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Schweinfurt
Zwei Jahre Klimapartnerschaft: Wie geht es weiter mit den Umweltprojekten in Tarija und Schweinfurt?
Die Anbahnungsphase ist vorbei, jetzt müssen Nägel mit Köpfen gemacht werden. Das bolivianische Tarija nimmt viele Anregungen aus Schweinfurt mit. Was geplant ist.
Die Klimapartnerschaft zwischen Schweinfurt und Tarija nimmt Fahrt auf. Was bisher passiert ist und welche Projekte geplant sind, präsentierten (von links) Paul Mendoza Pino, 2. Bürgermeisterin Sorya Lippert, Paul Castellanos Mealla und Marcos Lopez Soruco.
Foto: Irene Spiegel | Die Klimapartnerschaft zwischen Schweinfurt und Tarija nimmt Fahrt auf. Was bisher passiert ist und welche Projekte geplant sind, präsentierten (von links) Paul Mendoza Pino, 2.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 12.10.2024 02:38 Uhr

München, Dresden, Berlin, Schweinfurt – für die Gäste aus dem bolivianischen Tarija war der einwöchige Aufenthalt in Deutschland eine Abenteuerreise. Vor allem die letzte Etappe mit dem Deutschlandticket von Berlin nach Schweinfurt, die letztlich mit dem Flixbus zurückgelegt werden musste, weil keine Bahn mehr fuhr. Die Mühen haben aber gelohnt. "Wir gehen mit vielen Eindrücken nach Hause", sagt Paul Castellanos Mealla, ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung.     

Die Städte Schweinfurt und Tarija unterzeichneten im September 2022 eine Vereinbarung zur Teilnahme am Projekt "Klimapartnerschaften". Als verbindliches Ziel sollte bis Ende 2024 ein gemeinsames Handlungsprogramm entwickelt werden, in dem Themenschwerpunkte, Ziele und Maßnahmen zum Klimaschutz für beide Städte formuliert werden. Die Finanzierung des Projektes erfolgt mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Vier gegenseitige Besuche gab es in den vergangenen zwei Jahren. Das fünfte Treffen fand jetzt in Dresden statt. In der sächsischen Landeshauptstadt kamen die Vertreterinnen und Vertreter aller 22 Klimapartnerschaft-Kommunen zu einem internationalen Ergebnisworkshop zusammen, um ihre erarbeiteten Handlungsprogramme zu präsentieren.

Die dreiköpfige bolivianische Delegation machte danach einen Abstecher nach Berlin zur Klimaschutzbeauftragten der CDU/CSU-Fraktion, MdB Anja Weisgerber (CSU), bevor es zum Abschluss der Reise nochmal nach Schweinfurt ging. In mehreren Arbeitssitzungen wurden hier die finalen Handlungsschritte festgelegt. Bis Ende des Jahres muss der Antrag für ein konkretes Projekt gestellt sein, damit Fördermittel für den Klimaschutz fließt.

Grünes Band ist das erste Projekt

"Unser erstes Projekt wird die Entwicklung des Grünen Bands in Tarija und Schweinfurt sein", sagt 2. Bürgermeisterin Sorya Lippert, die Initiatorin der Klimapartnerschaft mit der 260.000-Einwohner-Stadt im südamerikanischen Anden-Staat Bolivien. In Schweinfurt soll sich diese grüne Achse einmal von der Ledward-Kaserne quer durch die Stadt bis zum Main ziehen, in Tarija entlang des Guadalquivir-Flusses, der sich durch das gesamte Stadtgebiet schlängelt.

Die Aufgabe ist ambitioniert, hier wie da. Der Unterschied: "In Tarija wird nicht lange geredet, da wird gemacht", sagt 2. Bürgermeisterin Lippert. So hatten die Partner in Bolivien schon nach dem ersten Besuch in Schweinfurt mit der Umsetzung losgelegt und eine große Reinigungsaktion in der Quebrada Sossa durchgeführt. Die 1,41 Kilometer lange und 4,13 Hektar umfassende Schlucht ist eine von insgesamt sieben Schluchten, die sich links und rechts des Flusses befinden. Sie sind größtenteils vermüllt und sollen alle zu grüne Erholungsräume umgestaltet werden. Auf 40 Kilometer summiert sich damit das Grüne Band von Tarija.   

Paul Mendoza Pino, in der Stadtverwaltung von Tarija zuständig für Bildung und Gesundheit, zeigt eine Videoanimation, wie es einmal aussehen soll: Schöne Grünanlagen ziehen sich durch die Schlucht. Ruheinseln, Spielplätze und Wasserspiele laden zum Verweilen ein. Für Kinder und Jugendliche stehen Outdoorspielgeräte bereit. Imbissstände bieten Kulinarisches, Kioske Handgefertigtes von Frauen in schwierigen Lebenslagen, die sich mit dem Verkauf ihren Lebensunterhalt aufbessern sollen. Ein soziales Projekt, als Ergänzung zum "Grünen Band".      

Noch sei Tarija weit entfernt von diesem Ziel, räumt Paul Castellanos Mealla ein. Aber die ersten Schritte seien getan. Bis Ende 2025 soll die Quebrada Sossa zumindest sauber und bepflanzt sein, um Familien aus der Stadt Erholung zu bieten.

Auch Abwasser und Müll sind ein Problem

Das Projekt "Grünes Band" beschränkt sich dabei nicht nur auf Säuberungs- und Begrünungsaktionen. Es inkludiert auch die Themen Wasserwirtschaft, Abwasser, Müll und Biodiversität. 

Beide Kommunen suchen Lösungen, wie überhitzte Städte lebenswert bleiben können und wie das Trinkwasser gesichert werden kann, das auf der fränkischen Trockenplatte genauso rar ist wie in der südamerikanischen Stadt. Interessant für Tarija ist hier das Projekt Brauchwasseraufbereitung, das derzeit in der Schweinfurter Kläranlage läuft.

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Auch die Abwässer sind ein großes Problem in Tarija. Es gibt zwar zwei Klärwerke. Aber weil immer mehr Bauern wegen der klimatischen Veränderungen ihre Lebensgrundlagen in den Bergen verlieren, siedeln sie sich wild in den Quebradas an, was zu einer Überlastung der Kläranlagen führt und zu einem weiteren großen Problem: dem Müll.

Riesige Abfallberge türmen sich entlang des Flusses, die Schluchten sind vollgekippt mit Müll. Umweltbildung wird in Schweinfurt und Tarija als der entscheidende Hebel gesehen. Was es schon gibt in Tarija: ein Nachhaltigkeitszentrum, in dem die Kinder für Müllvermeidung, Recycling und Mülltrennung sensibilisiert werden.

Schweinfurt könne hier noch etwas lernen, meint 2. Bürgermeisterin Lippert. "Wir müssen unser Grünes Band in der Definition ausweiten und die vielen Umweltaktivitäten in der Stadt besser vernetzen."    

 
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