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Würzburg
Wegen Ansturm auf Grundschullehramt: Uni Würzburg kehrt zum NC zurück
Doppelt so viele Studierende wie Plätze: Die Uni Würzburg führt für das Lehramt an Grundschulen wieder den Numerus Clausus ein. Und das Ministerium korrigiert sich selbst.
Erinnerung an die Vor-Corona-Zeit: ein voller Hörsaal an der Uni Würzburg bei einer Grundvorlesung in Pharmazie. Aus allen Nähten platzen würden die Vorlesungen und Seminare für angehende Grundschullehrer ohne Numerus Clausus.
Foto: Daniel Peter | Erinnerung an die Vor-Corona-Zeit: ein voller Hörsaal an der Uni Würzburg bei einer Grundvorlesung in Pharmazie.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:38 Uhr

Erleichterung an der Uni Würzburg: Zum kommenden Wintersemester gilt nach einem Jahr Pause wieder ein Numerus Clausus (NC) für das Lehramt an Grundschulen. Damit will man zu normalen Verhältnissen bei der Zahl von Studienanfängern zurückkehren. Das Wissenschaftsministerium hatte die Zulassungsbeschränkung 2020 bayernweit kassiert, um mehr Lehrernachwuchs an die Unis zu bringen.

Lehramt Grundschule: Uni Würzburg nach NC-Abschaffung überrannt

Die Julius-Maximilians-Universität (JMU) wurde daraufhin regelrecht überrannt. Nun hat das Ministerium zumindest den Unis in Würzburg und Bamberg die Wiedereinführung des NC für die Grundschuldidaktik zugestanden. Wo er genau liegen wird, steht noch nicht fest. Dies hängt vom Eingang der Bewerbungen ab.

In Bamberg hatten sich im Herbst 2020 plötzlich doppelt so viele Studienanfänger für das Grundschullehramt eingeschrieben wie in den Jahren zuvor. In Würzburg kamen auf 324 Erstsemesterplätze rund 700 Studierende. Eine Welle, die nur schwer zu bewältigen ist und die sich über die weitere Studienzeit fortsetzt.

Von Entspannung könne keine Rede sein, sagt Prof. Sanna Pohlmann-Rother, Inhaberin des Lehrstuhls für Grundschulpädagogik und -didaktik an der JMU. Erleichterung ja, Aufatmen nein. 850 Erstsemester hatte sie vergangenen Winter in ihrer Einführungsveranstaltung, die auch Studierende der Sonderpädagogik absolvieren müssen.

Man versuche, diese Kohorte nun zu entzerren. Digitale oder hybride Lehrformate zu nutzen, wo es sinnvoll ist. Zu rotieren - ähnlich dem Wechselunterricht an Schulen. Aber Studierende kommen auch in praxisbezogene Seminare, es fehlen Räume und Lehrpersonal. Studienzeiten könnten sich dadurch verlängern. "Die Betreuung muss gewährleistet sein, sonst leidet die Qualität der Ausbildung", warnt Pohlmann-Rother.

Prof. Sanna Pohlmann-Rother ist seit 2017 Inhaberin der Lehrstuhls für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik an der Universität Würzburg.
Foto: Christoph Weiß | Prof. Sanna Pohlmann-Rother ist seit 2017 Inhaberin der Lehrstuhls für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik an der Universität Würzburg.

Sie appelliert an den Freistaat, die Universität mit wissenschaftlichen Stellen und Abordnung von Lehrkräften zu unterstützen: "Wir brauchen mehr Ressourcen, um diese Kohorte durch das Staatsexamen zu bringen." Also für mindestens drei Jahre. Die Regelstudienzeit für das Grundschullehramt beträgt sieben Semester, häufig kommt ein Vorbereitungssemester für das Examen hinzu. 

Druck auf Würzburger Studienplätze aus angrenzenden Bundesländern

Dass ausgerechnet Würzburg nach der NC-Freigabe dermaßen von Lehramtsstudenten überrollt wurde, liegt vor allem an der Nähe zu den Bundesländern Baden-Württemberg, Hessen und Thüringen – alle mit NC. Aber auch generell ist der Druck in Würzburg groß. Nach der Ludwig-Maximilians-Universität München ist die JMU in Bayern die zweitgrößte Hochschule für Lehrerausbildung. Zuletzt waren hier rund 6500 junge Frauen und Männer für das Lehramt eingeschrieben – nahezu ein Viertel aller Studierenden.

Uni-Vizepräsident Andreas Dörpinghaus, zuständig für den Bereich Lehre, bezeichnet die Rückkehr zum NC als "Notbremse", als "absolute Notwendigkeit", um Bewerberzahlen zu begrenzen. Seit Jahren kämpfe man in allen Fächern der Lehrerbildung mit einer enormen Überlast. Sie sei selbst mit der Zulassungsbeschränkung größer als an anderen Hochschulen ohne NC. Die neue Hochschulleitung wolle das Lehramt stärker in den Fokus nehmen, so der Inhaber des Lehrstuhls für systematische Bildungswissenschaft. 

Wissenschaftsministerium hat fünf zusätzliche Stellen bewilligt

Als neuer Uni-Präsident unterstreicht Paul Pauli den Stellenwert der Lehrerbildung. "Natürlich sehen wir den Bedarf an Studienplätzen für das Grundschullehramt, aber ein Aufwuchs muss gut geplant und durch Personal und Räume hinterlegt sein", mahnt er aktuell. Ansonsten leide die Qualität des Studiums.

Das bayerische Wissenschaftsministerium versichert auf Anfrage, "die Situation weiterhin im Auge zu behalten". Man stehe dazu in engem Kontakt mit den Hochschulen. Wegen der sich abzeichnenden starken Auslastung habe das Ministerium der Uni Würzburg fünf zusätzliche Stellen bis Ende Oktober 2024 bewilligt: "Damit hat das Staatsministerium einen substanziellen Beitrag zur Bewältigung der Kohorte aus dem Wintersemester 2020/21 geleistet." 

Unterdessen ist der Run auf das Grundschullehramt an der Uni Würzburg ungebrochen: Für das neue Wintersemester liegen aktuell schon wieder 720 Bewerbungen vor. Mehr als die Hälfte von ihnen wird also an einer anderen Hochschule unterkommen müssen.

 
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  • ammi187@gmail.com
    Es gehört mehr dazu als ein gutes Abitur. Nämlich auch soziale Kompetenzen, Empathie und Ähnliches.

    Deutschland nervt mich da wird nur auf die Noten geschaut nichts anderes. In den Grundschulen habe ich selber schon die Erfahrung gemacht dass man Mädchen bevorzugt und dann schon indirekt dafür sorgt dass diese auf Realschule oder Gymnasium gehen. Buben werden meist benachteiligt. Es gibt auch genug Internetforen wo Lehrer dies bestätigen.

    Soll doch einer mal ganz klar nachschauen wie viel Prozent wir Frauen Lehrer haben und wie viele Prozent Männer.

    Gender diversity ja- aber die Richtung gefällt mir nicht.
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  • isabellaihrig@web.de
    Lehramt sollte man nur nach erfolgreicher Aufnahmeprüfung studieren dürfen. Es gehört soviel mehr dazu als ein gutes Abi. Freude an Kindern, Empathie, die Fähigkeit in einfacher Sprache zu sprechen, Einfühlungsvermögen, Flexibilität, pädagogisches Geschick usw. Für Lehramt Realschule bzw. Gymnasium ist noch Ausstrahlung, äußere Erscheinung und Auftreten wichtig. Bei Musik oder Kunststudiengängen muss auch ein Auswahlverfahren jenseits der Abinote bewerkstelligt werden, warum nicht auch bei dem Studium, an dessen Ende Absolventen verbeamtet, auf Lebenszeit versorgt und ohne weitere Kontrollen über die Lebensläufe der anvertrauten Kinder entscheiden?
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Wiedereinmal weiß die eine Hand nicht, was die andere will. Oder beide. Wenn die mediale Berichterstattung der letzten Monate - vor allem im Rahmen von Corona - stimmt, dann fehlen doch offensichtlich Lehrerinnen und Lehrer. Und das bundesweit. Somit ist doch erfreulich, dass sich VIELE Menschen dafür bewerben. Dass sich dann Menschen aus anderen Bundesländern bewerben, ist also ebenfalls nachvollziehbar. Dann schlägt aber der Föderalismus zu, der die Vorort=Landes-Priorität in den Mittelpunkt stellt. Schade. Nein: traurig!
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  • Arcus
    Wird bei der Auswahl der Studenten eigentlich auch das Geschlecht berücksichtigt? Auf dem Bild sehe ich nur ju ge Frauen. Sollten da nicht auch ca. 50% Männer sitzen?
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  • Auf eigenen Wunsch entfernt.
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  • bsch
    Eine Männerquote beim Grundschul- und KITa Personal ist längst überfällig, es müssen ja nicht 50% sein.
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  • A.C.Greber
    Foto: Daniel Peter | Erinnerung an die Vor-Corona-Zeit: ein voller Hörsaal an der Uni Würzburg bei einer Grundvorlesung in Pharmazie.

    Wer lesen kann, ist klar im Vorteil!!!
    Da zeigt sich, wie wichtig Grundschulausbildung ist.
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  • carola_guenther@t-online.de
    Das Aufheben des NC ist nur eine sehr kurzfristig gedachte Lösung und Entlastung für die Uni - denn schon jetzt besteht Lehrermangel in der Grundschule.
    Wer denkt an die Kinder, die ein Recht auf ausgebildete Lehrkräfte (und nicht motivierte Quereinsteiger) haben?!

    Wie soll der Lehrermangel beseitigt werden, wenn Ausbildungsplätze/Studienplätze fehlen?
    Wie plant hier das Kultusministerium? Augen zu und durch - so kann und darf die Devise nicht sein.
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  • jhuller@gmx.de
    So wie ich das verstehe, herrscht Lehrermangel vor allem in höheren Jahrgangsstufen aller Schularten. Nix für Ungut, liebe Grundschullehrer, euer Job ist definitiv wichtig, legt er doch die Basis für das spätere Leben der Menschen. Aber vom Berufsbild her ist Grundschullehrer eher so der vollzeitbezahlte Halbtagsjob mit Beamtenstatus, Frauenanteil 99%. Die Kids sind noch nicht in der Pubertät, alles easy. Daher der Run auf diesen Studiengang.

    Einziges Manko sind die heutigen Eltern, die den Anwalt auf der Schnellwahltaste ihres Handys haben und nicht zögern, diesen zu engagieren, sollten die Noten ihres Bankerts nicht den eigenen, überzogenen Ansprüchen entsprechen. Das braucht Nerven. Wer das nicht glaubt, sollte sich mal in den Elternbeirat einer beliebigen Grundschulklasse wählen lassen. Ganz großes Tennis auf kleinen Stühlen!
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  • musikmg
    Da verstehen Sie aber gar nichts von der Realität...
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  • Einwohner
    Leider sind viele total ungeeignet und merken es erst wenn sie nach jahrelangem Studium zum ersten Mal vor Schülern unterrichten.
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  • kleinhenz_philipp@web.de
    Wie „viele“ sind das denn?
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  • poetry2000@web.de
    Lehrermangel ohne Ende aber nicht genug Studienplätze. Also wird wieder nur die Hälfte der Bewerber die Chance haben, wirklich später mal an einer Grundschule zu unterrichten. Ein kaputtes System was zu immer weiteren Bildungsmängeln führt.
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