Wann die ersten Bewohnerinnen und Bewohner in die neuen Wohnungen auf dem alten Brauhaus-Gelände einziehen werden, das ist noch völlig offen. Fakt ist: Mindestens ein Jahr wird es brauchen, bis die Grundlage für die Pläne einer Investorengruppe geschaffen sein wird. Folgt der Stadtrat der Empfehlung des Bauausschusses, beginnt Ende Februar das beschleunigte Verfahren hin zu einem gültigen Bebauungsplan für das Areal. Eine Industriebrache, die seit Jahren vor sich hin verfällt.
2015 ist das Brauhaus insolvent gegangen, seitdem tut sich nichts mehr auf dem weitläufigen Gelände, das neue Eigentümer gefunden hat. Wie Stadtbaumeister Markus Sauer im Bauausschuss des Stadtrats erklärte, will eine Investorengruppe auf dem Areal rund 100 Wohneinheiten einrichten, die alten Gebäude der Brauerei erhalten, neue dazu bauen.
Seit rund zwei Jahren feilen die Investoren an den Plänen, die laut Sauer bereits mit den entscheidenden Behörden abgestimmt sind. Darunter auch die Naturschutzbehörde und das Landesamt für Denkmalpflege. Wichtig deshalb, weil ein Großteil der alten Gebäude erhalten und saniert werden soll.
Das Brauhaus, die ehemalige Produktionshalle, sogar das Silo, das aufgestockt werden soll, verwandeln sich in Wohnraum nahe der Innenstadt. Zu den rund 10.150 Quadratmetern Wohnfläche kommen nach den Plänen zwei Gewerbeeinheiten mit etwa 400 Quadratmetern und 150 Stellplätze, 100 davon in einer Tiefgarage.
Viele Wohnformen sollen angeboten werden
Angeboten werden sollen in den sanierten alten Gebäuden und den Neubauten viele Formen des Wohnens – vom gehobenen Wohnen bis hin zum normalen Standard, ein Teil davon auch für studentisches Wohnen, von Loftwohnungen bis hin zu Mehr- und Einfamilienhäusern mit Garten.
"Ein herausragendes Projekt", nennt Stadtbaumeister Markus Sauer auch deshalb, was aus der Industriebrache werden soll. "Etwas besseres kann uns an dem Standort nicht passieren." Auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé wirkt begeistert. Alleine das Kesselhaus zu erhalten und bewohnbar zu machen, sei "eine herausragende Leistung". Selbst das Verwaltungsgebäude, ein Bau aus den 1960er-Jahren, solle saniert und nicht abgerissen werden, was nicht zuletzt auch das "Freiwerden von viel CO2 erspart", so Remelé.
Aus einer Industriebrache wird Wohnen in idealer Lage – nahe der Innenstadt
Für Rüdiger Köhler (CSU) zeigt das Projekt, dass es "in der Innenstadt noch Potenzial gibt für maßvolles Nachverdichten". Dass eine "Industriebrache verwandelt wird in aufgelockertes Wohnen in idealer Lage", freut auch Holger Laschka (Bündnis 90/Die Grünen), der auf seinem Weg zur Arbeit täglich an den Gebäuden vorbeikommt. Positiv sei auch, dass es schnell geht, "das neue Schweinfurt Tempo".
Während der Vergleich zwischen aktuellem Luftbild und den Plänen für Adi Schön (Freie Wähler) zeigt, dass das Brauhaus-Areal künftig weniger versiegelt sein wird, hat Ulrike Schneider (Zukunft./ödp) daran noch Zweifel. Grundsätzlich findet auch sie es positiv, dass alte Bausubstanz erhalten und wieder nutzbar gemacht wird, allerdings möchte sie, dass nicht nur das große Biotop erhalten bleibt, wie es die Investoren planen, sondern auch das kleinere.
Im weiteren Verlauf des Verfahrens werde man alles prüfen, versicherte Sauer, verwies aber auf die bereits im Vorfeld enge Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde. Ralf Hofmann (SPD) erklärte, man könne Einzelfragen im Prozess des Verfahrens klären. Insgesamt ist er davon überzeugt: "Das wird städtebaulich etwas ganz besonderes." Eine Antwort auf seine Frage nach dem Zeitplan gab es nicht. Nur was die Aufstellung des Bebauungsplans betrifft, konnte Stadtbaumeister Sauer konkret werden: "Mindestens ein Jahr."
Ulrike Schneider schloss sich der einhellig positiven Abstimmung über das Projekt zwar an, will aber in einer der nächsten Sitzungen einen Antrag einreichen, um Nachbesserungen zu erwirken.