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WÜRZBURG
„Coaches“ helfen Flüchtlingen, einen Job zu finden
Zur offiziellen Begrüßung gab es Schultüten für die ersten beiden IntegrAIDE-Job-Coaches Sozdar Özmen (3.v.l.)  und Dieter Rohleder (4.v.l) - außerdem von links nach rechts im Bild: Sozialreferentin Hülya Düber, Professor Richard Pibernik, integrAIDE-Gründer Joscha Riemann sowie Claudia Hahn und Britta Balling von Standpunkt e.V.
Foto: Foto Patrick WötzelS | Zur offiziellen Begrüßung gab es Schultüten für die ersten beiden IntegrAIDE-Job-Coaches Sozdar Özmen (3.v.l.) und Dieter Rohleder (4.v.l) - außerdem von links nach rechts im Bild: Sozialreferentin Hülya Düber, ...
Von unserem Mitarbeiter Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 27.04.2023 03:14 Uhr

Von der Projektgruppe an der Uni über einen Verein hin zu einem Start-Up-Unternehmen: Die Initiative „integrAIDE“ von Professoren und Absolventen der Universität Würzburg bildet ab sofort auch in Würzburg so genannte „Job-Coaches“ aus, die Flüchtlingen dabei helfen sollen, möglichst schnell einen Arbeitsplatz zu finden.

Nach erfolgreichen Pilotprojekten in Alzenau am Untermain und Schermbeck in Nordrhein-Westfalen ist Würzburg die erste größere Stadt, in der von integrAIDE ausgebildete ehrenamtlich tätige Menschen als Vermittler zwischen arbeitssuchenden Flüchtlingen und interessierten Unternehmen eingesetzt werden. „Das kann ein Leuchtturmprojekt für die gesamte Region werden“, betont Joscha Riemann, einer von drei Mitbegründern des Hilfsprojekts, das seine Arbeit jetzt in Form eines gemeinnützigen Unternehmens weiterführen will.

Ehrgeiziges Ziel bis Ende 2018

Ins Leben gerufen wurde die Initiative vor gut eineinhalb Jahren von den Professoren Richard Pibernik und Sascha Friesike von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Uni Würzburg im Rahmen eines gemeinsamen Seminars für ihre Studierenden. Das ehrgeizige Ziel: Bis Ende 2018 sollen bundesweit tausend Jobcoaches 20 000 Flüchtlingen zu einem Arbeitsplatz verholfen haben. Wenn das gelingt, könnte der Staat bis zu 100 Millionen Euro an Sozialleistungen für Flüchtlinge einsparen.

Kunden von integrAIDE sind die Kommunen, die dafür einen vierstelligen Jahresbeitrag bezahlen und die Kosten für die Ausbildung der Job-Coaches übernehmen. Die Stadt hat für das Projekt 5000 Euro zur Verfügung gestellt. In Würzburg sollen bis Ende des kommenden Jahres mit Hilfe von 35 Job-Coaches 200 Geflüchtete einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz gefunden haben.

„Wir haben die Situation in Würzburg analysiert und bereits 14 Ehrenamtliche gefunden, die wir zu Job-Coaches ausbilden werden. Wir arbeiten nicht mit der Stadt, sondern auch mit der Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer sehr eng zusammen“, so Riemann. Finanziert wird das Start-Up unter anderem durch Fördermittel in Höhe von 120 000 Euro vom Bundeswirtschaftsministerium.

„Wir sind auf einem guten Weg zu unseren angestrebten 250 000 Euro Startkapital, würden uns aber über zusätzliche Unterstützer und Sponsoren freuen“, sagt Richard Pibernik. Ab 2019 will integrAIDE schwarze Zahlen schreiben.

Beim Sozialreferat der Stadt rannten Riemann und seine Mitstreiter offene Türen ein: „Wir haben sehr schnell festgestellt, dass das Konzept ein sehr großes Potenzial hat“, so Sozialreferentin Hülya Düber: „Die Initiative IntegrAIDE ist keine Konkurrenz zu den bestehenden Angeboten der Wohlfahrtsverbände. Das Projekt will Ressourcen bündeln und Synergien schaffen.“

Auch Handwerkskammer und IHK sehen integrAIDE als gute Ergänzung ihrer eigenen Bemühungen: „Die Job-Coaches fangen da an, wo wir aufgrund unserer beschränkten Kapazitäten aufhören müssen. Besonders wichtig ist es, dass die Flüchtlinge nicht einfach am Werkstor abgegeben, sondern auch danach weiter begleitet werden“, betont Lukas Kagerbauer, Bereichsleiter Berufsausbildung bei der IHK Würzburg-Schweinfurt.

Gesucht werden ehrenamtliche Helfer, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Bildung. Sie sollen den Flüchtlingen bei der Bewerbung, Vorstellungsgesprächen und Behördengängen zur Seite stehen. Zwei der ersten Job-Coaches in Würzburg sind der Ruheständler Dieter Rohleder und die junge Studentin Sozdar Özmen. „Früher habe ich mich um meine Enkel gekümmert, jetzt habe ich wieder mehr Zeit und möchte meinen Beitrag zur Integration leisten“, sagt Rohleder, in dessen Drei-Familien-Haus Anfang 2016 eine junge syrische Familie eingezogen ist: „Dadurch habe ich ihre Schwierigkeiten jetzt ein Jahr lang hautnah mitbekommen.“

Standpunkt e.V. hilft mit

Unterstützt wird integrAIDE auch von „Standpunkt e.V.“, dem gemeinnützigen Verein von Flyeralarm-Geschäftsführerin Tanja Hammerl. Der Verein hat gute Kontakte in die Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber und wird dort Erstberatungen für Geflüchtete auf Jobsuche durchführen. Außerdem hat der Verein Mittel zur Verfügung gestellt, mit denen integrAIDE bereits einen hauptamtlichen Koordinator für die Würzburger Job-Coaches einstellen konnte.

Die ersten Job-Coach-Schulungen

im Deutschhaus-Gymnasium finden an diesem Wochenende und Mitte März statt – eine Anmeldung ist jederzeit bei Bianca Heim, Tel. (09 31) 31 847 42, E-Mail bianca.heim@integrai.de – möglich. Infos über das Projekt gibt es auch im Internet unter www.integrai.de.

 
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