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Schweinfurt
Zeug gibt's: Warum manche Brillen mehr sind als nur eine Sehhilfe
In einer Zeit, in der die Realität kaum zu ertragen ist, ist erweiterte Realität vielleicht eine Lösung. Nicht ganz erst gemeinter Blick auf neue Brillenmodelle.
Auch Schonungens Bürgermeister Stefan Rottmann ließ sich den Ausflug in die erweiterte Realität mittels AR-Brille nicht entgehen.
Foto: Helmut Glauch | Auch Schonungens Bürgermeister Stefan Rottmann ließ sich den Ausflug in die erweiterte Realität mittels AR-Brille nicht entgehen.
Helmut Glauch
Helmut Glauch
 |  aktualisiert: 06.10.2022 02:42 Uhr

Das, was sich diese Woche Landrat Töpper und OB Remelé im Bildungszentrum der Kreishandwerkerschaft auf die Augmented-Reality-Brille legen ließen, hätte durchaus mehr Potenzial als "nur" bei der handwerklichen Ausbildung digital das Lernen der Azubis zu unterstützen. Augmented Reality lässt sich am einfachsten mit "erweiterte Realität" übersetzen.  Einen erweiterten Horizont wünschen wir in Zeiten wie diesen, in welchen die Bananen nicht nur krumm, sondern eckig und scheckig gequatscht werden, so manchem Zeitgenossen. Eine "erweiterte Wirklichkeit" wäre aber auch nicht schlecht im Hinblick auf die Krisenmonate, die mutmaßlich vor uns liegen. Lassen wir uns doch einfach virtuell einbauen, was uns in Herbst und Winter möglicherweise fehlen wird. Ich denke da an eine üppige Weihnachtsbeleuchtung, einen Heizungsregler der auf "Volle Pulle" steht, ein prasselndes Kaminfeuer, viel Holz vor der Hütte und einen digitalen Weihnachtsbaum, an dem wir mit Brille und zittriger Hand – weil es in echt saukalt im Wohnzimmer ist – die Kerzlein anzünden.

Es muss ja nicht gleich die rosarote Brille sein

Wäre schön, wenn es solche Programm nicht nur für Arbeit und Ausbildung, sondern auch für seelischen Ausgleich gäbe. Es muss ja nicht die rosarote Brille sei, die uns die Realität erweitert, sondern eine, die Durchblick und Weitblick möglich macht.   

Eine Schippe erweiterte Realität wäre sicher auch hilfreich dabei, sich das Einkaufszentrum, das in Oberndorf entstehen soll, schon mal vorab auf dem noch kahlen Acker anzusehen. Dem mutmaßlichen Verbraucherwunsch nach mehr Einkaufsmöglichkeiten steht immenser Flächenverbrauch gegenüber. Hoffen wir also mal, dass nicht (wieder) Zeiten kommen, in denen die Läden leer sind und jeder Quadratmeter, auf dem man etwa Kartoffeln anbauen könnte, Gold wert ist.

Ein Seniorenheim schließt vor dem Rentenalter 

Das Gegenteil von Neueröffnung, nämlich die Schließung, steht dem Seniorenheim "Maria Frieden" ins Haus. Das Gebäude geht auf die 60 zu, ist jünger als seine Bewohner, aber dennoch nicht mehr fit für die Zukunft. "Bauliche Mängel" werden vom Träger, der Caritas, als Begründung ins Feld geführt. Erfreulich für Personal und Bewohner, dass die Diakonie, also der evangelische Gegenpol zur katholischen Caritas, in die Bresche springt und Pflegende und Pflegebedürftige komplett übernimmt. Für zusätzliche magnetische Anziehungskraft dürfte bei dieser konfessionsübergreifenden Übernahme auch der Umstand gesorgt haben, dass man so auch den eigenen Pflegekräftemangel abmildert.        

Während die Schließung des Seniorenheimes dennoch einigen an die Nieren gehen dürfte, wurde im AKW Grafenrheinfeld "Das Herz freigelegt". Das AKW, so blutleer es sein mag, wird von altgedienten AKWlern, die es Schritt für Schritt zerlegen, gern mit dem menschlichen Körper verglichen. Jetzt ist der AKW-Rückbau beim "Herz", dem Reaktordruckbehälter, angelangt. Wenn das Herz nicht mehr schlägt, um beim menschlichen Körper zu bleiben, hat der Rest Feierabend. Wenn mich mal wieder jemand fragt, warum das Rafelder AKW nicht einfach zur Bewältigung der Energiekrise wieder hochgefahren wird, werde ich ihm raten müssen, sich eine Augmented-Reality-Brille anzuschaffen und sich Dampf auf die Kühltürme programmieren zu lassen. 

 
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