Für Kinder bieten Legosteine einen Zugang ins Reich der Fantasie, für Menschen mit Rollstuhl oder Rollator ermöglichen sie jetzt einen barrierefreien Zugang in Läden und Cafés der Würzburger Innenstadt. Der Verein "Selbstbestimmt Leben Würzburg" (WÜSL) baute seit Sommer 2020 bunte Legorampen für Geschäfte, bei denen Rollstuhlfahrer bisher außen vor bleiben mussten. Die zehnte und letzte Rampe wurde am 21. Januar an die Glocken-Apotheke in der Kaiserstraße übergeben.
Die Apotheke konnte trotz Sanierung der Kaiserstraße keinen ebenerdigen Zugang schaffen, weil ein alter Gewölbekeller die Absenkung des Bodenniveaus verhindere, erklärte Apothekeninhaber Wolfgang Schiedermair beim Empfang "seiner" Legorampe. Er freut sich sehr über das bunte Hilfsmittel vor der Tür. Ungewöhnlich ist, dass die Initiative hier von Schiedermair ausging: Er kannte das Projekt schon und fragte seine Stammkundin Evi Gerhard, die auf den Rollstuhl angewiesen und eng mit dem Verein WÜSL verbunden ist, nach einer Rampe.
Ziel von zehn Rampen ist erreicht
Für den Verein war die Übergabe der Legorampe zugleich das offizielle Ende des Projekts. Das Ziel, zehn Legorampen für Würzburg, ist erreicht. Der Verein baute die Rampen mit engagierten Menschen mit Behinderung aus gespendeten Legosteinen, einerseits, um Barrieren bei den Ladeneingängen zu beseitigen, andererseits, um mit den bunten Hinguckern auch Nicht-Behinderte auf die Problematik fehlender Barrierefreiheit aufmerksam zu machen.
Echte Barrierefreiheit ersetzen die Legorampen nicht, betont WÜSL-Mitglied Michael Gerr. So seien einige Rampen etwas zu steil, sodass Rollstuhlfahrer Hilfe beim Befahren bräuchten. Apotheker Wolfgang Schiedermair berichtet außerdem, dass gerade Senioren sich mit Rampen schwer täten und andere Lösungen benötigten. Auch Julian Wendel, WÜSL-Sprecher für Barrierefreiheit und gleichzeitig Behindertenbeauftragter der Stadt Würzburg, sieht in den Legorampen nur eine Übergangslösung, die vor allem Aufmerksamkeit für das Thema schaffen soll. An dauerhaften Lösungen will der Verein mit weiteren Behinderten in einer neuen Arbeitsgruppe namens "Basta" arbeiten – "Barrierefreie Stadt". Die Arbeitsgruppe strebt eine enge Kooperation mit der Stadt Würzburg an.