
Das, was da gerade bei ZF Aftermarket vor sich geht, sagt Wolfgang Gutgesell, sei eine "Riesenschweinerei". 850 Millionen Euro Umsatz hätten die Mitarbeitenden dort im vergangenen Jahr allein in der Logistik eingefahren. Wochenlange Arbeit habe man in die Erstellung eines fundiert ausgearbeiteten Konzeptes gesteckt, nur um dann am Ende das Gefühl zu bekommen, dass die oberste Führungsebene nicht richtig zuhöre und die wichtigen Entscheidungen längst gefallen seien.
"Es geht nur noch um Kennzahlen und Rendite", sagt Gutgesell dann auf der Bühne in der Ernst-Sachs-Straße. Seine Kolleginnen und Kollegen von ZF-Aftermarket stimmen ihm mit lautem Beifall und Pfiffen zu. Etwa 200 sind heute zur Kundgebung gekommen, um ihre Wut und den Frust loszuwerden. Sie alle wollen Stellung beziehen: gegen die Erweiterung des Aftermarket-Standortes im tschechischen Ostrov und für den Ausbau des Bereichs in Schweinfurt.
Erst kürzlich hat das Management verkündet, den Ausbau des Werks im tschechischen Ostrov zu forcieren, um den wachsenden osteuropäischen Markt effizienter bedienen und unnötige Transporte reduzieren zu können. Alles zu Lasten der Zukunft des Standortes Schweinfurt, fürchten Gewerkschaft und Beschäftigte. "Durch diesen Schritt könnten mittelfristig mehr als 120 der aktuell rund 900 Stellen in Schweinfurt bedroht sein", schreibt die IG Metall in einer Mitteilung.
IG Metall: Entscheider haben keine Verbindung nach Schweinfurt
Laut Wolfgang Gutgesell würden derzeit zehn ZF-Standorte auf ihre Rentabilität hin geprüft. Mit auf der Liste: Schweinfurt. Ein Schritt, der bei dem langjährigen Betriebsrat böse Erinnerungen weckt. Schon 1998 habe man darum gekämpft, gute Arbeitsplätze zu halten, sagt Gutgesell. Heute befinde man sich an einem ähnlichen Punkt. Eine entscheidende Sache jedoch sei heute anders.
"Damals waren die Geschäftsführer noch ortsansässig." Die Einzigen, die heute noch eine Verbindung zum Standort hätten, seien die Betriebsräte und die Gewerkschaft. "Und wir werden immer mehr gezwungen, den Job und die Verantwortung unserer Führung zu übernehmen. Das kann nicht sein."

ZF Aftermarket – welches unter anderem Ersatzteile und Kupplungen vertreibt – sei, entgegen der Darstellung des Konzerns, in Schweinfurt sehr wohl erweiterungsfähig. Gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München (ifo) habe man ein Konzept erarbeitet, welches die Vorzüge Schweinfurts klar darstelle, sagt Gutgesell. Während in Schweinfurt an das bestehende Logistiknetzwerk angebaut werden könne, müsste der Konzern in Ostrov zunächst hohe Investitionen tätigen, neu bauen und gut ausgebildete Fachkräfte finden, bekräftigt er.
Betriebsrat verteidigt eigenes Geschäftskonzept
Ähnlich sehen das auch die Gewerkschafter der IG Metall Schweinfurt. Es liegen tolle Vorschläge auf dem Tisch, sagt Reiner Gehring, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall. Diese sollten nun ernsthaft geprüft werden. "Wir zweifeln an, dass das tatsächlich passiert ist." Laut Gewerkschaft habe auch die Stadt Schweinfurt bei einem Termin mit Arbeitnehmervertretern im Dezember Interesse an der Realisierung signalisiert. Neben Oberbürgermeister Sebastian Remelé nahmen damals auch die Wirtschaftsförderer der Stadt und des Landkreises Schweinfurt an der Vorstellung des Konzepts teil. "Das Konzept ist klar im Sinne der ZF", so die Arbeitnehmervertreter.
Noch deutlicher wird Gewerkschaftssekretär Matthias Gebhardt. ZF sei längst nicht mehr das soziale Unternehmen von früher. "Das ist inzwischen ein bornierter, rein kapitalorientierter Haufen, der aus Friedrichshafen über alle hinweg Entscheidungen trifft und nicht mehr die Menschen zu Wort kommen lässt." Der Konzer entziehe sich damit seiner sozialen Verantwortung für die Beschäftigten in Deutschland, kritisiert er.
Die Berechnungen, welche das Controlling aufführe, seien dagegen nicht mehr nachvollziehbar. "Am Ende steht hinter jeder dieser Zahlen ein Mensch", sagt Gehring. Einer davon, der auf der Kundgebung ebenfalls zu Wort kommt, ist Patrick Förster. Erst kürzlich ist der 37-Jährige Vater geworden. In diesem Jahr wollen er und seine Familie in Heidenfeld ein Haus bauen. "Wir haben keine Sicherheit mehr. Da kommen Ängste auf", verdeutlicht er.
ZF-Vorstand stimmt für Erweiterung in Ostrov
Derweil verkündet ZF, seine Pläne in die Tat umsetzen zu wollen. "Da der Standort Ostrov eine Schlüsselrolle zur Versorgung des stark wachsenden osteuropäischen Marktes einnimmt, hat der ZF-Vorstand heute der strategischen Ausrichtung des Aftermarket-Bereichs zugestimmt, den bereits bestehenden Logistikstandort Ostrov zu erweitern", erklärte eine ZF-Sprecherin auf Nachfrage dieser Redaktion. Mit dieser Strategie könne ZF unbefristete Arbeitsplätze sichern und bleibe zudem "seiner Verantwortung gegenüber den bestehenden deutschen Standorten verpflichtet", indem deren Wettbewerbsfähigkeit mit gezielten Investitionen erhöht werde.
Und dann wurden Geräte (Radio,Fernseher, Nähmaschinen, PC, usw) oder Klamotten usw aus Fernost vermehrt gekauft.
Und wo sind sie geblieben: Nixdorf, Grundig, Telefunken, Saba, Nodmende, Löwe, Pfaff, Singer, Lederindustie, Kleiderfirmen, Uhrenhersteller etc - usw usw - nur um einiges zu nennen. Könnte man noch viel weiter führen.
Tja, jetzt kommen die Firmen und deren Geschäftsführer halt auch auf die Idee: Geiz ist geil.
Warum in "D" produzieren wenns wo anders billiger ist bzw mit weniger Bürokratie oder sonstige Auflagen usw auch geht.
Wie würde die "Maus" jetzt sagen: klingt komisch - ist aber so.
Die Zeiten in denen ungelernte Industriearbeiter fasst das Salär eines Rechtsanwalts bekamen sind vorbei.
Die Ohren, die auf leere Parolen der Gewerkschaftsfunktionäre hörten werden immer weniger.
Es gibt immer mehr Leute, die nicht mehr bereit sind das viele Geld für ein überteuertes Auto auszugeben.
Die Zeiten in denen wir auf der Insel der Glücklichen lebten sind vorbei.
Leider sagt dies vor der Wahl keiner unserer hiesigen Parteien.
Der "point of no return "wurde überschritten.
Jetzt heißt es die Gürtel enger schnallen, weil auch arme Länder wie Bangladesch es sich nicht auf Dauer leisten können für eine überfütterte Wohlstandsgesellschaft wie Deutschland weiter Billigrammsch zu produzieren.
Parteien die das in ihr Wahlprogramm schreiben, sind beim Wähler unten durch. Parteiein die uns "Goldenen Zeiten" versprechen sind angesagt
In D ist der Diesel mittlerweile die Seuche und der Benziner das Auslaufmodell.
Also gibt es hier keinen Markt mehr, der zu bedienen sein will. Der Rest geht übers Internet, falls ihr es noch nicht gemerkt haben solltet. Die Politik scheisst uns aktuell einen Haufen nach dem anderen vor die Türe.
ZF als der Konzern den ihr kanntet, gibt es quasi nicht mehr.
Öffnet die Augen und kommt endlich in der Gegenwart an. Eure IGMetall will nur eure Beiträge, denn mit diesen Argumenten wollen die auch bis zum Renteneintritt hinkommen. Es braucht was anderes als markige Sprüche und die Schuldzuweisungen, die gerade getätigt wurden , spiegeln die Hilflosigkeit der Schreihälse wider. Mag sein, dass von der Konzernspitze keiner mehr in SW sitzt…
Wie viele von Euch „arbeiten“ auch nicht mehr in der Bude, sondern genießen das angenehme Home Office? Oder Ausgleiche..,
Oder sonstige Annehmlichkeiten, unangemessen abgerungen?
Wie sehen ihre Lösungsvorschläge aus? Oder selbst auch nur markige Sprüche und nichts dahinter?