Mehr als 16.000 Menschen waren Ende des Jahres 2015 in Unterfranken in staatlichen Unterkünften für Asylbewerber untergebracht. Das waren sechs Mal so viele wie noch zwei Jahre zuvor. Die Schutzsuchenden mussten nicht nur kurzfristig versorgt, sondern viele von ihnen auch langfristig in unsere Gesellschaft, ins Schulsystem und den Arbeitsmarkt integriert werden. "Wir schaffen das" - hat sich das Versprechen von Bundeskanzlerin Angela Merkel bewahrheitet? Wir haben Menschen aus Unterfranken gefragt. Geflüchtete und Einheimische sagen fünf Jahre später, was in den verschiedenen Bereichen gut und was schlecht lief, was die größten Herausforderungen waren - und was ihre Wünsche für die Zukunft sind. Alle Interview finden Sie hier.
Was eine Einheimische sagt
Jasna Blaic, 53 Jahre, ist Leiterin der Touristinformation in Gemünden. Nachdem sie den Bulgursalat von Ghouson Sabouni probiert hatte, meldete sie sich beim Kochkurs der Syrerin an und war begeistert: vom Essen und der freundschaftlichen Atmosphäre innerhalb des Kurses.
Dass es anfangs oft schwer ist, mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Wenn man in Kontakt kommt, funktioniert auch Integration. Integration ist gegenseitiges Kennenlernen.
Wenn man will, schafft man alles.
Dass wir diesen Menschen helfen. Dass wir dankbar sind. Denn vieles ist nicht selbstverständlich, wie wir in dieser Corona-Zeit merken. Ich wünsche mir, dass wir offen und füreinander da sind. Und dass Menschen einfach menschlich sind.
Was eine Geflüchtete sagt
Ghouson Sabouni, 50 Jahre, kam im August 2015 mit ihrer Tochter Lamma (16) von Syrien nach Gemünden. Die gelernte Biologielehrerin gibt an der VHS in Gemünden die Kurse "Arabische Sprache" und "Arabisch Kochen".
Die deutsche Sprache. Manchmal muss ich in meinen Kochkursen überlegen, was die Teilnehmerin meint, wenn sie mir Fragen stellt.
Wichtig sind: Arbeit, die deutsche Sprache lernen und Kontakt mit den Leuten suchen. Wer keinen Kontakt hat und immer zu Hause bleibt, schafft es nicht.
Eine gute Arbeit zu finden. Und: Dass es meiner Tochter in Deutschland gut geht.