Das Schweinfurter Brauhaus steckt tief in der Krise. In der vergangenen Woche sind die Mitarbeiter, die teilweise aus den Ferien gerufen wurden, informiert worden, dass Geschäftsführer Heinrich Weck am 30. Dezember ein Insolvenzverfahren beantragt hat. Als vorläufiger Insolvenzverwalter der Hauptgesellschaft, der Brauhaus GmbH Vertrieb, wurde Stefan Herrmann von der BFP Insolvenzverwaltung Würzburg berufen. Zwei Kollegen aus dieser Kanzlei vertreten die beiden Tochtergesellschaften, die Verwaltungs- und die Produktions- GmbH. Herrmann kündigte an, dass der Betrieb zunächst weitergeht. Die 30 Mitarbeiter erhalten Insolvenzgeld bis Ende Februar. Bis dahin soll ein Investor gefunden werden.
Der Betriebsratsvorsitzende Werner Kirchner ist am Freitag von Weck informiert worden. Dass es Probleme gibt, habe man in der Belegschaft gewusst, das Ausmaß jedoch nicht geahnt. Nach dem Gespräch mit dem Insolvenzverwalter sei er optimistisch, dass ein Investor gefunden wird.
Das Brauhaus hat seit den späten 1980er-Jahren Probleme. Unter Direktor Josef Enthammer hatte das Unternehmen einen wahren Boom erlebt. Zu seinen besten Zeiten standen 120 Mitarbeiter auf den Lohn- und Gehaltslisten. Unter Enthammers Nachfolgern bröckelt das Geschäft, was einerseits mit Veränderungen am Markt, aber auch mit der Qualität und dem Image des Brauhausbieres zu tun hatte.
Als Weck 2010 als Geschäftsführer und Gesellschafter einstieg, waren gerade einmal 29 Menschen beim Brauhaus beschäftigt. Bei der Übernahme schrieb das Brauhaus bereits rote Zahlen, sagt Hermann. Erheblicher Investitionsbedarf in den veralteten Maschinenpark hätte das Ergebnis weiter belastet.
In letzter Zeit hat das Unternehmen mit dem Schießhaus und dem Naturfreundehaus starke Kunden verloren. In der Branche wird zudem der niedrige Bierpreis im Raum Schweinfurt beklagt. „Die Einnahmen haben einfach nicht gepasst“, fasst Herrmann zusammen.
Ehrgeizige Ziele
Weck trat mit ehrgeizigen Zielen an. Er kam aus der Geschäftsführung der EDEKA-Nordbayern, Sachsen und Thüringen, über die er mit dem Brauhaus geschäftlich verbunden war. Er verfolge langfristige Ziele, sagte er im Interview und nannte „Qualität, Qualität und nochmals Qualität“, die unter wechselnden Geschäftsführern auf der Strecke geblieben seien, als Herausforderung, um das Image des 1858 gegründeten Traditionsunternehmens aufzupolieren. In einem ersten Schritt stellte er den Vertrieb für die Gastronomie mit einem drei Mann starken Team auf eigene Beine, um den Wirten die für sie zuständigen Ansprechpartner zuweisen zu können.
Der ausgelagerte Bereich „Feste“ wurde wieder in eigener Regie geführt und ein eigener Partyservice aufgebaut.
Die Produktion und den Vertrieb wollte er an ökologischen Grundsätzen ausrichten. In den lokalen Mitbewerbern – Brauerei Roth, Wernecker Brauerei und der Brauerei Ulrich Martin (Hausen) – sah Weck leistungsfähige Mitstreiter, die sich als regionale Anbieter gemeinsam gegen die „Fernsehbiere“ stark machen sollten.
2012 hat das Brauhaus ein großes Fest gefeiert. 100 Jahre zuvor war die Brauerei aus Platzgründen vom Marktplatz an den Klingenbrunnen umgezogen – in das imposante von Professor Ganzenmüller (Weihenstephan) geschaffene Gebäude. Die Gäste erlebten dabei einen optimistischen Geschäftsführer. Dass das Brauhausbier unter Wecks Führung besser geworden ist, wird von Kennern allgemein anerkannt.