, würden Verfahren verzögert und Bescheide zurückgehalten. Für ihn am schlimmsten sei, so Lorey, dass der Bezirk die auf Assistenz angewiesenen Menschen mit einer schwerwiegenden Behinderung förmlich zwinge, sich vor den Sozialgerichten ihr Recht zu erstreiten.

Windbergs, Wendel und Lorey hoffen, mit ihrer Aktion die Rätinnen und Räte zu motivieren, sich für mehr Teilhabe und Inklusion in Unterfranken starkzumachen. "Behinderung ist nie selbst gewählt, sondern vom Schicksal entschieden", heißt es in einem Brief, den sie den Bezirksräten mitgaben. Die meisten Räte nahmen die Geschenke gerne entgegen und versprachen, ein offenes Ohr für ihre Anliegen zu haben.  

 
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