Zu viele Autos, zu wenig Platz – Menschen, die in Schweinfurt im Bereich Innenstadt Nord leben, profitieren zwar von der Nähe zur Innenstadt. Doch die hat auch ihre Schattenseiten: Wer in die Stadt will und einen kostenlosen Parkplatz sucht, landet oft in den Straßen des Quartiers, das gerade einmal 750 Meter von der Innenstadt entfernt ist. Die Straßen sind zugeparkt, während die meisten Bewohnerinnen und Bewohner dagegen zu Fuß in dem Viertel unterwegs sind. Auch das hat eine Voruntersuchung ergeben.
Welche Probleme gibt es? Was wünschen sich die Bewohnerinnen und Bewohner? Wie könnte das über sechs Hektar große Quartier in Zukunft aussehen? Diesen Fragen ging das Planungsbüro Umbaustadt aus Weimar nach und hat das Quartier unter die Lupe genommen. Denn die Innenstadt Nord soll zum Sanierungsgebiet werden. Jetzt sind die Voruntersuchungen abgeschlossen, erste Ideen liegen vor. Architekt Vinzenz Dilcher stellte sie dem Bauausschuss des Stadtrats vor.
Rund 490 Menschen leben in dem Quartier, das zu den Gründerzeitvierteln Schweinfurts zählt. Es liegt nördlich der Niederwerrner Straße, wird von der Friedhofstraße im Osten, der Schopperstraße im Norden und der Auenstraße im Westen begrenzt. Ein Mix aus Wohnhäusern, Werkstätten, Gewerbebetrieben, viel versiegelter Fläche und – wie gesagt – Lawinen von Autos. "Eigentlich", sagt Städteplaner Dilcher, "ein ziemlich kunterbuntes Quartier mit gewissem Charme." Der allerdings ist etwas versteckt.
Was sich die Planer wünschen und auf was Anwohnerinnen und Anwohner hoffen
Viele Gebäude sind in schlechtem Zustand, sagt Dilcher, manche "nah am Zerfall". Dagegen tun kann die Stadt nur wenig, allenfalls die Rahmenbedingungen schaffen, damit Hausbesitzer sanieren. Wird der Bereich zum Sanierungsgebiet, profitieren auch sie von Zuschüssen. Die Stadt, so der Planer, habe nur wenig Möglichkeiten einzugreifen, ihr gehören nur die Straßen, "kein einziges Grundstück, auf dem sie ein Projekt umsetzen könnte". So muss sie auf private Initiative hoffen und für die Pläne werben.
Diese sehen grob vor, durch die gesamte Innenstadt Nord einen Gehweg zu schaffen, mehr Grün ins Viertel zu bringen, was sich auch Bewohnerinnen und Bewohner wünschten, die Flut von parkenden Autos wegzudrängen, damit Platz für Gehwege und eventuell auch Gastronomie an der Straße entstehen könnte. Und schließlich könnten aus betonierten Innenhöfe schön gepflasterte Höfe werden. Wenn die Grundstücks- und Hausbesitzer mitspielen. Chancen gibt es. Dass einige sanieren wollen, auch das hat die Voruntersuchung ergeben.
Wo Stellplätze entstehen könnten, wenn Straßen frei werden sollen
Ein wesentlicher Knackpunkt aber wäre, die Flut von parkenden Autos wegzudrängen, die auch die Anwohnerinnen und Anwohner stört. Stellplätze für sie könnten auf brachliegenden Flächen im Viertel Platz finden, beispielsweise auf dem Gelände gegenüber der Diakonie. Würde man dort ein Parkhaus bauen, könnten die vorhandenen Stellplätze in den Straßen komplett ersetzt werden. Als einfache Parkfläche genutzt, würden 75 Autos auf der Fläche Platz finden.
Ein Punkt, an dem einige Stadträtinnen und -räte sowie Oberbürgermeister Sebastian Remelé merklich zusammenzuckten. Das Stichwort Parkhaus ist in Schweinfurt aktuell ein schwieriges. So bleibt etwa das Parkhaus Mainberger Straße trotz aller Werbeaktionen leer, während sich in Sachen Neubau eines Parkhauses am Leopoldina weiter nichts tut.
Auch die Träger öffentlicher Belange, die Behörden und Ämter, die zu den vorbereitenden Untersuchungen und ersten Plänen für das Quartier um ihre Meinung gefragt worden sind, waren sich uneins. Sinnvoll oder nicht, die Meinungen über das vierstöckige Parkhaus in der Innenstadt Nord gingen weit auseinander.
Stadtrat Petersen (SPD): Menschen müssen sich das Leben hier weiter leisten können
SPD-Stadtrat Johannes Petersen und Rüdiger Köhler (CSU) wiesen darauf hin, dass die Wege für die Betroffenen nicht zu lange werden dürften, es auch ortsnahes Parken geben müsse, nicht zuletzt für Betriebe und Gastronomie. Das Konzept eröffne gute Perspektiven, so Petersen. Nur müsse die Stadt darauf achten, dass es mit der Sanierung keine Verdrängung gebe. Ziel müsse sein, dass sich Bewohnerinnen und Bewohner, die zu den Einkommensschwächeren zählen, das Leben dort auch weiterhin leisten können. Auch deshalb müsse die Stadt versuchen, möglichst viel Eigentum dort zu erwerben.
Ein zentraler Punkt für die Pläne im neuen Sanierungsgebiet ist der Umbau der Roßbrunnstraße. Die bisher eingeplanten 8,7 Millionen Euro würden nach heutigen Berechnungen nicht reichen, meinte Rüdiger Köhler. In einem waren sich alle einig: Das Sanierungsgebiet Innenstadt Nord ist ein lohnendes Projekt, für das es aber einen langen Atem braucht – und Überzeugungsarbeit.
Oder könnten Betriebe sich auslagern an den Rand von Schweinfurt?