
Jahrzehntelang hat Gerhard Bleß Unterfrankens Lehrerinnen und Lehrer vertreten. Seit 47 Jahren ist er Mitglied im Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV), davon 33 in der Vorstandschaft. Die vergangenen 22 Jahre wirkte er als unterfränkischer Bezirksvorsitzender des BLLV. Bei der jüngsten Wahl um dieses Amt trat der 65-jährige Pädagoge nicht mehr an. Man kann durchaus sagen, dass Bleß sein Berufsleben dem Kampf für die Lehrkräfte gewidmet hat – und dem Kampf um mehr Personal.
Gerhard Bleß: Auch. Aber das Wichtigste ist, sich bewusst zu machen, dass man unterwegs ist, um Ziele zu erreichen. Und zwar gemeinsam – ich habe schon in jungen Jahren erkannt, dass man, wenn man alleine kämpft, verloren ist. Wir brauchen die Gemeinschaft, um Grundlegendes zu verändern. Ganz wichtig ist auch die Bereitschaft, etwas für die Allgemeinheit zu tun - und zwar uneigennützig. Das ist kein Job, den man fürs Ansehen macht oder für die Karriere.
Bleß: Drei wichtige Ziele: Bessere Arbeitszeiten für die Lehrer. Bessere Arbeitsbedingungen. Und eine gerechtere Lehrerbesoldung.
Bleß: Für den Kampf um bessere Bedingungen für Lehrer braucht man einen langen Atem. Da sind wir auf der Langstrecke; sind das immer gewesen. Frühere Lehrergenerationen haben rund fünfzig Jahre darum gerungen, Volksschullehrer von der Knechtschaft kirchlicher Schulaufsicht zu befreien. Was erst 1919 gelungen ist, als Volksschullehrer nicht mehr der Kirche, sondern dem Staat unterstanden. Genauso haben frühere Lehrergenerationen fast hundert Jahre lang darum gekämpft, dass Volksschullehrer nicht an Lehrerbildungsanstalten lernen, sondern an der Universität – und das wurde hierzulande erst 1974 Wirklichkeit.
Bleß: Was die Arbeitszeiten für Lehrkräfte betrifft, haben sich die Bedingungen in den letzten Jahren tatsächlich verschlechtert. Zusätzlich zum Unterricht und der Unterrichtsvorbereitung müssen sich Lehrkräfte nämlich ständig absprechen: viel öfter und viel intensiver als früher mit den Schülereltern, aber auch mit Psychologen, Jugendsozialarbeitern, Ärzten oder anderen Pädagogen. Das bindet immens viel Zeit; aber dieser außerunterrichtliche Aufwand wird nicht angemessen auf die Stundenzahl angerechnet.
Bleß: Ja, die sachliche und räumliche Ausstattung der Schulen hat sich klar verbessert. Mit der personellen Ausstattung der Schulen verhält sich das anders. Ich verbuche es klar als Erfolg, dass der Verband in den 80er Jahren die mobile Lehrerreserve durchsetzen konnte und in den darauffolgenden Jahren viele Planstellen geschaffen wurden. Dadurch haben sich die Klassen verkleinert. Der große Fehler, der um die Jahrtausendwende im bayerischen Kultusministerium aber gemacht wurde, war der, die Lehrerzahlen von den Schülerzahlen abhängig zu machen – dies natürlich, um Geld zu sparen. Ich habe dieses Berechnungsmodell schon damals kritisiert; es bleibt ein großer Fehler und verhindert langfristig eine bedarfsgerechte Personalpolitik. Aktuell haben wir auch deswegen einen extremen Lehrermangel!
Bleß: Das Problem ist, dass die Universitäten ja nur so viele Studienplätze anbieten können, wie sie Personal und Räume haben –und sie haben oft zu wenig. Kippt der Numerus clausus (N.c.), hätten wir mehr Studenten, aber nicht mehr Personal an den Unis. Das wäre auch keine gute Lösung.
Bleß: Teilweise. Früher sind Grund- und Mittelschullehrer - anders als Gymnasiallehrer - mit der Besoldungsstufe A12 eingestiegen und blieben dort ihr Berufsleben lang. Seit 2009 können aber auch Lehrkräfte dieser Schularten befördert werden, was etwa einem Viertel von ihnen gelingt. Das ist ein Erfolg. Dass Lehrkräfte dieser Schularten aber noch immer nicht das Eingangsamt A13 erhalten, bleibt eine Ungerechtigkeit, gegen die sich unser Verband nach wie vor wehrt.
Bleß: Die Überzeugung, dass unsere Forderungen richtig und gerecht sind. Für die Lehrkräfte und für die Schüler.
Bleß: Sehr gute Kommunikationsfähigkeiten. Lehrer kommunizieren permanent: mit Schülern, Eltern, Kollegen, außerschulischen Institutionen. Wer das nicht gerne tut, macht den Beruf nicht lang. Das wichtigste ist aber, glaube ich, die Freude am Arbeiten mit jungen Menschen und die Fähigkeit, diese so zu akzeptieren wie sie sind – als spannende Individuen.
So wenig Gehalt Einstieg A13
4643,98 EUR, steigert sich auf
5492,88 EUR. Dazu zahlen sie keine Arbeitslosenversicherung , keine gesetzliche Krankenversicherung und bekommen eine Pension, die viel höher ist, wie bei Angestellten, die 40 Jahre arbeiten. Im Übrigen tun das die wenigsten Lehrer in Vollzeit. Eine Runde Mitleid.