Gerade einmal vier Wochen hat es gedauert, bis Anette Graef, die Sprecherin der IG Plattnerstraße, 3771 Unterschriften gegen die geplante Umwandlung der Sterngasse, der Plattnerstraße und der Straße Am Bruderhof in eine Fußgängerzone gesammelt hat. 45 Parkplätze würden dadurch entfallen, auf die die Geschäftsleute der Innenstadt dringend angewiesen wären, so Graef vor kurzem im Gespräch mit dieser Redaktion. Die Listen waren in über 50 Geschäften der Innenstadt ausgelegt und sind es noch.
Graefs Argumentation schlossen sich der Stadtmarketingverein "Würzburg macht Spaß" mit seinem Geschäftsführer Wolfgang Weier und der Bezirksverband Unterfranken des Handelsverbandes Bayern mit seinem Geschäftsführer Volker Wedde an. Aber es gibt in den Reihen der Geschäftsleute der Plattnerstraße auch Befürworter. So zum Beispiel der Würzburger Nachtwächter Wolfgang Mainka und die Chefin des Weltladens Maria Sauter, die beide in der Plattnerstraße ihre Geschäftsräume haben.
Schuchardt: "Es geht da um einen Interessensausgleich."
Am Donnerstagmittag übergab Graef die Unterschriftenlisten nun im Wappensaal des Rathauses an Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Graef bat den OB, er möge im Stadtrat darauf hinwirken, dass sich die Ratsmitglieder auch die Stimmen derer in Betracht ziehen sollten, die sich auf den Listen verewigt hätten. Sie wünschte sich eine "praktikable Lösung". Der OB erwiderte, es handele sich in diesem Fall um eine Abwägung des Gemeininteresses, dies werde der Stadtrat tun und dabei alle Seiten berücksichtigen. "Es geht da um einen Interessensausgleich und wir werden nach der besten Lösung suchen."
Wie bereits berichtet, wird sich der Stadtrat in seiner Sitzung am kommenden Donnerstag ab 15 Uhr erneut mit dem Thema befassen müssen. Mitte Juli war ein entsprechender Vorstoß der Verwaltung im Bau- und Ordnungsausschuss des Stadtrates mit 8:7 Stimmen knapp gescheitert. Die Straßen Sterngasse, Am Bruderhof und Plattnerstraße sollten Fußgängerzone werden, 45 PKW- und sieben Motorradstellplätze würden dadurch ersatzlos entfallen.
Der Parkplatz in der Sterngasse sollte zu einem grünen Quartiersplatz mit Flächen für Außengastronomie und einer Abstellanlage für 30 Fahrräder umgestaltet werden. In der Plattnerstraße und auf der Fläche Am Bruderhof waren sieben neue große Bäume vorgesehen. Die Zufahrtsmöglichkeiten für alle Anwohner und für die Patienten und Besucher der Theresienklinik und der fachärztlichen Notfallpraxis wären aber erhalten geblieben.
Am Donnerstag muss der gesamte Stadtrat entscheiden
Acht Ausschussmitglieder von CSU, FWG und FDP-Bürgerforum waren dagegen. Sieben aus den Reihen vom SPD, den Grünen, der ÖDP und der ZfW waren dafür. Da es sich nicht um ein Gutachten für den Gesamtstadtrat sondern um einen endgültigen Beschluss handelte, schien das Thema damit vom Tisch. Doch kurz nach der Sitzung machten die Unterlegenen von ihremVetorecht gemäß Bayerischer Gemeindeordnung Gebrauch.
Podiumsdiskussion am Dienstag
Um auf die Dringlichkeit des Anliegens zu verweisen, veranstaltet der CSU-Ortsverband Stadtmitte mit seiner Vorsitzenden Sabine Wolfinger am kommenden Dienstag um 19.30 Uhr im Kellergewölbe der Gaststätte Martinz in der Martinstraße eine Podiumsdiskussion zum Thema "Sinnhaftigkeit der Erweiterung der Fußgängerzone in der südlichen Innenstadt". Die Erreichbarkeit mit dem Auto und damit der Erhalt der Parkplätze seien für die Geschäftsleute, aber auch für die Theresienklinik sowie die Besucher der Innenstadt sehr wichtig und es stelle sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Vorgehens zur Abschaffung dieser Parkplätze, heißt es in der Ankündigung.
Auf dem Podium sitzen Anette Graef, Sprecherin der IG Plattnerstraße, Wolfgang Roth, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CSU im Stadtrat und Sabine Wolfinger, CSU-Ortsverbandsvorsitzende Stadtmitte und Vorsitzende des Einzelhandelsverbandes Würzburg. Als Gäste sind geladen Wolfgang Weier, Geschäftsführer von "Würzburg macht Spaß", und Volker Wedde, Bezirksgeschäftsführer des Handelsverbandes (HBE) Unterfranken.
Das ist mir jetzt aber zu schwarz-weiß gedacht. Ich bin ebenfalls der Meinung,das eine weitere Verkehrsberuihigung sowie eine Verminderung des Parksuchverkehrs der Innenstadt gut tut. Aber: es gibt Menschen, die beispielsweise aufgrund einer Einschränkung ihre Arztpraxis in der Innenstadt nicht zu Fuß oder mit dem Bus erreichen können und nicht jeder Pflichtversicherte hat das Geld für eine Taxifahrt hin und eine weitere zurück im Geldbeutel.
Überhaupt stört mich bei dieser Debatte der Umgangsstil, ich habe das Gefühl, hier wird nur noch mit dem Vorschlaghammer diskutiert. Leute, das Leben ist nicht nur in Gut und in Böse aufgeteilt, es gibt sehr viele Grauwerte dazwischen. und genau darum geht es in einem guten Miteinander: in einer sachlichen Auseinandersetzung einen Mittelweg zu finden - DAS ist Politik.
Bäume in der innenstadt sind ungeheuer Wichtig, ganz besonders in WÜ, aber eine Innenstadt ohne Geschäfte ist nur tot - und Polemik hilft hier leider gar nicht.
Ja, das genau ist das demokratieverständnis der CSU.
Wie man angesichts aktueller Probleme, wie Klimawandel, Luftverschmutzung aber auch den fehlenden attraktiven Flächen in der Stadt noch dafür sein kann, diese wertvollen Flächen privaten Autos zum rumstehen zur Verfügung stellen zu wollen, und damit massiven Suchbereiche in diese Lage zieht, dafür finde ich kein rationales Argument. Mag sein, dass die Geschäftsleute Kunden haben, die derzeit mit dem Auto dort parken. In diesem Fall überwiegt aber klar das allgemeininteresse. Und ich erwarte zudem eine deutliche Steigerung der Attraktivität der Plattnerstraße.