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Marktheidenfeld
Marktheidenfelder Minigolf-Projekt gewinnt Integrationspreis
Es ist bereits der zweite Preis in drei Jahren. Die Jugendarbeiterin Stephanie Namyslo erklärt, wie das Projekt entstand und ob der Platz dieses Jahr überhaupt aufmachen kann.
Jan Habibi (17), Shahin Sarvari (16) und Ali Mosazadeh (19) aus Afghanistan. Die Stadtjugendpflege Marktheidenfeld beitreibt den Minigolfplatz in der Lengfurter Straße zusammen mit Flüchtlingen. Das Bild entstand im Jahr 2018. 
Foto: Carolin Schulte | Jan Habibi (17), Shahin Sarvari (16) und Ali Mosazadeh (19) aus Afghanistan. Die Stadtjugendpflege Marktheidenfeld beitreibt den Minigolfplatz in der Lengfurter Straße zusammen mit Flüchtlingen.
Martin Hogger
Martin Hogger
 |  aktualisiert: 19.10.2020 10:22 Uhr

Die Meldung klingt vertraut und doch ist sie neu. Der Marktheidenfelder Minigolfplatz, der seit 2015 ehrenamtlich von jungen Flüchtenden betrieben wird, hat den 3. Preis beim Bayerischen Integrationspreis gewonnen. Aus 132 Bewerbungen wählte eine unabhängige Jury, bestehend aus Mitgliedern des Bayerischen Integrationsrates, "herausragende Projekte aus, die sich in besonderer Weise um die Integration verdient gemacht haben." 

In diesem Jahr richtete sich der mit 6000 Euro dotierte Integrationspreis an Projekte und Initiativen, die gezielt Migranten ins Ehrenamt einbinden und traf damit eigentlich genau das, was die städtische Jugendarbeiterin Stephanie Namyslo und ihr Team mit dem Minigolfplatz erreichen wollen. Dass sie tatsächlich gewinnen würden, damit hat Namyslo nicht gerechnet, denn schon 2018 erhielt das Projekt den 2. Preis beim Integrationspreis der Regierung von Unterfranken. "Ich hab den Jungs nicht mal erzählt, dass wir noch einmal mitmachen, weil ich sie nicht enttäuschen wollte." 

Wie der Minigolfplatz zum Vorzeigeprojekt wurde

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55 Jahre ist der Minigolfplatz schon alt. Bis 2003 betrieb der Dartclub den Platz, dann bot ihn die Stadt Andreas Heske an. Namyslos Vor-Vorgänger machte daraus eine berufsvorbereitende Maßnahme, für alle, die mitmachen wollten. Jugendliche lernten, selbstständig zu arbeiten. Sie mussten Dienstpläne erstellen, abrechnen, Buch führen und die Anlage pflegen. Das ist eigentlich noch heute so, nur dass die Bewerbungsverfahren inzwischen mündlich stattfinden. "Das Schriftdeutsch fällt den Geflüchteten manchmal schwer, da ist ein persönliches Gespräch viel besser", sagt Namyslo. 

Unter Antonia Reuter, Namyslos Vorgängerin, wurde es immer schwieriger, Marktheidenfelder Jugendliche für das Projekt "Minigolfplatz" zu begeistern. Sie wandelte es deshalb 2015 zu einem Integratsionsprojekt um. Die Jugendlichen konnten so ihre Deutschkenntnisse anwenden, vertiefen und die Marktheidenfelder konnten die Flüchtenden kennenlernen. Seit es die Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Altfeld nicht mehr gibt, kommen die Jugendlichen über Mundpropaganda zu Namyslo. 

Auch unter ihr, die seit 2017 die städtische Jugendarbeit leitet, entwickelt sich das Projekt weiter. Zwar stammen sieben der acht Jugendlichen, die dieses Jahr für den Minigolfplatz verantwortlich sind, aus Afghanistan, aber einer ist halt auch kein Geflüchteter. "Wenn ein Jugendlicher seinen besten Freund mitbringt und wir den nicht mitmachen lassen, verhindern wir so nicht auch ein Stück weit Integration?", fragt Namyslo.  

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Prominente gratulieren in Videobotschaften

Eigentlich hätten Namyslo und ihre "Jungs", wie sie sie das gesamte Telefonat über nennt, ihren Preis bei einem Festakt im Münchner Maximilianeum bekommen. Der Festakt wurde abgesagt, die Reden sind aber online auf der Seite des Landtags nachzulesen. So hätte Staatsminister Joachim Herrmann in seiner Rede stehen gehabt: „Ehrenamtliches Engagement hat eine herausragende Bedeutung für die Integration. Wenn Einheimische und Migranten gemeinsam anpacken, wächst das Zugehörigkeitsgefühl in unserem Land.“

In einer Videobotschaft gratuliert auch die Kabarettistin Luise Kinseher: "Der Integrationspreis zeigt, dass es in Bayern nicht nur 'Mia san Mia' gibt. Nein, wir sind eine große Gemeinschaft." Auch der neu gewählte Marktheidenfelder Bürgermeister zollte dem Projekt und den Jugendlichen Respekt, als er sie vor Kurzem ins Marktheidenfelder Rathaus einlud: "Mir imponiert sehr, was sie auf dem Minigolfplatz leisten."

Marktheidenfelds Erster Bürgermeister Thomas Stamm (Zweiter von rechts) empfing im Rathaus (von links) Stephanie Namyslo, Mahboob Amiri, Erfan Tajik und Sarvar Naziri.
Foto: Adelina Karadzi | Marktheidenfelds Erster Bürgermeister Thomas Stamm (Zweiter von rechts) empfing im Rathaus (von links) Stephanie Namyslo, Mahboob Amiri, Erfan Tajik und Sarvar Naziri.

Angesprochen auf die Bedeutung des Preises für sie selbst, sagt Namyslo: "Ich freue mich so sehr darüber, wie sich das Projekt entwickelt hat, über meine Kollegen, die Unterstützung durch die Stadt und über die Jugendlichen, ohne die das alles nicht möglich wäre. " 1000 Euro Preisgeld vom Freistaat gibt es für den Minigolfplatz noch oben drauf. Davon werden erstmal einige Golfschläger ausgetauscht. Dann wollen sie gemeinsam die Plätze in der Umgebung auskunden, um vielleicht die eine oder andere Idee auch in Marktheidenfeld umzusetzen. "Ein Teamessen wollen die Jungs auch noch machen", sagt Namyslo. Das hätten sie auch verdient, sagt sie. 

Minigolf beginnt ab dem 8. Juni wieder

Ab dem  8. Juni geht auch endlich der Betrieb wieder los. "In der zweiten Pfingstferienwoche werden wir jeden Tag geöffnet haben – gutes Wetter vorausgesetzt", sagt Namyslo. Die Jugendlichen freuen sich schon auf die neue Saison. Das schreiben sie auf dem neuen Instagram-Kanal des Minigolf-Platzes, den sie selbst initiiert hätten, erzählt Namyslo. Sie selbst habe erst letztens ihren ersten Beitrag verfasst, die Jungs gaben Feedback. Namyslo lacht: "Sie lernen nicht nur von mir, sondern ich auch von ihnen."

Der Minigolfplatz ist ab dem 8. Juni werktags von 16–19 Uhr sowie donnerstags, samstags und sonntags von 14–20 Uhr geöffnet. Ab 15. Juni gelten wieder die regulären Öffnungszeiten: samstags, sonntags und an Feiertagen von 14–20 Uhr.

 
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